Damit hatte wohl niemand mehr gerechnet: Im Schlussspurt der Saison 2020 erzielte Robert Kubica seinen ersten Podestplatz in der DTM. In einem in vielen Belangen chaotischen Sonntagsrennen in Zolder überquerte der Pole die Ziellinie als Dritter hinter Sieger Rene Rast und Nico Müller.

Kubica von null auf hundert: In den vorangegangenen 15 DTM-Rennen war ein zehnter Platz in Assen sein bestes Ergebnis gewesen und das einzige Mal, dass er es in die Punkteränge schaffte. Im Feld der 16 Piloten kam der BMW-Privatfahrer und DTM-Debütant nur selten über die 14. Position hinaus.

Kubica: Besseres Gefühl mit neuem Motor

"Wir waren das ganze Jahr weit hinten und noch ein Rückschritt mehr wäre schwierig gewesen", sagte Kubica. "Gestern im Rennen sind wir ausgefallen. Die Jungs haben lange gearbeitet, wir haben alles geändert, inklusive des Motors. Mit dem neuen Motor hatte ich schon ein besseres Gefühl im Qualifying. Also haben mir die Probleme von gestern quasi heute etwas geholfen."

Mit dem von Kubica angesprochenen Motorenwechsel errang er im Qualifying am Sonntagvormittag den zehnten Startplatz - nur bei zwei Gelegenheiten war er in der bisherigen Saison von einer besseren Position ins Rennen gegangen. Immer wieder hatte Kubica am Topspeed des von ART Grand Prix eingesetzten BMW M4 gezweifelt und fuhr nicht selten chancenlos hinterher.

DTM 2020 Zolder Video-Highlights: Rast gewinnt Chaos-Rennen (03:02 Min.)

Strategie-Mut bringt Podium

Das Autopaket mag ein Grund für Kubicas Podest-Premiere gewesen sein, ein anderer war sicherlich die Strategie. Während ein Großteil des Feldes nach dem Start-Chaos mit Unfällen (Frijns, Scherer, Aberdein) oder Auto-Bränden (Eng, Auer) auf die frühen Boxenstopps von Nico Müller, Ferdinand Habsburg und Co. reagierte, blieb Kubica auf der Strecke und führte für fünf Runden.

Durch seinen Pflicht-Reifenwechsel als letzter Fahrer in der 18. Runde entging er dem Verkehr komplett und konnte an der Spitze seine Runden mit schnellem Tempo drehen. Die restlichen Fahrer hatten ihre Boxenstopps in einer Art Kettenreaktion und aus Sorge vor einem weiteren Safety Car absolviert, obwohl die Hankook-Reifen weiter ausreichend Performance boten.

"Die Strategie war der Schlüssel", bestätigte der frühere Formel-1-Fahrer. "Das Ergebnis kam unerwartet. Wir haben heute die Gelegenheit genutzt, sonst wären wir nicht aufs Podium gefahren. Realistisch betrachtet, hätten wir das nicht erwarten können. Es kam aber zu einem wichtigen Moment, nachdem wir einen sehr schweren Start ins Jahr hatten."

Kubica verrät Boxenstopp-Panne

Nicht einmal die TV-Regie hatte diesen Ausgang erwartet. Als Kubica seinen Boxenstopp einlegte, blieben die Kameras auf dem folgenreichen Zweikampf zwischen Müller und Jamie Green. Unbemerkt davon, lief bei Kubicas Reifenwechsel wieder einmal nicht alles glatt, wie er selbst verriet und damit auch den langsamsten Stopp im Rennen erklärte.

Kubica: "Es gibt viele Dinge, die wir noch lernen und verbessern müssen. Wir hatten beim Boxenstopp ein kleines Problem, bei dem ich zum Glück eine riskante Entscheidung getroffen habe. Da hat jemand vergessen, das Lollipop-Schild hochzuheben. Irgendwann fuhr ich einfach los, sonst würde ich jetzt vielleicht immer noch an der Box stehen... Das war ein kleines Abenteuer."

Beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring (06.-08. November) bleiben Kubica und ART-BMW noch zwei Rennen, um die Saison versöhnlich abzuschließen. Der 35-Jährige, der seine Zukunft im Motorsport offen ließ: "Die Saison war hart und das wird es auch in Hockenheim. Mit dem BMW kannst du an einem Tag der Held und am nächsten wieder weit hinten sein. Ich hoffe, dass wir beim Finale noch ein bisschen mehr rausholen können."