Rene Rast war die prägende Figur der vergangenen DTM-Jahre und wird der Traditionsrennserie in diesem Jahr erhalten bleiben - wenn auch in anderer Form: Mindestens beim Rennwochenende auf dem Red Bull Ring (04.-06. September 2021) nimmt der Audi-Werkspilot als Sat.1-Experte Platz an der Seite von Kommentator Eddie Mielke.
Viele DTM-Fans hätten Rast wohl lieber im Cockpit eines der aktuell fünf GT3-Audis im Starterfeld gesehen, doch der dreifache Champion hält an der Entscheidung fest, sich voll auf die Formel E mit dem Audi-Werksteam zu konzentrieren, statt ein Doppelprogramm zu absolvieren.
"Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, DTM zu fahren", sagt Rast im aktuellen ran-Podcast. "Aber die Formel E ist so komplex, dass eigentlich gar keine Zeit ist, sich noch auf eine andere Serie zu konzentrieren. Wir haben nur noch vier Rennwochenenden offen, aber die nächsten drei Monate sind komplett Vollgas. Jeder Tag ist geblockt mit Simulator-Arbeit, Vor- oder Nachbereitung. Du hast gar keine Chance, neben der Formel E noch eine andere Rennserie auf dem Level zu fahren, wie ich es in der Vergangenheit gemacht habe."
Rast: DTM nebenbei war keine Option
Wie anstrengend ein Doppelprogramm aus DTM und Formel E sein kann, erfuhr Rast 2020 am eigenen Leib, als er mit seinen Audi-Kollegen Nico Müller und Robin Frijns zehn Rennen innerhalb von 16 Tagen absolvierte. Der gebürtige Mindener heute: "Wenn ich in einer Serie fahre, dann gebe ich entweder alles, oder ich lasse es. Deshalb war es für mich gar keine Option, nebenbei DTM zu fahren. Ich bin froh, dass ich mich auf eine Serie konzentrieren kann."
Rasts langjähriger DTM-Rivale Müller startet hingegen erneut sowohl in der DTM als auch in der Formel E. Weil der Schweizer weiter bei Audi Sport angestellt ist, genießt das DTM-Programm Priorität. So verpasst Müller, der in der Formel E für das Privatteam Dragon/Penske antritt, das kommende Rennwochenende in Puebla, Mexiko (19.-20. Juni 2021). Stattdessen bestreitet er mit Rasts ehemaligem Team Rosberg den DTM-Saisonauftakt in Monza.
Zwischen der DTM und der Formel E kommt es in dieser Saison zu einer weiteren Terminkollision (Lausitzring/London am 23.-25. Juli 2021). Das Team Dragon muss sich bei beiden Gelegenheiten einen Ersatzmann suchen für Müller, der mit dem vergleichsweise kleinen US-Team völlig überraschend 30 Punkte sammeln konnte und in der Meisterschaft nur neun Zähler hinter Rast (Platz acht) im Werks-Audi liegt.
Rast: Motorsport nicht mehr mit aller Gewalt
Rast räumt ein, dass ihm das Doppelprogramm im vergangenen Jahr "überhaupt nicht getaugt" habe: "Der Hauptfokus sollte immer sein, am Ende des Jahres alles gegeben zu haben, um die Meisterschaft zu gewinnen. Ich brauche einfach diese volle Konzentration auf eine Rennserie. Deswegen bin ich froh, dass es so gelaufen ist."
Nicht zuletzt hätte Rast, mit 34 Jahren im Frühherbst seiner Karriere, andernfalls an seine stürmischen GT3- und Cup-Jahre angeknüpft, in denen er Woche für Woche von Rennstrecke zu Rennstrecke reiste. Der Familienvater: "Motorsport war früher immer ein Großteil meines Lebens und ist immer noch ein großer Teil. Aber in einem gewissen Alter muss man entscheiden, ob man den Hauptteil seines Lebens mit Motorsport verbringen will oder sich auch um sein Privatleben kümmern möchte."
Rast, der vor geraumer Zeit angekündigt hatte, gern in Audis neues Langstrecken-Programm ab 2023 involviert zu sein, weiter: "Ich möchte weiter Motorsport betreiben. Aber nicht mit aller Gewalt, so, wie ich es früher gemacht habe. Das möchte ich nicht mehr."
Rast über DTM 2021: Das wird gigantisch
Die DTM wird Rast weiterhin genau beobachten. Nicht zuletzt, weil mit dem Brüderpaar Kelvin (Abt-Audi) und Sheldon (ROWE-BMW) van der Linde zwei Fahrer am Start stehen, die er zusammen mit Freund Dennis Rostek über die Management-Firma Pole Promotion betreut.
Rast ist froh, dass es Serienchef Gerhard Berger gelungen ist, die DTM nach den Hersteller-Ausstiegen von Audi und BMW fortzuführen. Neben der Hauptserie sei die DTM als Motorsport-Plattform enorm wichtig, wie Rast aus seinen Zeiten in der Formel BMW und dem Porsche Carrera Cup selbst nur zu gut weiß: "Wenn das nicht mehr existieren würde, würde ganz viel wegbrechen. Für mich ist es ganz wichtig, dass es die Plattform weiterhin gibt, um den Motorsport weiterleben zu lassen."
Über den Wechsel zu einem GT3-Reglement sagt Rast, der in dieser Kategorie 2014 das GT-Masters und die 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring sowie in Spa-Francorchamps gewann: "Viele Top-Fahrer aus der DTM treffen auf junge GT3-Talente. Das ist ein extrem spannender Mix aus Fahrern und Herstellern. Das wird gigantisch. Die Class-1-Autos waren spektakulärer mit Blick auf die Rundenzeiten, aber der Fan will Motorsport mit verschiedenen Marken."
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