Für Robert Kubica bleibt die DTM wohl ein einmaliges Gastspiel. Eine Rückkehr in die Serie unter dem neuen GT3-Reglement scheint für den Polen keine Option. Stattdessen blickt Kubica verstärkt in Richtung des Prototypen-Sports auf der Langstrecke. Der frühere Formel-1-Fahrer sieht sich neben seinem Testfahrer-Engagement bei Alfa Romeo in einem LMP2-Rennwagen, die unter anderem in der WEC-Langstreckenweltmeisterschaft antreten.

An diesem Wochenende erhält Kubica einen ersten Vorgeschmack auf die mögliche zweite Heimat neben der Formel 1. Erstmals tritt der 36-Jährige bei den 24 Stunden von Daytona (30./31. Januar, im Livestream auf IMSA TV und im Live-Ticker bei Motorsport-Magazin.com) in der zweithöchsten Prototypen-Klasse an.

Kubica: LMP2-Debüt in Daytona

Zusammen mit DTM-Weggefährte Ferdinand Habsburg aus Österreich sowie Anders Fjordbach and Dennis Andersen startet Kubica für das dänische Team High Class Racing. Beim Qualifikationsrennen am vergangenen Wochenende errang das Team mit dem Oreca-Gibson 07 bereits den zweiten Startplatz in der zehn Autos umfassenden LMP2-Klasse.

Mit dem Schwenk in Richtung Prototypen sucht Kubica nach einem Rennwagen, der in Ansätzen den Charakteristiken eines F1-Autos ähnelt. Was bis 2020 für die Class-1-Autos in der DTM galt, sieht er mit den neuen GT3-Boliden - einst für den Kundensport entwickelt - nicht gegeben. Der Unterschied zu einem Formel 1 sei zu groß, um sich innerhalb der wenig vorhandenen Einsatzzeit bei Freien Trainings vor einem Grand Prix anzupassen.

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Kubica über GT3: Anpassung wäre zu groß

"GT3 liefert gutes Racing, fährt sich aber ganz anders", sagte Kubica in Daytona. "Ich bin Ersatzfahrer bei Alfa Romeo und fahre ein paar Tests. Und wenn du in dieser Position ein F1-Auto fährst, hast du nicht viel Zeit für die Anpassung. Ich springe alle zwei, drei Monate ins Auto und muss mich so schnell wie möglich daran gewöhnen, um dem Team wertvolles Feedback geben zu können. Wenn ich in einem GT-Auto fahren würde, denke ich, dass der Prozess der Anpassung zu groß wäre."

Einen Start in der aufstrebenden LMP2-Klasse der WEC 2021 kann sich Kubica gut vorstellen, wenn auch möglichweise nicht während der gesamten Saison, die Anfang April in Portimao beginnt. Die Corona-Pandemie habe im vergangenen Jahr gezeigt, wie schwierig sich zwei Engagements angesichts der Umstände unter einen Hut bringen lassen. "LMP2 ist wahrscheinlich mein Hauptziel und die Kategorie, in der ich nach Möglichkeit gern fahren würde", sagte Kubica, der mit unterschiedlichen Teams in Gesprächen stehen soll.

Der 97-fache Grand-Prix-Starter weiter: "Diese Kategorie bietet Autos mit hoher Downforce, die einem F1-Auto ähnlicher ist. Hier in Daytona möchte ich mir das anschauen und lernen. Wenn die Möglichkeit besteht, auf der Langstrecke zu fahren, dann würde mir das auf jeden Fall gefallen. Ich habe schon ein wenig daran gearbeitet."

Kubica: Formel 1 hat Priorität

LM-Prototypen sind keine Unbekannte für Kubica, der bei seinem DTM-Debüt mit dem BMW-Kundenteam ART auf dem geteilten letzten Gesamtplatz landete und dank mutiger Strategie einen Podestplatz in Zolder errang. 2017 stand er nach Testfahrten vor seinem WEC-Debüt mit dem LMP1-Team von ByKolles, zog sich kurz vor dem Saisonstart allerdings zurück. Im selben Jahr testete er zudem einen LMP1-Boliden des russischen Teams SMP Racing.

Trotz des Wunsches nach Prototypen-Rennen, genießt die Formel 1 weiterhin Priorität bei Kubica, dessen langjähriger Sponsor gutes Geld für die Namensrechte bei Alfa Romeo zahlt. 2020 bestritt er fünfmal ein 1. Training in der Formel 1, weitere Einsätze sollen in diesem Jahr folgen.

"Ich bin bei Alfa Romeo Racing Orlen, also habe ich schon meine Arbeit", sagte Kubica, der noch nicht daran gedacht habe, sich über die LMP2-Klasse für ein Cockpit in der neuen LMDh-Kategorie zu empfehlen, in der ab 2023 unter anderem Audi und Porsche antreten: "So weit denke ich noch nicht voraus, um ehrlich zu sein."