Die DTM-Meisterschaft 2018 geht in die ganz heiße Phase: Beim anstehenden Rennwochenende auf dem Red Bull Ring könnte sogar eine Entscheidung im Titelkampf fallen. Vier Rennen vor Schluss führt Gary Paffett (206) die Meisterschaft mit zwei Punkten Vorsprung vor seinem Mercedes-Teamkollegen Paul Di Resta (204) an. Rene Rast, der Mann der letzten Wochen in der DTM, hat mit 149 Zählern noch Außenseiterchancen.

Spielen am Ende wieder die Zusatzpunkte aus dem Qualifying eine Schlüsselrolle? Die 2017 eingeführten Zähler für die drei Bestplatzierten der Zeittrainings sind viel mehr als nur ein netter Bonus. Das zeigt auch der Verlauf der aktuellen Saison: Ohne die Qualifying-Punkte läge nämlich Di Resta in Führung. Sein britischer Landsmann Paffett profitierte dieses Jahr jedoch von seiner Stärke auf den schnellen Runden.

In den bisherigen 16 Läufen hat sich Paffett 19 Punkte allein durch die Qualifyings (3 Punkte für den Pole-Setter, 2 für den Zweiten und 1 für den Drittplatzierten) gesichert. Di Resta konnte abseits der Rennen seinem Konto nur 10 Extra-Punkte hinzufügen. Ohne die Qualifying-Punkte würde der DTM-Meister von 2010 die Gesamtwertung mit 194 Zählern vor Paffett (187) anführen.

Zusatzpunkte in den Qualifyings 2018

FahrerQuali-PunkteGesamtTabelle o. Q-P.
Paffett19206187 (P2)
Rast11149138 (P3)
Auer10110100 (P7)
Di Resta10204194 (P1)
Eng109282 (P9)
Mortara7138131 (P5)
Wittmann3137134 (P4)

Mit vier Pole Positions liegt Paffett in dieser Kategorie deutlich vorne. Das Mercedes-Urgestein begann die Saison mit einer Pole in Hockenheim, ließ eine Doppel-Pole in Zandvoort folgen und startete auch vor heimischer Kulisse in Brands Hatch vom ersten Startplatz.

Gary, das Qualifying-Monster: Neben seinen vier Poles holte er drei Mal den zweiten Platz, startete also in fast jedem zweiten Saisonrennen aus der ersten Reihe. Hinzu kommen ein dritter Startplatz am Sonntag auf dem Lausitzring sowie zwei vierte Startplätze am Norisring (Samstag) und Misano (Samstag).

Paffett wusste zudem etwas mit den guten Ausgangspositionen anzufangen. Fünf Mal fuhr er nach Start aus der ersten Reihe auf das Podest, zwei seiner Poles wandelte er in Siege um. Nur beim Sonntags-Rennen am Norisring (schlechter Boxenstopp, P13) und im zweiten Rennen auf dem Nürburgring (schlechter Boxenstopp, P5) verpasste Paffett das Podium.

Titelrivale Di Resta tat sich in den Qualifyings meist schwerer und hatte so mehr in den Rennen zu kämpfen. Beim fünften Saisonrennen in Ungarn sicherte sich der 32-Jährige seine erste von insgesamt zwei Pole Positions. Sowohl die Pole in Ungarn als auch die in Misano münzte Di Resta in einen Sieg um. Nur drei Mal startete er überhaupt aus Reihe eins, dabei sprangen jedoch drei Saisonsiege heraus.

Die große Qualifying-Überraschung ist aber wieder einmal Rene Rast. Mit seinem über weite Strecken der Saison unterlegenen Audi erzielte der amtierende Champion ebenfalls zwei Poles und startete drei Mal aus Reihe eins. In der Qualifyingpunkte-Tabelle kommt Rast auf 11 Zähler - einer mehr als Di Resta (10) und Platz zwei hinter Paffett (19).

"Rene hat zuletzt vor allem davon profitiert, dass er seine Qualifying-Runden auf den Punkt bringt wie kein anderer", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass. Die Stärke im Zeittraining verhalf Rast 2017 sogar zum Meisterschaftssieg. Ohne seine 17 zusätzlichen Quali-Punkte wäre der Audi-Star in der Endabrechnung nur Dritter geworden und der Titel stattdessen an Mattias Ekström gegangen. Rast ist eine Macht im Qualifying - das stellte er zuletzt am Nürburgring mit der Doppel-Pole, gefolgt vom historischen Doppel-Sieg, eindrucksvoll unter Beweis.

Zusatzpunkte in den Qualifyings 2017 (Audi Top-4)

Quali-Pkt.Gesamt Tabelle o. Q-P.
Rast17179162 (P3)
Green11160162 (P4)
Ekström5176171 (P1)
Rockenfeller1167166 (P2)

Auch in diesem Jahr könnten die Qualifying-Punkte den Ausschlag beim Kampf um die Meisterschaft geben. In den Rennen zeigten Paffett und Di Resta ohnehin überragende Leistungen und fuhren konstant dicke Punkte nach Hause. Paffetts Qualifying-Vorteil könnte ihm letztendlich den entscheidenden Vorteil bringen.

"Ich bin vor Paul und hatte am Nürburgring einen Pace-Vorteil gegenüber ihm", sagt Paffett zu Motorsport-Magazin.com. "Ich war in allen Sessions schneller als er, und darüber bin ich happy. Der Teamkollege ist immer der Erste, den du besiegen willst. Wir haben ja das gleiche Auto. Wenn dich jemand anders schlägt, kannst du es immer auf sein Auto schieben. Aber wenn es der Teamkollege war, hat er einen besseren Job gemacht."