Nächste Runde in der 'DTM-Woche der Wahrheit', diesmal mit Lamborghini-Neueinsteiger GRT an der Reihe. Der österreichische Rennstall hat an diesem Mittwoch sein komplettes Fahreraufgebot für das Debüt in der DTM-Saison 2022 präsentiert.

Neben dem bereits bestätigten Österreicher Clemens Schmid stößt wenig überraschend der hochklassige Lamborghini-Werksfahrer Mirko Bortolotti zum Grasser Racing Team. Schon eher eine Überraschung: Lambo-Junior Alessio Deledda, der in seinen Formel-Jahren mehrfach für Schlagzeilen sorgte, steht nicht nur vor dem Renndebüt in der DTM, sondern ebenso im GT-Motorsport.

Wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtet hatte, komplettiert zudem Silber-Fahrer Rolf Ineichen aus der Schweiz das Aufgebot des Grasser Racing Team mit seinen vier Lamborghini Huracan GT3 Evo.

GRT steigt mit vier Lamborghini Huracan in die DTM ein, Foto: Jamey Price
GRT steigt mit vier Lamborghini Huracan in die DTM ein, Foto: Jamey Price

Mirko Bortolotti als GRT-Speerspitze

Die besten Titel-Chancen kann sich die Mannschaft von Teamchef Gottfried Grasser und dem neuen Sportdirektor Manuel Reuter wohl mit GT3-Spezialist Bortolotti ausrechnen. Der deutschsprachige Italiener stellte schon bei seinem DTM-Gaststart 2021 für T3 Motorsport mit einem Podesterfolg in Assen unter Beweis, dass er zu den besten GT3-Fahrern der Welt zählt. Bortolotti bestreitet mit dem ihm bestens vertrauten GRT-Team seine erste volle Saison in der DTM.

Der 32-Jährige und Grasser blicken bereits auf zahlreiche gemeinsame Erfolge zurück. Dazu zählen zwei GTD-Klassensiege bei den 24 Stunden von Daytona 2018 und 2019 sowie ein Klassensieg 2019 in Sebring, wobei sich Bortolotti das Steuer unter anderem mit Ineichen teilte.

2017 war Bortolotti ebenso Teil der GRT-Crew, die den Fahrer- als auch den Teamtitel in der Blancpain GT Series gewann. Die bisherige Erfolgsgeschichte rundete die Vize-Meisterschaft von Grasser und Bortolotti (mit Christian Engelhart) im ADAC GT Masters 2019 ab. 2022 ist GRT nicht mehr im GT Masters (12 Siege seit 2011) und auch nicht in der IMSA aktiv, um sich voll auf die DTM zu fokussieren.

"Ich kann es kaum erwarten, dieses Jahr mit GRT in der DTM zu fahren", sagt Bortolotti, der 2020 für eine Saison zum Werksaufgebot von Audi Sport zählte, bevor er zu Lamborghini zurückkehrte. "Es wird ein Privileg sein, den Lamborghini Huracan GT3 EVO #63 in dieser legendären Meisterschaft zu bewegen. Ich bin mir sicher, dass wir eine solide Basis haben und unsere langjährige Partnerschaft für diese neue Herausforderung zweifelsohne von Vorteil sein wird. Ich freue mich auf die Saison!"

DTM-Ikone Manuel Reuter: Das Comeback-Interview: (29:56 Min.)

Alessio Deledda aus der Formel 2 in die DTM

Während GRT mit Bortolotti den Star aus dem Lamborghini-Werksfahrer ergattert hat, sorgt die Verpflichtung von Lambo-Junior Alessio Deledda für Aufsehen. Der 27-Jährige ist erst seit 2018 im Automobilsport aktiv und schaffte es 2021 sogar bis in die FIA Formel 2. Im Untergeschoss der Formel 1 blieb der Italiener mit dem deutschen Team HWA aber ebenso punktelos wie in den vorangegangenen beiden Saisons in der FIA Formel 3, unter anderem als Campos-Teamkollege von Sophia Flörsch.

Seine einzigen Punkte in vier Jahren Formelsport erzielte Deledda in der Winter-Saison 2019/20 bei der Asiatischen Formel-3-Serie. Für Schlagzeilen sorgte er 2021 beim Formel-2-Wochenende in Monaco, als Deledda die 107-Prozent-Hürde im Qualifying verpasste - mehr als sechs Sekunden fehlten ihm auf Spitzenreiter Robert Shwartzman. Die FIA erteilte ihm dennoch die Startfreigabe zum Rennen.

