Während Rene Rast beim Double-Header der DTM in Zolder alle vier Rennen gewann und Kurs in Richtung dritter Meisterschaft nimmt, lief bei Titelrivale Nico Müller einiges schief. Im Sonntagsrennen holte der Audi-Abt-Pilot zwar den zweiten Platz, ärgerte sich aber maßlos über Audi-Rosberg-Fahrer und Rasts Teamkollege, Jamie Green.

Müller in einer ersten Reaktion nach dem Rennen am Sat.1-Mikro: "Ich habe keine Ahnung, was Jamie da gemacht hat. Anscheinend sind seine besten Tage rum. Es tut mir leid, dass ich das so sagen muss. Mit seinen kalten Reifen hat er in der Schikane abgekürzt und konnte nur dadurch seine Position halten. Er fuhr aggressiv und mir zweimal ins Auto. Das wünscht man sich unter Markenkollegen ein bisschen anders."

Damit spielte der Schweizer auf die Situation nach der hektischen Boxenstoppphase an. Müller hatte seine Reifen in Runde 12 gewechselt und Green vor der Nase, der seinen Pflicht-Boxenstopp im 14. Umlauf absolvierte. Der erfahrene Brite versuchte sich mit kalten Reifen gegen Müller zu verteidigen und musste nach Anweisung der Rennleitung die Position überlassen, weil er in der Schikane abgekürzt und sich dadurch einen Vorteil verschafft hatte.

Abt-Teamchef: Green soll sich raushalten

Greens Einsatz gegen Müller brachte während des Rennens schon Abt-Teamchef Thomas Biermaier auf die Palme. "Wir haben bis jetzt das ganze Jahr fair gekämpft, auch mit Rene. Das braucht es nicht, der (Green) soll sich raushalten. So etwas geht nicht", schimpfte Biermaier am Kommandostand. Die Situation endete glimpflich, hinterließ aber einen faden Beigeschmack bei den Äbten.

Auf der Gegenseite sagte Rosberg-Teamchef Kimmo Liimatainen: "Er hat seine Sicht, wir haben unsere. Die Jungs sind da draußen, um Rennen zu fahren. Jamie war vor Nico hatte jedes Recht, seine Position zu verteidigen. In der Schikane fuhr er dann geradeaus und der Renndirektor entschied, dass er seine Position überlassen muss. Das kann ich verstehen und das respektieren wir. Aber zu sagen, wir seien nicht fair, finde ich nicht fair."

Müller: Einfach nur enttäuscht

Müller wollte Green in der Pressekonferenz nach dem Rennen nicht vorwerfen, Rosberg-Teamkollege Rast im Titelkampf zu unterstützen. "Ich denke nicht, auch, wenn man das von außen denken könnte. Ich bin einfach nur enttäuscht. Es ist unnötig, wenn sich Markenkollegen ins Auto fahren. In einer Situation, in der ein Fahrer um den Titel kämpft, ist das nicht nötig."

Green beendete das Rennen auf dem fünften Platz und erreichte damit sein bestes Ergebnis im Verlauf der vier Rennen auf dem Circuit Zolder. In einer aus seiner Sicht schwierigen Saison belegt der DTM-Veteran nur den zehnten Gesamtplatz. Müller: "Für mich war das über der Grenze. Ich werde mich mit ihm darüber unterhalten. Er hatte kein leichtes Jahr und wenn er die Chance aufs Podium sieht, dann fährt er eben die Ellbogen aus."

Green nahm Müllers verbalen Angriff relativ gelassen hin und sagte in einer kleinen Medienrunde nach Rennende: "Ich kam auf kalten Reifen raus. Habsburg hat mich vor Turn 4 überholt. Wir sind dann mit Nico in Turn 5 rein, es war eng. Ich habe versucht, meine Position zu halten, weil ich weiß, wie schwierig das Überholen auf dieser Strecke ist, vor allem nach Turn 5. Ich habe um meine Position gekämpft, weil ich vorne bleiben wollte."

Spektakel beim Rennstart am Sonntag in Zolder, Foto: DTM
Spektakel beim Rennstart am Sonntag in Zolder, Foto: DTM

Müller: Platz zwei war das Maximum

Im Sonntagsrennen von Zolder legte Müller die Basis für Platz zwei beim Start. Von P5 schnellte er vor der ersten Kurve an Fabio Scherer und Robin Frijns vorbei bis auf die dritte Position. Nach den Boxenstopps überholte er Pole-Setter Ferdinand Habsburg und fuhr mit zwölf Sekunden Rückstand auf Sieger Rast ins Ziel.

"Ich hasse es zu sagen, aber mit Platz zwei müssen wir zufrieden sein", sagte Müller, der am Samstag erstmals die Führung in der Meisterschaft verloren hatte. "Die Pace war nicht da. Beim Start haben wir alles richtig gemacht. Es war aber ärgerlich, dass wir aus den beiden Re-Starts nicht mehr Kapital schlagen konnten."

Abt-Fahrer Robin Frijns im Pech: Ausfall nach Kollision, Foto: DTM
Abt-Fahrer Robin Frijns im Pech: Ausfall nach Kollision, Foto: DTM

Volle Attacke in Hockenheim

Vor dem Saisonfinale in Hockenheim (06.-08. November) hat Müller 19 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Rast. Bemerkenswert: Vor den vier Rennen in Zolder innerhalb einer Woche hatte der amtierende Vize-Meister noch 49 Zähler Vorsprung gehabt. Doch in Belgien lief vieles schief bei ihm und Abt-Teamkollege Frijns, der nach seinem unverschuldeten Ausfall plötzlich nur noch Außenseiterchancen auf die Meisterschaft hat. Der Niederländer hat jetzt 41 Punkte Rückstand auf den zweifachen DTM-Champion Rast und muss auf Ausfälle der Konkurrenz hoffen.

Müller vor dem Titel-Showdown im Motodrom: "Jetzt heißt es All in! Ich freue mich auf Hockenheim und sehe keinen Grund, wieso wir Rene dort das Leben nicht schwer machen können. Ich bin jetzt zum ersten Mal der Verfolger, da gibt es nur volle Attacke. Ich werde alles geben, um den Titel zu holen."