Das Starterfeld für die DTM-Saison 2019 ist größtenteils komplett. Ein offenes Cockpit gibt es allerdings noch: der zweite Platz beim neuen Audi-Kundenteam WRT. Schon im Dezember 2018 hatte Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet, dass der junge Südafrikaner Jonathan Aberdein eines der beiden DTM-Cockpits beim belgischen Rennstall erhalten wird.

Über seinen Teamkollegen ist bislang allerdings nichts bekannt. Das große Fahrer-Geheimnis wird bald gelüftet: Am kommenden Donnerstag, 21. März stellt WRT am Teamsitz im belgischen Baudour das DTM-Programm sowie seine umfangreichen Aktivitäten im GT-Sport und der TCR für 2019 vor.

Üblicherweise kursieren in der DTM stets Namen im Vorfeld einer offiziellen Fahrer-Bekanntgabe. Bei WRT war das nicht der Fall. Selbst Insider hielten sich zuletzt mit Spekulationen zurück. Stattdessen ging es in den vergangenen Wochen vornehmlich darum, welche Fahrer nicht mit WRT in die DTM einsteigen werden. Etwa Ferdinand Habsburg, der sich schon auf gutem Wege zum belgischen Team befand, bevor er sich letztendlich für R-Motorsport entschied.

Da zuletzt selbst bei DTM-Neueinsteiger R-Motorsport bereits im Vorfeld die vier Fahrer und auch Sheldon van der Lindes spektakulärer Wechsel von Audi zu BMW durchgesickert waren, birgt die WRT-Präsentation also weiter eine besondere Spannung.

Welchen Fahrer wird Teamchef Vincent Vosse in wenigen Tagen aus seiner Wundertüte ziehen? Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wussten selbst Verantwortliche bei Audi Sport zur Mitte dieser Woche noch nicht, wer der zweite Fahrer neben Aberdein (ohne dabei diesen Namen konkret zu nennen) bei WRT werden wird.

Die letzten privaten Hersteller-Testfahrten in Jerez konnten jedenfalls keinen Aufschluss bringen, denn: WRT war gar nicht dabei, als Audi, BMW und erstmals R-Motorsport ihre Runden auf der spanischen Rennstrecke drehten. Nur beim Jerez-Test im Dezember 2018 war WRT vor Ort, damals mit einem V8-Audi RS 5 DTM. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com waren nicht alle Beteiligten davon begeistert, dass das Kundenteam ebenfalls diese Testgelegenheit erhielt...

Von den sieben Audi-Kandidaten beim ersten Jerez-Test kommt abgesehen vom 21-jährigen Aberdein kaum einer der verbliebenen Fahrer für ein DTM-Programm in Frage: Andreas Bakkerud (WRX mit Neueinsteiger Cartel), Mattia Drudi (GT-Sport mit Audi), Sacha Fenestraz (Super GT mit Nissan), Sergey Sirotkin (WEC & Formel-1-Ersatzfahrer) und Frederic Vervisch (GT-Sport mit Audi) haben für 2019 bereits ihre Engagements bekanntgegeben. Und hinter dem 42-jährigen Audi-Werksfahrer Benoit Treluyer - fuhr zuletzt im Januar 2019 in Marrakesch beim Formel-E-Test für Audi-Kundenteam Virgin - steht zumindest ein großes Fragezeichen.

Die theoretische Liste an Fahrern, die sich gern in der DTM beweisen würden, ist lang. Aber: Der finanzielle Aspekt spielt eine große Rolle. Ein unabhängiges Kundenprogramm in der DTM schlägt nach Informationen von Motorsport-Magazin.com mit fünf bis sechs Millionen Euro zu Buche. Kein Geheimnis, dass derart enorme Summen nur mit Sponsorengeldern aufzubringen sind - beziehungsweise Fahrern, die das benötigte Budget auftreiben können.

Wie schwierig das ist, zeigt der Fall BMW. Der Autobauer aus München wird 2019 - wie Motorsport-Magazin.com am 07. Februar exklusiv berichtet hatte - ohne ein Kundenteam in der DTM antreten.

BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt in einem Statement von diesem Freitag: "Wir waren von Beginn an von Gerhard Bergers Idee überzeugt, in der DTM durch den Einsatz von privaten Teams für eine noch größere Vielfalt im Feld zu sorgen. Aus diesem Grund haben wir zugesichert, die Basis für ein Privatteam zu organisieren, zwei Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen sowie weitere Unterstützung in Sachen Ausrüstung und Hardware zu leisten. Allerdings hat sich bis dato keines der Teams, mit denen wir in den vergangenen Monaten Gespräche geführt haben, für ein Engagement für die Saison 2019 entschieden. Natürlich ist das schade, aber die Entscheidung liegt bei den Teams. Wir führen jedoch konstruktive Gespräche, um frühzeitig für die Saison 2020 eine Lösung zu finden."

Audi-Motorsportchef Dieter Gass sagte zuvor zu Motorsport-Magazin.com: "Alle operativen Kosten für dieses Projekt trägt WRT zu 100 Prozent selbst. Wir unterstützen das Team ausschließlich mit Materialien." Es muss nicht zwingend Geld über den Tisch eines Herstellers wandern. Auch die Bereitstellung etwa von Fahrzeugen und/oder Ersatzteilen kann ein Privatteam in der DTM finanziell deutlich entlasten.

Der in der Motorsportwelt bestens vernetzte WRT-Teamchef Vosse könnte neben Aberdein einen weiteren Fahrer verpflichten, der angesichts der immensen Kosten und unsicheren Zukunft im Formel-Nachwuchsbereich in Richtung DTM tendiert. Hier winkt theoretisch ein lukrativer Werksvertrag bei einem der involvierten Autobauer. So bleibt die Frage nach dem zweiten WRT-Fahrer und dessen Hintergründen noch eine Weile offen.