Ob Deledda im GT3-Fahrzeug besser zurechtkommen wird? Die DTM betrachtet er als perfektes Umfeld, um sich als Rennfahrer weiterzuentwickeln: "Es ist eine renommierte Meisterschaft, die einen extrem harten Wettbewerb bietet. Das Feld wird in diesem Jahr sehr stark sein und ich bin hoch motiviert, diese Herausforderung anzunehmen. Der Wechsel zu den Sportwagen wird für mich eine völlig neue Erfahrung sein, und ich bin überzeugt, dass GRT das beste Team für diesen Schritt ist."

Ambitionierter Ineichen: "Unglaubliche Herausforderung"

Über deutlich mehr Erfahrung im GT3-Umfeld und Erfolge im Motorsport verfügt Rolf Ineichen. Der 43-Jährige zählt zu den stärksten Piloten in der FIA-Fahrereinstufung 'Silber' und kann seit Jahren mit den ausgewiesenen Profis mithalten. Zu Beginn dieses Jahres teilte er sich bei den 24 Stunden von Daytona einen GT3-Lamborghini von TR3 Racing (nicht zu verwechseln mit T3 Motorsport) mit den Werksfahrern Bortolotti, Marco Mapelli und Andrea Caldarelli.

Ineichen, dessen Rennsport-Karriere 2009 im Porsche Carrera Cup begann, geht bereits seit 2016 für das Grasser Racing Team in unterschiedlichen Kategorien an den Start. Mit dem Team gewann er bislang fünf Rennen im ADAC GT Masters und in der GT World Challenge Europe. Im vergangenen Jahr schloss er die Gesamtwertung des GT Masters zum vierten Mal in den Top-10 ab.

Ineichens wohl größte Herausforderung in der DTM: Erstmals seit Porsche-Cup-Zeiten 2015 sitzt er alleine ohne Teamkollegen im Rennauto. "Die DTM fasziniert mich seit vielen Jahren und für mich geht damit ein Traum in Erfüllung", sagt der Schweizer. "Auf diesem hohen Niveau anzutreten, ist eine unglaubliche Herausforderung."

DTM-Debütant: Der Schweizer Rolf Ineichen, Foto: ADAC GT Masters
DTM-Debütant: Der Schweizer Rolf Ineichen, Foto: ADAC GT Masters

Teamchef Grasser: So schnell wie möglich aufs Podest

Beim DTM-Debüt kann sich GRT auf die Unterstützung von Lamborghini Motorsport unter der Leitung von Giorgio Sanna verlassen. Der GT3-Huracan gab 2021 sein DTM-Debüt durch den Einsatz von T3 Motorsport (Esmee Hawkey/Esteban Muth), dessen Zukunft in der Serie nach dem Verlust der Lambo-Unterstützung offen bleibt. "Fakt ist, dass unsere erneute Teilnahme an der DTM durch den Wegfall der Werksunterstützung immer noch nicht sichergestellt ist", sagte Teamchef Jens Feucht vor Kurzem zu Motorsport-Magazin.com.

Unterdessen präsentiert sich GRT hochmotiviert vor dem DTM-Kampf gegen Marken wie Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Ferrari und vielleicht auch Aston Martin. "Wir wollen so schnell wie möglich um Podiumsplätze kämpfen und ich bin zuversichtlich, dass wir alle Voraussetzungen mitbringen, um dieses Ziel zu erreichen", sagt Teamchef Grasser.

DTM-Rückkehrer und ITC-Champion Reuter ergänzt: "Unser Line-up bietet eine perfekte Konstellation für unsere Debütsaison in der DTM. Mit Mirko haben wir einen absoluten Siegfahrer und erstklassigen Teamleader. Er ist eine fantastische Benchmark, von der die anderen Piloten profitieren werden."

Führungsriege bei GRT: Teamchef Gottfried Grasser und DTM-Ikone Manuel Reuter, Foto: GRT
Führungsriege bei GRT: Teamchef Gottfried Grasser und DTM-Ikone Manuel Reuter, Foto: GRT