Vom Zigarre paffenden Amateur bis hin zum reinrassigen Renn-Profi: Hunderte GT3-Fahrer jeglicher Couleur steuern die Fahrzeuge der weiterhin boomenden Kategorie bei mehr oder weniger wichtigen Rennen rund um den Globus. Aber wer sind eigentlich die besten?
Motorsport-Magazin.com hat vor dem anstehenden 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (18.-21. Mai 2023) - dem wohl wichtigsten GT3-Event der Welt - seine aktuellen Top-20 basierend auf Erfolgen bei den prestigereichsten Langstreckenrennen und Leistungen in den relevantesten GT3-Serien gekürt.
Auf eine Rangliste möchten wir ausdrücklich verzichten. Zu viele Faktoren, etwa die Stärke des Autos oder der Teamkollegen, spielen eine entscheidende Rolle im Kundensport. Aber: Wer auf dieser Liste steht, kann jedes GT3-Rennen der Welt gewinnen - oder hat es bereits getan.
MSM-Ranking: Die 20 aktuell besten GT3-Fahrer der Welt
MIRKO BORTOLOTTI: Der Italiener ist das Aushängeschild der Lamborghini Squadra Corse und eng verbunden mit der Geschichte des Grasser Racing Team. 2021 führte Bortolotti den GRT-Lambo zu Platz vier in der DTM, nachdem er mit dem Österreicher Rennstall schon 2017 die Blancpain-GT-Serie (heute als GT World Challenge bekannt) gewonnen und 2018 sowie 2019 Klassensiege in Daytona gefeiert hatte. Bortolotti, der 2012 im ADAC GT Masters bei Gaststarts für Schubert-BMW erstmals GT3-Luft schnupperte - und direkt aufs Podium fuhr - kann es auch mit anderen Marken: Bei seinem nur einjährigen Ausflug 2020 zu Audi holte der Wahl-Österreicher den zweiten Platz beim 24h-Rennen Nürburgring mit Car Collection und ein weiteres Daytona-Podium mit WRT.
MARO ENGEL: Der Wahl-Monegasse startet seit 2008 ausschließlich für Mercedes-AMG, zunächst in der DTM und dann in GT3-Mercedes. 2015 triumphierte Engel beim GT World Cup in Macau und gewann 2016 nach unvergleichlichem Finish das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, wo er 2022 einen weiteren Podestplatz folgen ließ. Engel hält den Rekord für die schnellste Runde in Bathurst, wo er nach zwei Podiumserfolgen 2022 und 2023 noch auf den Gesamtsieg wartet. In Daytona blickt der 37-Jährige bereits auf zwei Klassensiege zurück, hinzukommen zwei dritte Gesamtplätze im ADAC GT Masters 2020 und 2021.
ROBIN FRIJNS: Der Niederländer war in den vergangenen Jahren vor allem in der Formel E und WEC unterwegs, zählt aber auch im GT3-Auto zu den besten Fahrern der Welt. Frijns, einst Formel-1-Testfahrer, gewann 2015 und 2017 mit WRT-Audi die Blancpain-GT-Meisterschaft und ließ 2018 mit der Erfolgstruppe von Vincent Vosse einen Sieg in Bathurst folgen. 2022 gewann der 31-Jährige erstmals das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mit Phoenix-Audi. Ein Motorsport-Allrounder, wie er im Buche steht.
JULES GOUNON: Der Franzose machte sich schon früh einen Namen in der GT3-Szene, als er 2016 mit Callaway-Corvette den dritten Platz im ADAC GT Masters holte und 2017 den Meistertitel folgen ließ. Über Umwege als 'Bentley-Boy' (Bathurst-Sieg 2020) und als Gelegenheits-Fahrer im Ferrari, startete Gounon mit Mercedes-AMG in ein neues und höchst erfolgreiches Kapitel: 2022 der zweite Podestplatz in Folge bei den 24h Nürburgring, dazu der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Spa, Endurance-Meister in der GT World Challenge und P3 im ADAC GT Masters - was für ein Jahr! 2023 legte der 28-Jährige direkt nach und feierte GT3-Siege in Daytona und Bathurst.
