Kaum ein anderer Fahrer beherrschte das bisherigen Saisongeschehen in der DTM so sehr wie Mattias Ekström. Beim Start in Hockenheim ärgerte er sich über die labilen Rennautos, in Spielberg ging er öffentlich auf Maximilian Götz und Antonio Felix Da Costa los. Rumms! Ekström in Rage, der Schwede ist zumindest vor den Kameras kaum zu bremsen.

Sportlich ging es zuletzt aufwärts, beim zweiten Rennen am Red Bull Ring schaffte er es nach einer Mega-Aufholjagd auf das Podium. Doch selbst am Sonntag konnte sich der Audi-Veteran die eine oder andere Spitze nicht verkneifen - und die Sportwelt fragt sich: Was ärgert Eki?

Ekströms Traumwelt in Gefahr

Die Antwort auf seinen Unmut gab Ekstöm in einem exklusiven Interview mit Motorsport-Magazin.com kürzlich in Österreich. Im ausführlichen Gespräch offenbarte der zweimalige Champion, wieso er derzeit so heftig mit der Tourenwagenserie hadert: aus Sorge um seine große Leidenschaft, die DTM!

"Ich bin wahrscheinlich der verrückteste Motorsport-Enthusiast im Fahrerlager", sagte Ekström zu Motorsport-Magazin.com "Wer mich kennt, weiß, wie hart ich für den Motorsport arbeite und wie viel Leidenschaft ich dafür habe. Deshalb ärgere ich mich auch so sehr, wenn jemand versucht, meine Traumwelt zu zerstören. Wegen Politik oder sonst etwas. Das ist seit 15 Jahren mein Leben, wovon ich immer geträumt habe."

Aktuelle Autos kein Volltreffer

Was Ekström frustriert: die derzeitige Situation in der DTM. Zwar begann die aktuelle Saison durchaus hoffnungsvoll, doch die vergangenen Jahre offenbarten immer wieder Schwächen, vor allem aufgrund des Reglements. Kosteneinsparungen auf der einen Seite, zu hoch entwickelte Rennautos auf der anderen. Bei den Fans hatte die DTM in letzter Zeit keinen einfachen Stand, immer mehr Anhänger wendeten sich ab.

"Ich bin der Meinung, dass die aktuelle Generation der Autos nicht so der Volltreffer ist", sagte Ekström. "Jetzt haben wir für 2017 eine neue Chance. Die DTM braucht es für ihren Namen, ihre Glaubwürdigkeit und die Zukunft, dass wir ein besseres Produkt haben." Drei Jahre lang waren die Autos unter dem Reglement eingefroren, ab dem kommenden darf neuentwickelt werden. Die künftigen Boliden sollen weniger Abtrieb erzeugen und dadurch spannendere Rennen zulassen.

Attacke auf Götz und Co.

Früher sei es laut Ekström möglich gewesen, mit einem guten Auto im Rennen durchs Feld zu pflügen. Heute sei daran kaum noch zu denken. Wohl auch aus Frust darüber ging er zuletzt auf Fahrer wie Götz oder Da Costa los. Neben seinen durchaus harschen Pöbeleien hatte Ekström immerhin eingeräumt, in manchen Rennen aus eigener Schuld aus dem dichten Mittelfeld starten zu müssen - eben dort, wo es gern mal kracht.

In dieser Woche schlug er zumindest versöhnlichere Töne an, weichte aber nicht von seinen Kernaussagen ab. Zu Motorsport-Magazin.com sagte er: "Ich selber möchte Respekt von den anderen Fahrern, aber ich gebe auch viel. Und wenn sich jemand nicht an diese Respektzone hält, dann ist er selbst schuld."

Ekström erklärt Motorsport-Magazin.com seinen Frust, Foto: Michael Kunkel/hochzwei
Ekström erklärt Motorsport-Magazin.com seinen Frust, Foto: Michael Kunkel/hochzwei

Kein zusammengeschraubter Flügelsalat

Zurück zu den Wurzeln der Tourenwagen - das wünschte sich Ekström für die nahe Zukunft. "Die Autos waren kein zusammengeschraubter Flügelsalat", sagte der 37-Jährige. "In den Anfängen der DTM konnte man mehr Kontakt haben, denn die Autos waren robuster. Die Räder waren schmaler, wenn man da Gas gab, machte es 'waaaaap'! Dann hattest du über 40 Meter hinweg zwei schwarze Streifen auf der Strecke und Übersteuern."

Nicht erst einmal wurde vermutet, dass Ekström seine lange und erfolgreiche DTM-Karriere beendet. Liebäugeln mit anderen Serien wie den V8 Supercars und natürlich seinem Engagement in der Rallycross-Weltmeisterschaft dienten als Anzeichen. Sollte ihm die neue Generation der DTM-Autos allerdings gefallen, könnte das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein. Ekström Appell an die Verantwortlichen: "Baut ein gutes Produkt, dann fahre ich DTM, bis mich jemand aus dem Auto ziehen und im Rollstuhl ins Altersheim schieben muss."