24 Sekunden. Selten sieht die DTM Abstände wie den von Robert Wickens am Ende des Norisring-Rennens. Der Kanadier nahm die Konkurrenz auseinander und überrundete bis in die Top-10 hinein. Dabei blieb er im Ziel trotz der Glanzleistung völlig cool und abgeklärt und stellte sich den Fragen der Journalisten - Wickens genießt seinen Erfolg im Stillen. Ein paar Emotionen ließ er sich doch noch entlocken: "Es ist ein Traum, hier mit einem Sieg abzureisen. Besser hätte es nicht laufen können", sagte er nach dem Rennen und spielte auf seinen ersten Sieg an: "Irgendwie fühlt sich das alles ein bisschen an wie am Nürburgring 2013. Da waren ähnliche Bedingungen: Erst Regenreifen, dann Optionsreifen."

Wickens macht sich in der DTM einen Namen als Regenspezialist und könnte sich mit diesem Titel durchaus anfreunden: "Ich mag diese Bedingungen einfach, damit kam ich schon früher immer gut zurecht, als ich in den Formelserien unterwegs war." Seine Startposition habe ihm dabei klar geholfen: "Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man ganz vorne losfährt. Ich habe mich eigentlich nur auf mein eigenes Rennen konzentriert. Es ist schade, dass di Resta umgedreht wurde, aber so hatte ich in der ersten Kurve natürlich keinen Druck."

Gerade die ersten Runden gestalteten sich als schwierig: "Das Wetter war verrückt, da hätte heute alles passieren können. So viel stehendes Wasser zu Beginn. Aber nach ein paar Runden konnten wir wunderbar racen." Absolut richtig sei die Entscheidung gewesen, erst ein paar Runden hinter dem Safety Car abzuspulen, fügte er hinzu. "Eigentlich dachte ich sogar, dass der Start verlegt werden würde."

Im Schongang zum überlegenen Sieg

Unglaublich: In einer eigentlich verkorksten Saison feierte Mercedes schon den zweiten Sieg, Foto: DTM
Unglaublich: In einer eigentlich verkorksten Saison feierte Mercedes schon den zweiten Sieg, Foto: DTM

Als er erst einmal vorne lag, lebte es sich für Robert Wickens an der Spitze relativ komfortabel: "Ich habe nicht voll gepusht und die Reifen bisschen geschont. Dann bin ich das Rennen schön locker nach Hause gefahren. Bei den Bedingungen war es aber nie leicht." Sehr speziell wurde der Sieg, da ausgerechnet am Norisring seine Eltern zu Gast waren: "Sie haben mich früher ständig unterstützt und immer an mich geglaubt, das ist ein wirklich tolles Gefühl, ihnen hier zu zeigen, was das wert war."

Wie alle Mercedes-Piloten bleibt aber auch Wickens im Angesichts des Triumphes realistisch: "Wenn man sich von den ersten drei Rennen die trockenen Läufe ansieht muss man sagen: Ja", antwortete der 25-Jährige auf die Frage, ob es in Russland wieder anders aussehen werde. "Wir versuchen die Lücke zu schließen, aber es läuft momentan gegen uns. Am Norisring waren wir traditionsgemäß gut. Aber ich weiß nicht, ob wir nun wirklich einen Sprung gemacht haben." Für Moskau erwarte er keine großen Änderungen im Vergleich zu der Ungarn-Performance.

Zuvor aber gibt es noch etwas zu feiern. Oder etwa nicht? Wickens als Vertreter der stilleren Fraktion kann gut über sich selbst lachen: "Ich glaube, ich lese heute Abend ein Buch und gehe um 22 Uhr schlafen." Na gut, ganz so früh wird es dann doch nicht: "Wir trinken paar Glas Wasser, beziehungsweise etwas, das Wasser enthält...Das wird ein Spaß!"