Bei den 24 Stunden von Daytona 2024 (27.-28. Januar, Rennstart um 19:40 Uhr deutscher Zeit) kommt es nicht nur zum Vierkampf von BMW, Porsche, Acura und Cadillac um den prestigeträchtigen Gesamtsieg, sondern auch zu einem potenziellen Brüder-Duell: Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor (32) auf der einen Seite, sein sieben Jahre jüngerer Bruder Dries (25) im BMW-Prototypen auf der anderen.
Während Laurens vor seinem zweiten Jahr im Porsche 963 steht und dieses Jahr wieder in der WEC an den Start gehen wird, betritt Dries mit dem BMW M Hybrid V8 Neuland bei seinem Münchner Arbeitgeber. Bevor sich die beiden ab März in der Langstrecken-Weltmeisterschaft wiedersehen, steht der US-Ausflug zur 62. Auflage des Langstrecken-Klassikers bevor.
Daytona-Startaufstellung: Laurens vor Dries Vanthoor
Im Qualifying vor einer Woche hatte Laurens die Nase vorne im Brüder-Duell: Zusammen mit seinen Porsche-Penske-Teamkollegen Kevin Estre, Mathieu Jaminet und Nick Tandy belegte er den siebten Startplatz. Dries im #24 BMW M Hybrid V8 zusammen mit Philipp Eng, Augusto Farfus und Jesse Krohn nimmt das Rennen von Position acht auf.
Ein kleiner Erfolg für Laurens, wenngleich die Startpositionen auf dem 5,7 Kilometer langen Ovalkurs eine untergeordnete Rolle spielen und es im Rennen viel mehr auf das richtige Management des Verkehrs, die Reifen-Strategie und die Zuverlässigkeit ankommen wird.
Laurens: "Es soll nicht wieder laufen wie am Nürburgring"
Bei der Hatz zweimal rund um die Uhr könnte es durchaus dazu kommen, dass sich Laurens im Porsche und Dries im BMW im direkten Duell auf der Rennstrecke begegnen. Was dann beim hochtalentierten und ebenso ambitionierten Brüder-Paar passieren kann, hat das 24h-Rennen Nürburgring 2022 gezeigt: Laurens (Manthey-Porsche) und Dries (Phoenix-Audi) kollidierten früh bei hoher Geschwindigkeit auf der Nordschleife, das Brüder-Drama war perfekt. Während Laurens den Grello vorzeitig abstellen musste, düste Dries mit dem Audi R8 später immerhin zum Gesamtsieg.
"Es soll nicht wieder laufen wie am Nürburgring", erklärt Laurens in Daytona gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir haben beide draus gelernt und wollen uns in Zukunft eher helfen und als Brüder zusammenarbeiten. Wir wollen schlau sein und den anderen unterstützen." Zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt, denn am Ende wollen beide und nicht zuletzt ihre Arbeitgeber den Sieg in Daytona.
"Klar, wenn es in den letzten Stunden des Rennens ums Eingemachte geht, dann ist es egal, ob Dries mein Bruder ist oder nicht", macht Laurens deutlich. Der Brüder-Clash in Daytona war jedenfalls schon Thema am Küchentisch: "Wir haben darüber gesprochen. Während ich gar nicht wissen will, zu welchen Zeiten Dries im Auto sitzt, will er das bei mir immer wissen. Wir treffen dieses Jahr ja mehrfach aufeinander. Und wenn das auf der Strecke passiert, dann wollen wir uns gegenseitig helfen, wenn wir etwa durch den Verkehr müssen."
Laurens Vanthoor: Nur Daytona-Sieg fehlt noch
Dass Laurens mit dem möglichen Sieg vor Augen in Daytona keine Gefangenen macht, stellte er schon 2022 eindrucksvoll unter Beweis: In der Schlussphase kollidierte er nach einem rundenlangen und spektakulären Sieg-Duell mit Porsche-Werksfahrer-Kollege Mathieu Jaminet - Platz drei für Laurens anstelle des sicheren 911er-Doppelsieges lautete das Ergebnis. Die Zuschauer und einige Rennfahrer-Kollegen erinnern sich noch heute begeistert an den atemberaubenden Zweikampf.
Klar ist: Laurens will einen Daytona-Gesamtsieg seiner bereits beeindruckenden Vita mit Siegen bei den 24h Nürburgring (2015), beim FIA GT World Cup in Macau und den 24 Stunden von Dubai (beide 2016), in der GTE-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans 2018 sowie beim 24h-Rennen in Spa-Francorchamps 2020 hinzufügen.
24h Daytona: BMW und Porsche jagen Cadillac
Laurens und Porsche können sich nach den bisherigen Eindrücken in Freien Trainings durchaus Hoffnungen auf den Daytona-Gesamtsieg machen. Die Zuffenhausener fuhren auf einem sehr ähnlichen Niveau wie die BMW-Konkurrenz, nur Cadillac stach mit Konstanz und Bestzeiten heraus. 2023-Sieger Acura spielte bislang mit etwas Abstand die vierte Geige. Die Trainings-Eindrücke sind allerdings mit großer Vorsicht zu genießen, schließlich mussten alle Teams in Folge einer Regeländerung massiv Reifen fürs Rennen aufsparen.
Wie auch immer sich das Rennen in Daytona entfalten wird, kann Familie Vanthoor schon jetzt stolz sein auf ihre beiden Werksfahrer, die zudem einen hörenswerten Podcast betreiben. Laurens: "Ich freue mich mega für Dries und bin sehr stolz, dass wir beide auf diesem Niveau sind. So viele Brüder-Paare gibt es ja nicht in der Geschichte. Früher hat Dries zu mir aufgeschaut und wollte das Gleiche machen wie ich. Jetzt hat er sich seinen eigenen Namen gemacht, das macht mich sehr stolz."
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