Schneller, effizienter, leichter - aber auch wesentlich empfindlicher: die neuen Turbo-Motoren der DTM. Die Nachfolger der V8-Aggregate werden der entscheidende Performance-Faktor in der anstehenden Saison 2019, wie sich immer stärker herauskristallisiert. Das gilt sowohl für die Leistung als auch für die enorm wichtige Haltbarkeit der hochgezüchteten Turbos.

Wie Motorsport-Magazin.com nun erfahren hat, können die Hersteller in der ersten Turbo-Saison mit einem im Vergleich zu 2018 größeren Motoren-Kontingent planen. Jedes Team darf 2019 drei Turbo-Motoren (1,5 Motoren pro Fahrzeug) straffrei im Verlauf der gesamten Saison einsetzen. 2018 durften Audi, BMW und Aussteiger Mercedes an den zehn Rennwochenenden acht Motoren für die jeweils sechs Autos nutzen.

Während die Motoren bis zuletzt nach Herstellern aufgeteilt waren, wird ab 2019 pro Team beziehungsweise Fahrzeug gerechnet. 2019 geht mit WRT erstmals ein Kundenteam von Audi in der DTM an den Start. Die Unabhängigkeit des belgischen Rennstalls zeigt sich auch daran, dass Audi Sport trotz Bereitstellung des Materials keinen Anspruch auf das Motoren-Kontingent von WRT erheben darf.

Ein Motor für 6.000 Kilometer

2019 stehen erneut zehn Veranstaltungen auf dem Plan: neun reguläre DTM-Rennwochenenden sowie ein Stand-Alone-Event zusammen mit den Autos aus der japanischen Super GT. Das ursprünglich geplante Europa-Rennen mit den Japanern fiel auch wegen der zusätzlichen Kilometer flach, denn: Die Turbo-Motoren wurden in der Entwicklung auf etwa 6.000 Kilometer ausgelegt - das entspricht umgerechnet zehn Veranstaltungen.

Die zusätzlichen Kilometer durch ein weiteres Rennen hätten die Planungen der Ingenieure über den Haufen geworfen. Statt eines zweiten Stand-Alone-Events werden die japanischen Hersteller stattdessen nach Informationen von Motorsport-Magazin.com beim DTM-Finale 2019 in Hockenheim antreten und dort Rennen zusammen mit Audi, BMW und Aston Martin austragen.

Jedem DTM-Team stehen 2019 drei Motoren zur Verfügung, Foto: Audi Communications Motorsport
Jedem DTM-Team stehen 2019 drei Motoren zur Verfügung, Foto: Audi Communications Motorsport

Die übliche Kostenfrage

Zumindest die Ingenieure hätten sich nicht über weitere Testgelegenheiten im Vorfeld der ersten Saison unter dem Class-One-Reglement gewehrt. So war zumindest einmal angedacht gewesen, das Laufleistungs-Pensum einer kompletter Saison - also rund 6.000 Kilometer - im Vorfeld auf Rennstrecken unter realen Bedingungen abzuspulen. Mit Blick auf die Kosten einigten sich die Hersteller letztendlich auf neun private Hersteller-Testtage in Estoril und Jerez sowie den viertägigen ITR-Test am Lausitzring Mitte April. Die Kostenfrage entschied letztendlich auch über das Motoren-Kontingent für 2019.

"Das Format der DTM ist eine große Herausforderung", sagt Stefan Dreyer, Leiter Antriebsstrang bei Audi Motorsport. "Die lange Laufleistung, verteilt auf viele Veranstaltungen mit kurzen Runs, ist beinhart." Die neuen Turbo-Motoren sind im Vergleich zu den V8-Aggregaten (148 Kilogramm) auch wegen des Gewichts empfindlicher: Der Rumpfmotor wiegt nur 85 Kilogramm bei einer Leistung von mehr als 600 PS und einem Drehmoment von über 650 Newtonmeter.

Turbo-Debüt: Kein Schongang

Bei der Entwicklung der Turbos wurde die Gesamtlaufleistung genau einkalkuliert. Sorgen, dass die Fahrer im späteren Verlauf der Saison absichtlich vom Gas gehen, um den Antriebsstrang zu schonen, sind jedoch unbegründet. "Wenn man von Anfang an nicht Vollgas gibt, dann fährt man hinterher", sagt Ulrich Baretzky, Leiter Entwicklung Motor bei Audi Motorsport, zu Motorsport-Magazin.com. "Da gibt es keine Schongänge."

Gleichzeitig erklärt Baretzky, wie sensibel das Turbo-Thema tatsächlich ist und welche Risiken bestehen: "Der Turbo ist wesentlich empfindlicher als ein Sauger, er ist weniger tolerant. Wenn man da überdreht, ist er hinüber - und zwar schnell. Wir haben ja weiterhin keine Telemetrie, von außen ist also keine Einflussnahme möglich. Wenn man da etwas übersieht, dann knallt's."