Als Engel vor dem ersten Auslands-Event der DTM an der niederländischen Nordseeküste nach seinen Zielen gefragt wurde, musste er nicht lange nachdenken und stellte treffend fest: "Schlechter als in Oschersleben kann es hier für uns eigentlich nicht laufen!" Ein Blick auf die Tabelle sprach Bände, denn dort wurde das Mercedes-AMG-Ass mit nur fünf Punkten auf Rang 16 notiert. Die gab es für Rang 13 und 14 in den beiden Rennen in der Magdeburger Börde.

Nicht nur für Engel viel zu wenig, um höhere Ansprüche geltend zu machen. In Zandvoort sollte aber vieles besser laufen. Dass es letztendlich so gut lief, war auch vom Wahl-Monegassen nicht erwartet worden. "Ich hatte schon im Freien Training ein perfektes Auto, mit dem ich mir dann im Qualifying die Pole Position sichern konnte", freute sich der Landgraf-Pilot im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com über die starke Performance des Mercedes-AMG GT3.

Engel war in Zandvoort von der ersten Sekunde an eins mit seinem Mercedes-AMG, Foto: DTM
Engel war in Zandvoort von der ersten Sekunde an eins mit seinem Mercedes-AMG, Foto: DTM

Drei Sitzungen hat Engel auf dem 4,259 km langen Dünenkurs an der Nordseeküste dominiert und dabei sogar einen neuen Streckenrekord (1:32,585 Minuten) für GT3-Sportwagen erzielt - was für viel Selbstvertrauen sorgte. Das war sofort nach dem Start zum Samstagrennen bei sonnigen 28 Grad zu erkennen. Engel schaffte es nämlich frühzeitig, eine kleine Lücke zwischen sich und seine Verfolger zu reißen.

"Ich konnte nach dem Start einen kleinen Vorsprung herausfahren und das Geschehen kontrollieren. Trotzdem muss man auf dieser Strecke immer hellwach sein, sie verzeiht keine Fehler", meinte Engel und wies dabei auf zwei mögliche Gefahren hin: "Der Sand und der starke Reifen-Abbau, das alles erfordert bis zum Schluss volle Konzentration."

Die ließ ihn auch nicht im Stich, als der Vorsprung dank einer guten Strategie mit einem späten Pflicht-Boxenstopp sowie der schnellsten Rennrunde (1:34,508 Minuten) immer größer wurde. Am Ende waren es nach 39 Runden exakt sechs Sekunden, mit denen Titelverteidiger Sheldon van der Linde im Schubert-BMW das Nachsehen hatte. Der "Hattrick" mit Pole, Sieg und schnellster Rennrunde für Engel und die "gelbe Mamba" wurden mit der Maximalausbeute von 28 Punkten belohnt.

Engel krönte eine souveräne Leistung mit dem ersten Platz im ersten Zandvoort-Rennen, Foto: LAT Images
Engel krönte eine souveräne Leistung mit dem ersten Platz im ersten Zandvoort-Rennen, Foto: LAT Images

"Aus meiner Sicht war es ein Traumtag mit einem perfekten Auto. Ich freue mich für das Team über diesen tollen Erfolg", betonte Engel nach seinem Husarenritt, den er mit dem zweiten DTM-Sieg und seinem ersten in Zandvoort krönte. Interessant ist dabei, dass Engel bei insgesamt sechs Siegen seines Arbeitgebers erst der dritte Sternfahrer nach Gary Paffett (4 Siege) und Robert Wickens (1) ist, der in Zandvoort einen DTM-Erfolg feiern konnte.

Der brachte dem gebürtigen Münchner allerdings auch einen Nachteil ein, denn als Sieger eines DTM-Rennens muss man reglementbedingt im darauffolgenden Lauf 20 Kg Erfolgsballast mit an Bord seines Autos nehmen. "Das könnte sich bei den zu erwartenden hohen Temperaturen (von über 30 Grad, d. Red.) vor allem bezüglich des Reifenabbaus negativ bemerkbar machen", erklärte Engel die Problematik und verwies dabei auf einen wichtigen Schlüssel, um ein gutes Resultat zu erzielen: Das Qualifying! "Wenn man vorne steht und sich aus den Positionskämpfen auf dieser engen Strecke heraushält, macht das viel aus."

Der Wunsch von Engel, erneut das Tempo von der Spitze aus diktieren zu können, ging aber wie erwartet wegen der 20 Kg Zusatzgewicht nicht in Erfüllung. Immerhin qualifizierte sich der 37-Jährige für die zweite Reihe auf Startplatz drei, 0,497 Sekunden hinter Pole-Mann Ricardo Feller im ABT-Audi, aber 37 Tausendstelsekunden vor dessen Markenkollegen Patric Niederhauser (Attempto Racing).

Nach dem Start konnte Engel sogar Thomas Preining im Manthey-EMA-Porsche überholen und den Österreicher bis zu dessen Stopp in Schach halten. Dann passierte ausgerechnet seinem Team der erste Fehler des Wochenendes: Der Stopp war mit 8,6 um 2,3 Sekunden langsamer als der schnellste Stopp, mit dem ABT Sportsline den Audi von Kelvin van der Linde abfertigte. Zu viel, um Platz zwei zu verteidigen, im Gegenteil: Engel fiel sogar auf Platz fünf hinter Preining, Markenkollege Luca Stolz (HRT) und Marco Wittmann im Schubert-BMW zurück.

Wegen des Mehrgewichts kämpfte Engel nun mit stumpfen Waffen und verlor die Konkurrenz vor ihm aus den Augen. Immerhin schaffte es der Mercedes-AMG-Markenbotschafter den stark aufkommenden Kelvin van der Linde hinter sich zu halten, was als Erfolg zu werten ist.

Trotz Zusatzgewicht schlug sich Maro Engel auch im zweiten Rennen achtbar, Foto: DTM
Trotz Zusatzgewicht schlug sich Maro Engel auch im zweiten Rennen achtbar, Foto: DTM

"Wir haben erwartet, dass es mit den 20 Kg Zusatzgewicht schwer werden würde und deshalb kann ich mit Platz fünf und vielen Punkten (11, d. Red.) gut leben", schätzte der beste Mercedes-AMG-Fahrer in der Gesamtwertung die Sachlage realistisch ein. Mit einem perfekten Stopp wäre erneut ein Podium, aber auch P6 möglich gewesen, denn Patric Niederhauser fiel im Attempto-Audi erst durch eine Penalty-Strafe (Unsafe release in der Boxengasse) zurück.

Alles in allem kann Engel mit seiner Punkteausbeute zufrieden sein, denn er hat mit insgesamt 40 von maximal 56 möglichen Zählern die mit Abstand meisten Punkte in Zandvoort eingefahren, neun mehr als der zweitbeste Punktesammler Preining (31).