MAXIMILIAN GÖTZ: Der gebürtige Ochsenfurter zählt zu den Urgesteinen in der GT3-Szene und bei Mercedes-AMG, gewann schon 2012 mit Sebastian Asch das ADAC GT Masters. 2013 triumphierte der stets Fan-nahe Götz bei den 24h Spa-Francorchamps und empfahl sich mit dem Gewinn der Blancpain-GT-Sprintwertung 2014 für ein DTM-Cockpit. Nach zwei schwierigen Jahren im DTM-Benz, schlug der heute 37-Jährige eindrucksvoll zurück: DTM-Champion 2021 im ersten Jahr unter dem GT3-Reglement, dazu sein zweiter Podesterfolg beim 24-Stunden-Rennen in der Eifel nach 2016. 2022 ließ Götz ein weiteres Podium auf dem Nürburgring sowie in Spa-Francorchamps folgen - fast zehn Jahre nach seinem Sieg in den belgischen Ardennen.
CHRISTOPHER HAASE: Der erste Meister des ADAC GT Masters (2007 mit Reiter-Lamborghini) steht vor seinem bereits 15. Jahr mit Audi! Haase war nie als Lautsprecher im GT3-Sport bekannt, ließ über mehr als ein Jahrzehnt hinweg lieber konstant Erfolge für sich sprechen: 2012 und 2014 trug er sich mit Phoenix-Audi in die Siegerliste des Nürburgrings ein und ließ 2020 einen weiteren Podestplatz beim Eifel-Klassiker folgen. 2017 gewann der 35-Jährige die 24 Stunden von Spa mit Sainteloc-Audi, fuhr 2020 im ADAC GT Masters unter die Top-5 und erzielte 2022 Gesamtplatz drei im Sprint-Cup der GT World Challenge. Der Kulmbacher steht für GT3-Konstanz auf höchstem Niveau.
MATHIEU JAMINET: Ein Porsche-Eigengewächs aus dem französischen Markenpokal, das sich neben Einsätzen im GTE-911er auch einen Namen im GT3-Rennwagen der Zuffenhausener erarbeitet hat. 2018 machte Jaminet mit dem Gewinn des ADAC GT Masters auf einem Herberth-Porsche erstmals in der Kundensport-Welt auf sich aufmerksam, damals bereits als Porsche-Werksfahrer. Den deutschen Motorsport-Fans ist der 28-Jährige sowieso bestens bekannt, unter anderem durch den Vize-Titel in der ADAC-Serie 2021. Jaminet weist zudem beachtliche Erfolge in Übersee auf: dem GTD-Pro-Klassensieg in Daytona 2022 ließ er die Meisterschaft in der IMSA-Serie folgen. Mit einem Podest bei den 12 Stunden von Bathurst startete Jaminet stark in die Saison 2023.
DANIEL JUNCADELLA: Dem 110-maligen DTM-Piloten bereitete der dauerhafte Wechsel auf den Mercedes-AMG GT3 keine Anpassungsschwierigkeiten. Juncadella war 2022 nicht mehr für die DTM vorgesehen - das hat den deutschsprachigen Spanier offenbar noch mehr motiviert: In der vergangenen Saison fuhr der 31-Jährige in Bathurst und am Nürburgring aufs Podest, bevor er in Spa-Francorchamps den Gesamtsieg feierte und mit dem Gewinn des Endurance-Cup der GT World Challenge noch einen draufsetzen konnte. Beim diesjährigen IMSA-Auftakt in Daytona holte Juncadella mit Engel und Gounon den GTD-Pro-Klassensieg.
KEVIN ESTRE: Estre beweist seit Jahren, dass er in jedem Rennwagen aus Zuffenhausen absolute Weltklasse ist. Der deutschsprachige Franzose wird vor allem für seine Erfolge im GTE-Porsche in der WEC gefeiert, wo er 2018 einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans errang und 2019 die GTE-Pro-Weltmeisterschaft folgen ließ. Fans würdigen den 34-Jährigen ebenso für seine Leistungen auf der Nordschleife, auf der er 2021 im Manthey-Grello zum Gesamtsieg fuhr. Nicht zu vergessen: Estres Sieg 2019 bei den 24 Stunden von Spa im GPX-Porsche.
