Mike Rockenfeller ist die Sensation beim Rennwochenende der DTM in Moskau. War nach seinem Mittelfußbruch am Norisring zunächst nicht einmal klar gewesen, ob er überhaupt in Russland antreten kann, fuhr er im Samstagsrennen sogar bis auf das Podium. Seit dem ersten Training ist der Audi-Pilot, mit Spezialschuh und Bandage unterwegs, eine Macht auf dem Moscow Raceway.

Das hatte Rockenfeller bereits im Platz drei im Qualifying bewiesen. Nur Markenkollege Rene Rast war ihm sowohl im Zeittraining als auch im Rennen überlegen. Der Audi-Neuzugang fuhr seinen zweiten Sieg in der DTM ein und eroberte gleichzeitig die Führung in der Meisterschaft zurück. 99 Punkte hat Rast nun auf dem Konto, sein ärgster Verfolger ist Mercedes-Youngster Lucas Auer mit 95 Zählern.

Hätte Rockenfeller gewinnen können?

Hätte Rockenfeller statt Rast das Samstagsrennen gewonnen, wäre Auer der inoffizielle Halbzeitmeister gewesen. Hätte Rocky die Sensation perfekt machen und sogar siegen können? Als er und Rast an der Spitze relativ einsam ihre Runden drehten, machte es nicht den Anschein, dass Rocky seinen Markenkameraden wirklich angreifen würde. Dabei schien seine Pace sogar zeitweise besser zu sein.

"Ich glaube, man hat gesehen, wie schnell ich fahren konnte", sagte Rockenfeller nach Rennende in der ARD. "Aber in der Meisterschaft ist Rene vor mir und so ist das." Heißt im Klartext: Rockenfeller sparte sich einen Angriff auf den Titelfavoriten und begnügte sich mit dem zweiten Platz. Rast wollte das so nicht ganz stehen lassen und meinte: "Mike hat alles DRS aufgebraucht. Er hat schon versucht, mich zu attackieren."

Der Kampf gegen Teamkollegen...

Letztendlich räumte aber auch Rast ein, dass das Duell gegen den Audi-Kollegen nicht so lief wie gegen den Fahrer eines anderen Herstellers. Rast: "Ich habe gesehen, dass Mike auf der Gegengeraden das DRS nutzte. Aber er war nicht nah genug, um mich anzugreifen. Deshalb war ich immer auf der sicheren Seite. Und unter Teamkollegen kämpft man natürlich nicht so hart wie gegen andere."

Rockenfeller selbst ist nach seinem zweiten Platz aber noch längst nicht raus aus dem Titelkampf. Mit 73 Punkten liegt der frühere Meister auf dem sechsten Platz. Mit einem weiteren guten Ergebnis am Sonntag wahrt er seine Chancen. "Er hat fast das gemacht, was er versprochen hat", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Er hat gesagt, dass er hier so stark ist und das Rennen gewinnt. Jetzt ist es Platz zwei geworden."

Moskau: Es kracht zwischen Rockenfeller und Farfus (01:10 Min.)

Große Chance beim Start

Rockenfeller gilt als Russland-Spezialist, 2013 und 2015 siegte er beim Auslandsgastspiel der DTM. "Ein Sieg wäre heute noch besser gewesen, aber Rene war besser, das müssen wir akzeptieren", zeigte sich Rockenfeller versöhnlich. Beim Start hatte er die große Chance, die Führung zu übernehmen. Rast kämpfte mit durchdrehenden Rädern, konnte sich aber geradeso verteidigen. Als Rockenfeller dann in Runde drei mit BMW-Pilot Augusto Farfus aneinander rasselte, war das Rennen praktisch entschieden.

"Der Start war gut, davor hatte ich am meisten Angst", sagte Rocky rückblickend. In Moskau musste er erstmals in seiner DTM-Karriere den rechten Fuß nutzen, um zu bremsen. Normalerweise ist der rechte der Bremsfuß. Die Umstellung meisterte Rockenfeller mit Bravour. Nur beim Start benötigte er den linken Fuß, um die sensible Kupplung vorzuspannen. "Es ist nicht so einfach, mal gerade mit rechts zu bremsen und trotzdem in der DTM vorne zu sein", sagte er.

Später humpelte er mit Krücken auf das Podium und lachte breit in die Kamera. Mike KrückenFeller! Der Humpel-Rocky! Der immer noch gebrochene Mittelfuß sei während des Rennens keine Belastung gewesen: "Was ich am Anfang machen konnte, konnte ich auch am Ende. Ob es mit einem gesunden linken Fuß besser gewesen wäre, weiß ich nicht. Aber ich hatte die ganze Zeit über die gleiche Pace."