Top-Teams gespickt mit Werksfahrern, dazu die lange vermisste Markenvielfalt: Die DTM 2022 boomt! Zwei Monate vor dem Saisonstart in Portimao (29. April bis 01. Mai 2022) stehen bereits 26 permanent eingeschriebene Autos fest, die sich auf 13 Teams der Marken Audi, BMW, Mercedes-AMG, Porsche und Lamborghini verteilen. Zum Vergleich: 2021, in der ersten DTM-Saison mit den GT3-Autos, waren es 19 permanente Starter von elf Rennställen.

Nach den zahlreichen Team- und Fahrer-Bekanntgaben der vergangenen Wochen ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht im DTM-Starterfeld 2022. Ein wichtiges Puzzleteil aus der vorangegangenen Saison fehlt bis dato: Ferrari-Topteam AF Corse mit Prestige-Sponsor Red Bull. Um die erfolgreiche Kollaboration ist es seit dem denkwürdigen Saisonfinale im November 2021 auf dem Nürnberger Norisring ruhig in Sachen DTM-Zukunft geworden.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist mit einer Bestätigung über die Fortsetzung des Programms im März zu rechnen. Dazu passt: AF-Corse-Teamchef Amato Ferrari hat kürzlich gegenüber dem französischen Sportwagen-Magazin Endurance-Info angekündigt, dass der italienische Rennstall 2022 mit zwei Fahrern und Partner Red Bull in die DTM zurückkehren wird.

Foto: LAT Images
Foto: LAT Images

Hammer-Programm bei AF Corse - Red Bull gibt Hinweis

Damit würde die deutsche Tourenwagenserie einen weiteren Baustein im riesigen Einsatzprogramm von AF Corse bilden. Das Ferrari-Werksteam engagiert sich in diesem Jahr zudem in der GTE-Wertung der WEC und erstmals auch in der LMP2-Kategorie der Langstrecken-Weltmeisterschaft bzw. der European Le Mans Series - eine 'Fingerübung' im Prototypensport für die Zusammenarbeit mit Ferraris neuem Hypercar ab 2023. Hinzu kommen mehrere Ferrari 488 GT3 in der GT World Challenge und bei ausgewählten IMSA-Rennen wie Daytona und Sebring.

Eine offizielle Bestätigung der involvierten Parteien für das DTM-Programm steht bislang aus. Einen aus DTM-Sicht erfreulichen Hinweis findet man immerhin auf der offiziellen Webseite von Red Bull. "Kann Red Bull AlphaTauri AF Corse mit dem Ferrari 488 GT3 Evo erneut den Titel holen?", heißt es in einem Text zum DTM-Kalender 2022. 2021 gewann AF Corse auf Anhieb den DTM-Teamtitel, während GT3-Novize und Titelanwärter Liam Lawson die Saison als Vize-Champion beendete.

DTM: Wie es Liam Lawson nach dem Norisring-Finale ging: (25:25 Min.)

Lawson hat Gefallen an DTM gefunden - Formel hat Prio

Im letzten Jahr des Ferrari 488 GT3 - ab 2023 kommt ein Nachfolger - ist offen, mit welchen Fahrern AF Corse in der DTM an den Start gehen wird. Der Neuseeländer Lawson soll nach Informationen von Motorsport-Magazin.com zwar Gefallen an der DTM gefunden und sich über eine mögliche Rückkehr auch nicht beschwert haben, aber seine langfristige Zukunft ist im Formelsport geplant.

Lawson, der 2021 parallel in der DTM und FIA Formel 2 antrat, wechselt in der Formel-Nachwuchsserie von Hitech GP (P9 2021) zu Carlin. AlphaTauri-Teamchef Franz Tost hat dem Red-Bull-Junior zudem vor Kurzem Einsätze in Freien Trainings an den Formel-1-Rennwochenenden in Aussicht gestellt. Dort würde er auf seinen ehemaligen DTM-Teamkollegen Alex Albon treffen, der als Stammfahrer bei Williams in die F1 zurückgekehrt ist.

AF Corse und Red Bull: Die große Fahrer-Frage

Ein Doppelprogramm aus Formel 2 und DTM kommt 2022 für Lawson nicht in Frage: Nach aktuellem Stand gibt es fünf Terminüberschneidungen zwischen beiden Serien. Die Fahrer-Frage zählt zu den großen Punkten rund um AF Corses DTM-Programm. Partner Red Bull in Form von Motorsportberater Dr. Helmut Marko hat Gefallen daran gefunden, die eigenen Junioren neben ihren Formel-Verpflichtungen weitere Renn-Erfahrung in der DTM sammeln zu lassen.

"Wenn wir weitermachen, wird es fahrermäßig wieder so sein, dass wir Junioren einsetzen. Und wenn, dann mit Ferrari. Das hat sich sehr gut bewährt", sagte Marko Anfang Dezember 2021 am Rande des Saudi-Arabien Grand Prix zu Motorsport-Magazin.com. Seitdem hat sich der 78-Jährige in der Öffentlichkeit nicht mehr zur DTM geäußert.

Red-Bull-Junioren: Keine Zeit für DTM 2022

Zwar verfügt Red Bull über ein ganzes Arsenal an hungrigen und talentierten Nachwuchspiloten, doch die Kalenderkollisionen zwischen der DTM auf der einen und der FIA Formel 2 sowie FIA Formel 3 auf der anderen Seite, schränken die Möglichkeiten arg ein. Während sich die Formel 2 terminlich fünfmal mit der DTM überschneidet, kommt es zwischen DTM und Formel 3 zu vier parallel stattfindenden Rennwochenenden.

Red Bull schickt dieses Jahr fünf Eigengewächse in der Formel 2 auf Titeljagd: zu den bisherigen F2-Startern Lawson, Jehan Daruvala (Prema) und Jüri Vips (Hitech) stoßen die Formel-3-Aufsteiger Dennis Hauger (als F3-Meister zu Prema) und Ayumu Iwasa (DAMS). In der FIA Formel 3 ist Red Bull weiter mit den Juniorpiloten Jak Crawford (Prema) und Jonny Edgar (Trident) sowie Isack Hadjar (Hitech) vertreten.

Ein DTM-Kandidat aus Red Bulls Umfeld bleibt Nick Cassidy. Der Motorsport-Tausendsassa aus Neuseeland sprang beim Norisring-Finale bereits für den verhinderten Albon ein und unterstützte Lawson im Titelkampf. Cassidy bestreitet dieses Jahr seine zweite Saison in der Formel E für Envision (ehemals Virgin). Zwischen der Elektro-Rennserie und der DTM kommt es 2022 nach aktuellem Stand zu zwei Terminüberschneidungen.