Für Vincent Vosse und sein Team WRT war die DTM ein kurzes Abenteuer. Seit 2019 setzte der belgische Erfolgsrennstall Kundenautos von Audi ein - nach dem angekündigten Herstellerausstieg Ende 2020 ist auch für WRT Feierabend. Die Möglichkeit, darüber hinaus weiterhin DTM-Rennwagen aus Ingolstadt einzusetzen ist nach aktuellem Stand nicht denkbar.
"Ich weiß auch nicht, ob nach den Erfahrungen mit WRT eine Anzahl von Leuten sich das wirklich leisten möchte", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass zu Motorsport-Magazin.com. "Bislang gab es keine Anfrage an uns. Geplant ist es aktuell nicht." Bis zu fünf Millionen Euro werden für den Kundeneinsatz von zwei DTM-Autos fällig - das konnte 2019 nur WRT finanzieren, BMW musste zunächst auf ein eigenes Kundenteam verzichten.
Für die Saison 2020 stockte WRT sogar noch einmal auf und stellte ein drittes Auto für Ferdinand Habsburg, zuvor DTM-Rookie bei Aston-Martin-Lizenznehmer R-Motorsport, auf die Räder. Der Österreicher komplettiert das Aufgebot zusammen mit den DTM-Rookies Fabio Scherer aus der Schweiz sowie Ed Jones. Zusammen mit einem Kunden-BMW von Robert Kubica konnten die Hersteller das Starterfeld auf 16 Autos aufstocken.
Vosse von Audi-Timing überrascht
Vosse hatte offenbar damit gerechnet, dass der Ausflug in die DTM ein kurzer werden könnte. "Ich kann nicht sagen, dass mich die Entscheidung überrascht hat, mehr aber das Timing", sagte der Belgier zu Endurance-Info. "Als wir in die DTM kamen, wussten wir schon, dass ein Risiko besteht. Wir haben schnell gemerkt, dass die japanischen Hersteller nicht anbeißen und in die DTM kommen und dass Aston Martin nicht offiziell in das Programm involviert war."
Trotzdem bereute Vosse die Entscheidung, im Jahr des zehnjährigen WRT-Jubiläums in die DTM einzusteigen, nicht. Gleichzeitig brachte er seine Mannschaft in Position für ein neues Engagement: die neuen LMDh-Autos, die ab 2022 sowohl in der WEC als auch in der IMSA eingesetzt werden sollen. Weitere Details zur neuen Kategorie stellten die Verantwortlichen kürzlich vor.
WRT an neuer LMDh interessiert
"Wir beschäftigen uns seit einer Weile mit LMDh", sagte Vosse. "Das Produkt ist eine Kopie der GT3 und hat deshalb allen Grund auf Erfolg. Die Möglichkeit, in Le Mans, Daytona oder Sebring zu fahren, ist großartig. Die Plattform ist attraktiv für unterschiedliche Hersteller. WRT ist daran interessiert."
Zu Beginn dieses Jahres startete WRT mit Unterstützung von Audi Canada bereits beim IMSA-Highlight, den 24 Stunden von Daytona. In Florida setzte das Team einen Audi R8 LMS GT3 ein, nachdem es in der Vergangenheit zudem unterschiedliche Prototypen-Gaststarts in der European Le Mans Series durchgeführt hatte.
WRT ist seit einigen Jahren eng mit Audi verbunden und setzt auch in diesem Jahr zahlreiche Autos der Marke mit den vier Ringen ein, unter anderem im ADAC GT Masters, der Intercontinental GT Challenge sowie beim 24-Stunden-Rennen Nürburgring. Um sich für ein Engagement in der LMDh zu qualifizieren, benötigt jedes Team einen Hersteller.
Zukunft: High-End-Kundenwettbewerb
Vosse: "Im Idealfall würde WRT ein Auto mit Werksunterstützung bei den großen Rennen einsetzen. Ich denke, dass die Zukunft des Motorsports verstärkt in Richtung High-End-Kundenwettbewerb tendiert als zu einem Programm, das zu 100 Prozent durch einen Hersteller finanziert wird."
Eine mögliche Beteiligung an Kundeneinsätzen außerhalb des eigenen GT3-Programms wollte auch Gass nicht ausschließen auf die Frage, wie es mit den aktuellen Audi Sport Teams Rosberg, Abt und Phoenix nach dem DTM-Ausstieg weitergehen könne.
Gass: "Auch das ist eine Diskussion, die wir jetzt führen müssen. Die meisten Teams fahren nicht nur in der DTM, vielleicht ergeben sich in den weiteren Projekten Anwendungsmöglichkeiten für Audi. Alles Weitere wird man dann sehen."
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