"Der Plan war, dass es nach diesem Rennen weniger Punkte Rückstand sind, stattdessen kamen 19 weitere hinzu", so die eindeutige Meisterschafts-Bilanz von Mattias Ekström nach Platz sieben in Spielberg. Zum sechsten Rennen der Saison war der Audi-Pilot mit 20 Punkten Rückstand auf Marco Wittmann angereist, Österreich verlässt er nun mit 39 Zählern Rückstand im Gepäck.

Kombination aus vielen Problemen

Mit Startplatz 15 war die Ausgangslage für den Schweden nicht perfekt. Der Optimismus vor dem Rennen blieb dennoch ungebrochen. Zu Unrecht, wie Ekström später ernüchtert feststellen musste. "Normalerweise ist es Spaß, wenn die Optionreifen draufkommen. Heute war die Pace nicht da und dann hast du auch kein schönes Rennen", so die Zusammenfassung des Meisterschaftszweiten.

Erst in der zweiten Rennhälfte, als er auf den Standard-Reifen unterwegs war, fühlte sich der Audi sehr gut an, mit den Options sei sein Auto schlicht zu langsam gewesen. "Mit den Option-Reifen war es nicht, wie ich das erwartet hatte."

Mattias Ekström sieht einige Gewitterwolken aufziehen, Foto: DTM
Mattias Ekström sieht einige Gewitterwolken aufziehen, Foto: DTM

Meisterschaft nicht in meiner Hand

Nun ist für Ekström klar: Die Meisterschaft bleibt weiterhin das oberste Ziel, ohne fremde Hilfe wird sein dritter Titel aber nur schwer zu realisieren sein. "Ich bin ja nicht doof. Träumereien sind ja sehr schön, aber bringen nichts. Ich muss 39 Punkte in vier Rennen aufholen. Damit muss ich jedes Mal zehn Punkte mehr als er holen", analysierte Ekström. Damit ist für den Audi-Mann auch einfach ausgerechnet: Wenn Wittmann vier Mal Zweiter wird, ist er Meister.

Um zumindest noch eine kleine Chance gegen BMW im Titelkampf zu haben, nimmt der Schwede auch Audi in die Pflicht: "Wenn wir die knacken wollen, dann müssen wir langsam anfangen, Gas zu geben. Jetzt ist es fünf vor 12." Dessen ist sich auch Dieter Gass, Audi Leiter DTM sehr bewusst. Er spricht von sehr konstanten Leistungen bei BMW, durch die der Rückstand zum jetzigen Zeitpunkt und bei regulären Bedingungen nur schwer aufzuholen sein wird. "Zumal wir dieses Jahr noch nicht mit Rennsiegen geglänzt haben", fügte er hinzu. "Das ist das Minimum, das man einfordern müsste, um diesen Vorsprung noch einzuholen."

Mattias Ekström erwartet sich Hilfe von Audi, Foto: DTM
Mattias Ekström erwartet sich Hilfe von Audi, Foto: DTM

Hilfe der Teamkollegen als Notwendigkeit

Für Ekström benötigt es im Titelkampf ein weiteres Puzzleteil: Die Hilfe seiner Audi-Kollegen. "Es liegt nicht mehr in meiner Hand, sondern ich brauche Leute, die mithelfen", so die klare Ansage des Schweden. Aktuell würden die BMW-Piloten für Wittmann fahren, was alles noch erschweren würde. So lagen sich drei von Wittmanns BMW-Kollegen als Puffer zwischen ihm und dem ersten Audi. "Das heißt, dass ich auch alle meine sieben Kollegen auf Kriegseinstellung haben muss. Das ist der Plan für den Nürburgring. Alleine sehe ich ein, dass man das nicht mehr schaffen kann."

Erste Schützenhilfe gab es am Red Bull Ring bereits durch seinen Teamkollege Jamie Green. Nachdem Ekström an Christian Vietoris im Mercedes vorbeigegangen war, schien Green auf Platz sieben leichte Beute. "Ich glaube, jeder hier weiß, was grundsätzlich seine Aufgabe ist. Und Jamie weiß, dass Mattias noch in der Position ist, grundsätzlich um die Meisterschaft zu fahren", erklärte Gass.

Grundsätzlich sei auch im Reglement festgehalten, dass derartige Dinge in Ordnung seien. "Wir sind nicht die einzigen, die so etwas anschauen." Dennoch landete Ekström direkt hinter seinen Markenkollegen Timo Scheider und Adrien Tambay - von Audi anders geplant. "Es sind ein paar Sachen vorgefallen, bezüglich derer wir noch etwas in unser System schauen müssen, wie wir mit gewissen Situationen umgehen. Das betrifft ein paar Abläufe, die unsere Reaktionsgeschwindigkeit ein bisschen behindern."

Mattias Ekström braucht die Hilfe seiner Teamkollegen, Foto: Audi
Mattias Ekström braucht die Hilfe seiner Teamkollegen, Foto: Audi

Umdenken nach großem Rückstand

Noch vor dem Wochenende in Österreich waren die Aussagen von Ekström und Gass zum Thema Teamorder deutlich zurückhaltender. Für Ekström war klar: Sollte er schneller sein, kann er seine Teamkollegen überholen. Sollte er nicht schneller sein, würde er hinter ihnen auch keine Zeit verlieren. "Ich kann schließlich nicht erwarten, dass jeder auf den Parkplatz fährt und sein Auto abstellt", so die Aussagen des Schweden.

Ohnehin werde Teamorder überbewertet, da sein Hauptgegner nicht innerhalb des Teams zu suchen sei. "Wenn ich erwarte, von Teamkollegen Hilfe zu bekommen, dann ist das schön. Aber das hilft mir nichts im Kampf gegen Wittmann, denn auf ihn muss ich Punkte gutmachen", so die Aussagen von Ekström vor dem Rennen in Spielberg, als der Rückstand noch 20 Punkte betrug.

Auch Dieter Gass hielt Diskussionen zum Thema Teamorder vor Spielberg noch für verfrüht. "Natürlich muss man sich überlegen, wie man den Meisterschaftskandidaten ein bisschen unterstützen kann, aber erstmal fahren wir nach Spielberg und jeder hat die gleichen Chancen", erklärte Gass vergangene Woche auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.