RAFFAELE MARCIELLO: Mercedes-AMG kann sich glücklich schätzen, dass der Italo-Schweizer nach 2017 seine Formel-Ambitionen endgültig ad acta gelegt hat. Marciello ist ein absolutes Monster im Mercedes, die Liste seiner Erfolge spricht für sich: Blancpain-Meister 2018, Macau-Sieg 2019, Spa-Gesamtsieg 2022, im selben Jahr Champion im ADAC GT Masters sowie der Endurance-Titel in der GT World Challenge. Der 28-Jährige stand zudem bei den Prestige-Rennen am Nürburgring (2021), in Daytona (2021) und Bathurst (2023) auf dem Podium.
CHRISTOPHER MIES: Ist nicht nur als Spaßvogel bei den Fans beliebt, sondern liefert seit über einem Jahrzehnt erfolgreich im Audi R8 GT3 ab. Hätten die Ingolstädter ihm vor Jahren eine Chance in der DTM geben sollen? Diskussionen gab es immer wieder, wie schon nach seinen Bathurst-Siegen 2011 und 2012 oder dem Gewinn der Blancpain-GT-Meisterschaft im selben Jahr. Stattdessen trug sich 'Miesi' zweimal in die Siegerlisten des Nürburgrings (2015, 2017) und des ADAC GT Masters (2016, 2021) ein.
ALESSANDRO PIER GUIDI: Der 39-Jährige ist für Ferrari, was Kevin Estre für Porsche ist: sauschnell in sämtlichen Rennwagen mit einem Pferd im Wappen auf der Motorhaube. Pier Guidi fährt seit 20 Jahren fast ausschließlich Rennwagen aus Maranello, zählt aber erst seit 2017 zum Werksaufgebot. Seine größten Erfolge errang er in der WEC (GTE-Pro-Weltmeister 2017, 2021, 2022 sowie Le-Mans-Klassensieger 2019, 2021), bei seinen GT3-Einsätzen war er aber kaum weniger erfolgreich. Nennenswert in Pier Guidis Vita sind die Endurance-Titelgewinne in der GT World Challenge 2020 und 2021, der Spa-Gesamtsieg 2021 und ein Klassen-Podium in Daytona 2022 - und das alles in GT3-Ferraris, die sich als Exoten im Starterfeld oftmals schwertun gegen die deutsche Konkurrenz.
RENE RAST: Vor seinem DTM-Comeback 2022 hatte Rast tiefgestapelt angesichts der GT3-erfahreneren Konkurrenz. Das Ergebnis? Platz drei und bester Audi-Fahrer vor Markenkollegen wie Nico Müller oder Ricardo Feller, die es knapp nicht in diese Top-20-Liste geschafft haben. Rast war nicht nur in der DTM - drei Titelgewinne 2017, 2019 und 2020 - für Wundertaten zuständig, sondern ebenso im GT3-Audi. Man erinnere sich nur an die Saison 20214, als der heutige BMW-Werksfahrer innerhalb weniger Monate das ADAC GT Masters, die 24 Stunden vom Nürburgring und das 24h-Rennen in Spa gewann. Rast zählt zu den wenigen Rennfahrern auf der Welt, die in einfach allen Kategorien zu den Besten gehören.
LUCA STOLZ: Hat sich still und heimlich zu einem der besten GT3-Fahrer gemausert. Schrubbt seit Jahren ein riesiges Rennpensum rund um den Globus ab und geriet erstmals 2018 mit dem Gewinn der Blancpain-Meisterschaft ins Rampenlicht. Seitdem fährt der AMG-Pilot konstant auf den vorderen Plätzen: Gesamt-Dritter im ADAC GT Masters 2020 und 2021, Podestplätze auf dem Nürburgring (2018, 2019), in Daytona (2021), Spa und Bathurst (2022) sowie der diesjährige Gesamtsieg beim 12-Stunden-Rennen 'Down Under'.
