Während die Augen der meisten Fans beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring (18.-21. Mai 2023) auf die 32 GT3-Autos der gesamtsiegfähigen Klasse SP9 gerichtet sein werden, kann auch ein Blick in die weiteren Klassen nicht schaden. Besonders spannend dieses Jahr: Die Prototypen-Kategorie namens SP-X, in der der neuentwickelte Mercedes-AMG GT2 sein Renndebüt beim Eifel-Klassiker geben wird.
In Abwesenheit der Fan-Lieblinge von Glickenhaus, stellt Mercedes-AMG mit zwei GT2-Rennwagen die einzigen Einschreibungen in dieser speziellen Klasse. Es sind gleichzeitig die PS-stärksten im kompletten Starterfeld der 135 Autos! Die GT2-Mercedes bringen bis zu 707 PS auf die Straße, werden auf der Nordschleife durch die Balance of Performance jedoch eingebremst. Beim Qualifikationsrennen durften die beiden GT2 aus Affalterbach mit 616 PS an den Start gehen.
Mercedes-AMG GT2: Topspeed wird limitiert
Zum Vergleich: Der Mercedes-AMG GT3, mit dem der Autobauer aus Stuttgart den dritten Nürburgring-Sieg nach 2013 und 2016 anpeilt, wurde zuletzt mit 548 PS eingestuft - also knapp 70 Pferdestärken weniger als sein GT2-Pendant. Angesichts dieser brachialen Power mussten die BoP-Macher auch beim Topspeed justieren, damit der Mercedes-AMG GT2 der GT3-Schar auf der Döttinger Höhe nicht um die Ohren fährt.
Für das 24h-Rennen Nürburgring am Wochenende darf der GT2 laut aktueller BoP-Einstufung maximal 280 km/h Höchstgeschwindigkeit erzielen. In einer ersten Version der Balance of Performance wurde der Topspeed gar auf 270 km/h beschränkt. "Es gibt einen integrierten Limiter im Auto, dass es nicht über die möglichen 300 km/h fahren kann", sagte Mercedes-AMG-Kundensportleiter Stefan Wendl. "Wir nutzen das Event, um weiter zu lernen. Nach bisher 20.000 Kilometern mit jedem der Autos sind wir optimistisch.
Mercedes-AMG GT2: Kein Anwärter auf 24h-Gesamtsieg
Beim Kampf um den Gesamtsieg in der 'Grünen Hölle' werden die Mercedes-AMG GT2 trotz des PS-Vorteils keine Rolle spielen. Dazu muss man wissen: Die 2018 ins Leben gerufene GT2-Klasse richtet sich in erster Linie an Amateur-Fahrer, die ordentlich Dampf an der Kette verlangen. Aerodynamik und Kurvengeschwindigkeiten sind eher untergeordnete Faktoren in diesem von SRO-Chef Stephane Ratel erdachten Geschäftsfeld.
Das zeigt sich schon beim Gewicht: Der Mercedes-AMG GT2 wiegt mit 1.445 Kilogramm knapp 100 Kilo mehr als der GT3-Mercedes (1.355 Kilogramm). "Die Fahrzeuge wurden nicht entwickelt, um schneller als ein GT3 zu sein, sondern für Gentlemen-Fahrer, die auf der Geraden genug Leistung zum Überholen besitzen und in der Kurve nicht die enorme Downforce haben, die die Gentlemen oft nicht ideal nutzen können", erklärte Mercedes-AMG-Fahrer Thomas Jäger, der in die Entwicklung des GT2 involviert war und mit einem der Autos an den Start gehen wird.
Der Einsatz der beiden Mercedes-AMG GT2 sei nicht als Angriff auf den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen Nürburgring zu verstehen, versicherte Wendl. Vielmehr solle das Event dazu dienen, weitere Erkenntnisse über das Auto unter Dauerbelastung zu gewinnen: "Wenn ein Auto 100 Kilo und 100 PS mehr hat, muss man sicherstellen, dass es ein 24-Stunden-Rennen überlebt. GT2 liefert eine sehr attraktive Plattform für Gentleman-Fahrer, die nicht im gleichen Wettbewerb antreten wie die Profis. Das sind ganz andere Fahrer mit anderen Fähigkeiten."
24h Nürburgring: HRT und Schnitzelalm fahren GT2-Mercedes
Künftige Einsätze bei Langstrecken-Formaten wie der NLS oder der 24H-Series seien vorstellbar. Die ersten Kundenautos sollen im Juli dieses Jahres produziert werden. An diesem Wochenende werden die beiden Mercedes-AMG GT2 von den erfahrenen Teams HRT und Schnitzelalm Racing eingesetzt. Bei Schnitzelalm teilen sich der frühere DTM-Pilot Mikael Grenier, David Thilenius und Jay Mo Härtling die Lenkradarbeit in der Startnummer #222. Bei HRT gehen Frank Bird, Elia Erhart, Jörg Viebahn sowie Entwicklungsfahrer Jäger mit der Startnummer #46 ins Rennen.
Beim Einsatz bei den 24h Qualifiers im April stand für die Teams noch die Abstimmungsarbeit im Vordergrund. Dennoch gelang Schnitzelalm Platz 17 in Rennen eins und die 19. Position im zweiten Lauf, während HRT die Plätze 22 und 24 belegte. Die besten Rundenzeiten lagen rund 15 Sekunden hinter denen der schnellsten GT3-Autos.
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