Am vergangenen Sonntag um 16:01 Uhr und 35 Sekunden war der Triumph perfekt: Tom Kristensen überquert mit seinem Audi R8 als Sieger die Ziellinie in Le Mans und schreibt damit ein Stück Motorsportgeschichte. Keinem anderen Piloten ist es zuvor gelungen, das wohl berühmteste Rennen der Welt siebenmal zu gewinnen. Der Umstieg vom Sportwagen in den Audi A4 DTM fiel dem 37 Jahre alten Dänen offenbar nicht allzu schwer: Nur eine Woche nach dem Sieg in Le Mans startet er in Oschersleben erstmals in seiner DTM-Karriere von der Pole Position. Tom Kristensen im Interview über Erreichtes, Ziele und ganz besondere Glückwünsche.

Die Zieldurchfahrt vor 230.000 Zuschauern in Le Mans, der siebte Sieg, der neue Rekord – was waren die Gedanken?

Tom Kristensen: Ich war – und bin es immer noch – der glücklichste Rennfahrer der Welt. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, und das auch noch in ziemlich kurzer Zeit: Neunmal bin ich in Le Mans gestartet, siebenmal ins Ziel gekommen, und jedes Mal habe ich gewonnen. Den deutlich größten Anteil an den Erfolgen hat der Audi R8, mit dem ich gemeinsam mit jeweils anderen Teamkollegen fünfmal gewonnen habe.

Hat Sie dieser Triumph verändert?

Tom Kristensen: Ich war noch niemals in meinem Leben so relaxed und habe so ein Gefühl, als müsste ich niemandem mehr etwas beweisen. Das stimmt natürlich nicht, denn schon an diesem Wochenende geht das Motorsportleben ja weiter – aber trotzdem möchte ich irgendwie, dass dieses Gefühl mein ganzes Leben lang nicht verschwindet. Ich glaube, ich kann in Zukunft Erfolge noch mehr genießen.

Was haben Sie in den Tagen nach Le Mans gemacht?

Tom Kristensen: Audi Dänemark und die Jyske Bank – einer unserer Sponsoren – haben meine ganze Familie und mich für zwei Tage nach Kopenhagen eingeladen. Ich habe mit meiner Frau Hanne und meinen Kindern Carla und Oliver in einer Suite im teuersten Hotel Dänemarks gewohnt und hatte einige PR-Termine mitten im Tivoli.

Wie war die Resonanz auf Ihren Sieg?

Tom Kristensen: Unglaublich und viel größer und herzlicher als ich es mir ausgemalt hatte. Ich habe etwa 150 E-Mails und über 200 SMS-Mitteilungen erhalten – und bin immer noch nicht dazu gekommen, sie alle zu beantworten. Auf der Internetseite einer großen dänischen Zeitung haben die Leser unseren Sieg sogar zum größten dänischen Sport-Erfolg gewählt – noch vor dem EM-Sieg unserer Fußballer im Jahr 1992. Das hat mich sehr gefreut. Übrigens glaube ich, dass der Gegner im Finale damals Deutschland war…

Und wer war der allererste Gratulant?

Tom Kristensen: Das war Jacky Ickx. Er hat mir um 15:53 Uhr auf meinen Anrufbeantworter gesprochen, also ein paar Runden vor der Zieldurchfahrt, und gesagt: ‚Ich weiß, dass du im Auto sitzt, denn ich beobachte dich gerade im Fernsehen.´ Dann hat er mir gratuliert und mir mit einem Lächeln gesagt, er wäre jetzt immerhin wieder der einzige Rennfahrer mit sechs Siegen in Le Mans. Jacky Ickx ist eine tolle Persönlichkeit und Botschafter des Motorsports. Er wird immer der wahre ‚Mr. Le Mans´ bleiben.

Wie schwer fällt jetzt die Umstellung vom R8 auf den Audi A4 DTM?

Tom Kristensen: Natürlich sind das zwei ganz unterschiedliche Dinge. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich vom Sport- in den Tourenwagen wechsele. Und mir wird es sehr leicht gemacht: Wenn man das Lenkrad in die Hand nimmt und den Fuß aufs Gaspedal setzt, dann weiß man in beiden Autos sofort, dass man in einem Audi sitzt.