Regel-Wahnsinn in der DTM! Die für Moskau geplante Änderung bezüglich der Performance-Gewichte kommt nun doch nicht zum Einsatz. Das Bulletin, das kurz vor dem Rennwochenende in Russland veröffentlicht worden war, wird ausgesetzt. Das teilte der DMSB am späten Samstagabend mit. Damit gelten weiter die Regeln, die schon am Norisring angewendet worden waren.

Die Zurücknahme des neuen Erfolgsballast-Reglements haben die DMSB-Vertreter in der DTM-Kommission am Samstagabend in Moskau beschlossen. Die Verantwortlichen erkennen, dass auch die Überarbeitung nicht den gewünschten Erfolg bringen würde, teilte der DMSB mit.

Immer wieder Ärger

Immer wieder Ärger mit den Gewichten. Seit dem Wochenende in Ungarn und dem dortigen Zielzeitfahren überschattet dieses leidige Thema die DTM komplett. Schon dreimal wurde die Regel in der laufenden Saison angepasst - eigentlich ein Unding in einer professionellen Rennserie. Und jetzt der nächste Hammer.

Im Vorfeld des Russland-Wochenendes hatte sich der DMSB über die Hersteller hinweggesetzt und mit einer neuen Regelung aufgewartet, die den Marken verbieten sollte, taktisch zu fahren. Die Rundenzeiten, die zur Verteilung der Performance-Gewichte führt, wären praktisch per Zufallsgenerator generiert worden. Die Hersteller sollen mit dieser Lösung überhaupt nicht glücklich gewesen sein - und haben sich nun offenbar durchgesetzt.

DMSB-Präsident schaltet sich ein

DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck schaltete sich in Folge des Treffens am Samstag ein und forderte eine endgültige Lösung für das größte Problem der aktuellen DTM. "Im Grundsatz geht es darum, einen sportlich-fairen Wettbewerb zu erhalten", erklärte Stuck. "Leider bargen alle bisherigen Varianten der Performance-Gewichtsregeln die Gefahr des Missbrauchs."

In Ungarn hatten gewisse Hersteller ihre Fahrer mittels Codes auf Boxentafeln dazu angewiesen, bestimmte Rundenzeiten zu fahren - um dadurch kein Gewicht zuladen zu müssen. Das ist nicht verboten. Das gezielte Einbremsen der eigenen Fahrer widerspricht allerdings der Natur des Sports. Zum folgenden Rennwochenende am Norisring waren derartige Codes auf den Boxentafeln kurzfristig verboten worden.

Kommt es wirklich zur Lösung?

Wie geht es nun weiter mit der Erfolgsballast-Causa? Eine Lösung soll bald gefunden werden, forderte Stuck. "Daraus ergibt sich für mich nur ein logischer Schluss", sagte er. "Wir müssen endlich im Sinne des Sports eine Lösung finden, die die Performance-Gewichte abschafft. Der Fan will Rennfahrer sehen, die von der ersten bis zur letzten Minute Vollgas geben. Es ist unser gemeinsamer Job, dies zu ermöglichen."

Unmittelbar nach dem Rennen in Moskau will Stuck die Verantwortlichen der DTM-Kommission - Hersteller, ITR und DMSB - zusammenrufen, um eine finale Lösung zu erarbeiten. Bis dahin bleibt das Reglement unverändert, das Bulletin Nr. 7 findet derzeit keine Anwendung.

Einfache Lösung gibt es nicht

Eine völlige Abschaffung der Performance-Gewichte klingt wie eine simple Lösung. Ganz so einfach ist es aber doch nicht, schließlich müssen - schon traditionell in der DTM - alle Parteien damit einverstanden sein. "Ich würde es am liebsten abschaffen", sagte Mattias Ekström zur ARD. " Wenn es heute geheißen hätte, die Performance-Gewichte werden abgeschafft, hätte ich gejubelt. Das war aber leider nicht der Fall."

Würden die Gewichte nun unter der Saison abgeschafft, käme das allerdings einer Wettbewerbsverzerrung gleich. Schließlich hatten die jeweiligen Verteilungen schon einiges an Einfluss auf den Verlauf der Saison. Die Mercedes-Rennwagen war im ersten Moskau-Rennen etwa 10 Kilo schwerer als ihre Pendants von Audi. Das schlug sich deutlich im Qualifying-Ergebnis nieder.

Die Fahrer wünschen sich unisono eine Abschaffung der Zusatzgewichte - jedoch nicht unbedingt in der laufenden Saison. "Es bringt uns alles nichts, wenn wir jetzt darauf rumhacken", sagte Timo Glock in Moskau. "Wenn wir sagen, dass wir jetzt die Gewichte rausschmeißen, würde das der Meisterschaft mehr schaden als alles andere."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Das Chaos rund um die Gewichte verkommt zur völlig Farce, bei der alle Verantwortlichen ihren Teil zu beitragen. Oh, wie schön war Hockenheim... Und auch die Rennen auf dem Lausitzring, als noch das Sportliche im Vordergrund stand. Die Anfangs-Euphorie der 'neuen' DTM ist komplett hinüber, stattdessen herrscht pure Missgunst im Fahrerlager. Die Gewichte jetzt einfach abschaffen? Geht eigentlich nicht. Dafür hatten sie schon viel zu großen Einfluss auf den bisherigen Saisonverlauf. Einfach mal alle Uhren auf null stellen? Dafür ist es dieses Jahr zu spät. Ab 2018 darf es aber keine Performance-Gewichte mehr geben, damit schaufelt sich die DTM ihr eigenes Grab. Die Hersteller müssen einfach akzeptieren, dass nicht jeder ein Gewinner sein kann... (Robert Seiwert)