NICKI THIIM: Der 'Dane Train' ist seit Jahren à la Estre oder Pier Guidi unterwegs, nämlich parallel im GTE- und GT3-Sport. In überdachten Prototypen von Aston Martin feierte Rennfahrersohn Thiim einen Klassensieg in Le Mans 2014 und gewann 2016 sowie 2020 die GTE-Weltmeisterschaft in der WEC. Thiims Allrounder-Talent ist ein offenes Geheimnis in der Szene und so ist es kein Wunder, dass der deutschsprachige Däne immer wieder für Einsätze auf der Nordschleife (Audi) oder der DTM (Lamborghini) von Aston Martin Vantage ausgeliehen wurde. Schon 2013 gewann Thiim das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mit Mercedes, es folgten weitere Podiumsplatzierungen in Spa (2021) und Daytona (2023).
KELVIN VAN DER LINDE: Der ältere der van-der-Linde-Brüder gilt seit Jahren als absoluter GT3-Spezialist, ist gleichzeitig offen für andere Kategorien. Mit seinen erst 26 Jahren räumt der in Kempten lebende Südafrikaner seit Jahren auf ganzer Linie ab: ADAC-GT-Masters-Champion 2014 und 2019, Gesamtsiege am Nürburgring 2017 und 2022, Klassenpodium in Daytona 2019, 2021 auf dem Spa-Podest, dazu mehrere Top-4-Resultate in der GT World Challenge.
SHELDON VAN DER LINDE: Kelvins drei Jahre jüngerer Bruder ist nicht weniger talentiert und erfolgreich - das Brüderpaar begeistert die Fans seit Jahren. Sheldon schaffte es nicht nur früher als Kelvin in die DTM, sondern gewann 2022 sogar den Titel für Schubert-BMW. Im Gegenzug konnte Sheldon noch nicht das 24h-Rennen Nürburgring gewinnen, schnupperte mit zwei Podestplätzen 2020 und 2021 aber schon am Gesamtsieg.
DRIES VANTHOOR: Der 24-jährige Belgier ist zusammen mit seinem Stamm-Team WRT von Audi zu BMW gewechselt und will mit den Münchnern weiter an seiner jetzt schon eindrucksvollen Karriere basteln. Bereits 2019 gewann Dries die 24 Stunden vom Nürburgring und ließ 2022 einen weiteren Gesamtsieg folgen. Der jüngere der beiden Vanthoor-Brüder machte sogar schon 2018 internationale Schlagzeilen mit dem Triumph in Bathurst, bevor er von 2020 bis 2022 dreimal in Folge den Sprint-Cup der GT World Challenge gewann.
LAURENS VANTHOOR: Sieben Jahre älter als Bruder Dries und genauso mit Renn-Talent gesegnet: Laurens zählt zur absoluten GT-Weltelite. Er gewann bereits 2014, in seinem dritten Jahr im GT-Sport, die Blancpain-Meisterschaft. Gesamtsiege beim Heimrennen in Spa (2014, 2020), auf dem Nürburgring (2015) und in Macau (2016) zählen zu den größten Erfolgen des Porsche-Werksfahrers, der sich inzwischen auf das LMDh-Projekt der Zuffenhausener fokussiert. Auch bei den 24h Dubai und dem 12-Stunden-Rennen von Sepang konnte Vanthoor bereits triumphieren - es fehlt eigentlich nur noch ein Sieg in Daytona, wo er 2022 als Dritter in der GTD-Pro-Kategorie knapp vorbeischrammte.
NICK YELLOLY: Kann noch nicht die Hülle an Erfolgen vorweisen wie einige andere Kandidaten auf unserer Liste, darf bei den besten GT3-Piloten der Welt trotzdem nicht fehlen. Szene-Kenner messen dem britischen BMW-Werksfahrer ein riesengroßes Talent im GT3-Auto bei, wie er unter anderem beim Nürburgring-Sieg 2020 im ROWE-BMW bewiesen hat.
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