DTM-Rückkehrer Maro Engel im Interview: (06:17 Min.)

Viele Beobachter waren überrascht von deiner Rückkehr in die DTM. Du selber auch?
Maro Engel: Na ja, 2015 habe ich das DTM-Auto von Mercedes getestet und im vergangenen Jahr war ich neben Felix Rosenqvist offizieller Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes. Ich war also sowieso nah dran am Team und hatte ja auch immer das Gefühl, in die DTM zurückkehren zu können, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Deshalb kam das Comeback für mich wohl weniger überraschend als für manch anderen. Natürlich freue ich mich über diese Chance, mit der DTM habe ich ja noch eine Rechnung offen.

Wie genau sieht diese Rechnung aus?
Maro Engel: Es war schon immer mein Ziel gewesen, mit einem aktuellen DTM-Auto und für HWA anzutreten. Schön, dass es jetzt geklappt hat. Damals mit dem Jahreswagen habe ich zwar gepunktet, aber für einen Podestplatz hat es nie gereicht. Das Ziel lautet bei meiner Rückkehr also, das in der Saison 2017 zu ändern. Ich habe mich während meiner Zeit im GT-Rennwagen weiterentwickelt und dort häufiger Stars aus der DTM hinter mir gelassen. Ich hoffe, dass mir das nun auch in der DTM selbst gelingen wird.

Verglichen mit deiner ersten DTM-Zeit von 2008 bis 2011: Wie hast du dich als Fahrer und auch als Mensch weiterentwickelt?
Maro Engel: Schwierig, da nur einen Punkt hervorzuheben. Meine Zeit in Australien war sehr lehrreich, obwohl es 2013 in der V8 Supercars-Serie angesichts der Performance des Autos schwierig war. Trotzdem habe ich nicht nur Erfahrung gesammelt, sondern mich auch als Mensch weiterentwickelt. Der Schritt ins Kundensportprogramm von AMG war auch sehr wichtig. In dieser Zeit habe ich mich als Fahrer verbessert, viele neue Strecken und auch Formate wie 24-Stunden-Rennen kennengelernt.

Wo siehst du den größten Unterschied zwischen der damaligen und der heutigen DTM?
Maro Engel: Die Arbeitsweisen und Teams selbst haben sich weiterentwickelt im Verlauf der Jahre. Bei meinen beiden Testfahrten habe ich deutlich bemerkt, dass das Niveau weiter angewachsen ist. Und fahrerisch war die DTM ja schon immer auf einem extrem hohen Level. Für mich gibt es zwei Serien auf der Welt, die in der Breite stärker besetzt sind als die Formel 1: Das sind die DTM und die Formel E.

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Kann die aktuelle DTM auch etwas von der früheren lernen?
Maro Engel: Ich bin kein Freund davon, zu sagen: 'Früher war alles besser'. Die DTM hat im vergangenen Jahr sehr gutes Racing geboten. Die besten Tourenwagen der Welt mit den besten Tourenwagenpiloten der Welt am Steuer - das ist doch geil! Und was die DTM für 2017 plant, ist absolut aufregend. Mehr Leistung, mehr Aerodynamik sowie einen Reifen, der mehr Grip bietet und stärker abbaut: Das ist genau der richtige Weg. Da werden wir Fahrer und hoffentlich auch die Zuschauer wahnsinnig viel Spaß haben.

Nach deiner Zeit im GT-Sport bist du nun wieder als Einzelkämpfer in der DTM unterwegs. Ist das nicht die wahre Erfüllung für einen Rennfahrer?
Maro Engel: Solange ich beim Boxenstopp nicht aussteige, ist alles gut! Vielleicht weist mich mein Ingenieur bei den ersten DTM-Rennen am Funk darauf hin, beim Reifenwechsel doch bitte im Auto sitzen zu bleiben... Aber im Ernst: Ich genieße die GT-Rennen mit Teamkollegen sehr. Ich bin nicht der Typ, der sagt: 'Auf dem Auto darf nur mein Name stehen'. Gleichzeitig ist es eine Ehre, wenn du ein Auto zusammen mit Ingenieuren und Mechanikern komplett auf die eigenen Bedürfnisse anpassen kannst.

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DTM oder Formel E - wo ist der Wettbewerb mit Blick auf das Fahrerfeld größer?
Maro Engel: Beide Serien sind auf einem ganz hohen Niveau. Ich möchte mich da nicht zwischen der einen oder der anderen Serie entscheiden. In der DTM und auch in der Formel E fahren absolute Spezialisten. Wenn du es da schaffst, ganz vorne mitzufahren, hast du einen richtig guten Job gemacht.

Kann sich die DTM etwas bei der Formel E oder auch den Australischen V8 Supercars abschauen?
Maro Engel: Ich bin der Meinung, dass die DTM mit den neuen Autos genau die richtige Richtung genommen hat. Sicherlich kann man auch von den V8 Supercars, die Mega-Racing bieten, etwas lernen - gerade die Art und Weise, wie die Serie an die Zuschauer transportiert wird. Das ist vorbildlich. Mir macht es nach wie vor großen Spaß, die Übertragungen im Fernsehen anzuschauen. Auch die Formel E geht neue Wege, besonders, was Social Media betrifft. Der Fan-Boost ist da ein großes Thema. Obwohl ich ganz froh bin, dass wir so etwas in der DTM nicht haben. In der Formel E ist das ein guter Weg, um die Fans zu integrieren. Es reicht aber auch, wenn eine Serie diesen Weg geht...

Dabei hast du eine internationale Fanbase und könntest auch in der DTM von einem Fan-Boost profitieren.
Maro Engel: Beim Fan-Boost ist es doch immer so: Wenn du ihn bekommst, findest du ihn geil. Wenn nicht, dann ist er nicht mehr so toll... Zur Formel E passt das gut, aber in der DTM sollten wir lieber nicht darüber sprechen.