Die Szene zwischen Antonio Felix da Costa und Timo Scheider sorgte nach dem Rennen für heißen Diskussionsstoff. Was war passiert? Wieso war Scheider so sauer? Warum bekam da Costa keine empfindlichere Strafe? Und was hatte es mit den gelben Flaggen auf sich? Motorsport-Magazin.com klärt auf.

Was war passiert?

In Runde 32 nahm das Auftaktrennen zur DTM-Saison 2014 richtig Fahrt auf. Edoardo Mortara platzte nach nur wenigen Runden auf dem weichen Reifen der linke Pneu an der Vorderachse. Glück im Unglück: Der Italiener konnte einen Unfall verhindern und stellte den Audi RS5 DTM halbwegs sicher am Ausgang der Spitzkehre ab.

Nicht nur am Start ging es eng zu, Foto: BMW AG
Nicht nur am Start ging es eng zu, Foto: BMW AG

Halbwegs sicher - denn während die Streckenposten das Fahrzeug aus der Gefahrenzone brachten, war der entsprechende Streckenabschnitt unter Gelb. In Runde 34 - als der Mortara-Audi noch nicht vollständig von der Strecke war - kam es dann zur verhängnisvollen Kollision zwischen Timo Scheider und Antonio Felix da Costa.

Scheider verlangsamte in der Spitzkehre und holte weit aus, da Costa sah eine Lücke aufgehen und stach innen rein. Dabei traf er Scheider an der Hinterachse und drehte ihn um die eigene Achse. Scheider verlor Platz drei und nahm das Rennen mit leicht havariertem Auto auf Platz fünf wieder auf. Da Costa ließ zunächst die Reifen wechseln, kam anschließend zur fälligen Durchfahrtsstrafe und gab in Runde 38 schließlich endgültig auf - der Schaden an seinem M4 DTM war zu groß.

Wie reagierten die Beteiligten?

Timo Scheider brachte der Zwischenfall auf die Palme. Schließlich lag er auf einem aussichtsreichen dritten Platz. "Unter den Umständen, dass genau an dieser Stelle auch noch gelbe Flaggen waren, ist das nicht zu akzeptieren", schimpfte Scheider bei Motorsport-Magazin.com und forderte eine zusätzliche Strafe für den Portugiesen: "Ich denke, da sind auch die Sportkommissare gefordert."

Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi schloss sich seinem Schützling an: "Rookie hin oder her - was da Costa gemacht hat, darf einfach nicht passieren. Der fährt nicht sein erstes Rennen. Er hat schon viele Rennen gefahren und weiß, was eine gelbe Flagge ist."

Dabei konnte da Costa gar nicht so viel dafür, wie die Auswertung der Inboard-Kameras ergab. "Darauf war eindeutig zu erkennen, dass zum Zeitpunkt der Kollision zwischen da Costa und Scheider keine gelben Flaggen gezeigt wurden", so Michael Kramp, Sprecher der Rennleitung. "Daher wurde von einer weitergehenden Bestrafung abgesehen."

Dabei hätte eigentlich die gelbe Flagge noch geschwenkt werden müssen, das Auto von Edoardo Mortara, das die Gelb-Phase verursacht hatte, befand sich noch immer im Gefahrenbereich. Ein Streckenposten holte allerdings eigenmächtig die Fahne wieder herein.

Unabhängig vom Zustandekommen entschuldigte sich da Costa ersteinmal: "Es tut mir leid. Ich muss mich bei Timo, Audi und seinem Team entschuldigen, weil ich ihr Rennen zerstört habe." Dann ging der Portugiese aber etwas genauer auf die Szene ein: "Das war eine komische Situation, weil die gelbe Flagge, die in der Runde zuvor da war plötzlich nicht mehr da war."

Aber nicht nur die Flagge irritierte da Costa: "Timo ist beim Eingang in die Spitzkehre etwas weit raus gekommen. Ich wollte ihn nicht überholen, weil ich nicht nah genug dran war. Weil er weit rausgekommen ist, bin ich in eine komische Situation gekommen: Wenn ich nicht überhole, verliere ich eine Menge Zeit - aber ich wollte ihn zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht überholen."

Bei Audi geht man mit dieser Erklärung trotzdem nicht ganz d'accord. "Ich bin nicht ganz zufrieden, aber wenn er es so begründen kann. Timo hatte wahrscheinlich das Gelb im Kopf und hat deswegen nicht mit einem Angriff gerechnet", so Phoenix-Teamchef Ernst Moser. "Aber Antonio kam zu Timo und mir und hat sich bei uns entschuldigt. Das rechne ich ihm hoch an."

Was hatte der Unfall mit dem Schluss-Gerangel zu tun?

In der letzten Runde kam es zum Aufeinandertreffen zwischen Timo Scheider und Augusto Farfus, der von hinten mit den Options-Reifen heraneilte. Farfus und Scheider berührten sich, letztendlich verloren beide Piloten zwei Plätze, weshalb am Ende nur Platz neun für Scheider stand.

Auch Farfus bekam letztendlich noch etwas ab, Foto: DTM
Auch Farfus bekam letztendlich noch etwas ab, Foto: DTM

BMWs Motorsportdirektor Jens Marquardt sah somit die Gerechtigkeit wiederhergestellt: "Timo hat auch etwas ausgeteilt und Augusto etwas weggeschoben. Das hat sich denke ich ausgeglichen." Scheider sah das freilich anders. "Mit Augusto ist es blöd gelaufen, dafür habe ich mich auch entschuldigt. Weil mein rechter Spiegel nach dem Unfall mit da Costa nach unten geklappt war, konnte ich ihn nicht sehen." Auch die Tatsache, dass es nur wegen des Drehers zum Aufeinandertreffen kam, darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden.

Was hatte Timo Glock mit der Szene zu tun?

Als da Costa Timo Scheider drehte, befand sich Glock in Lauerstellung. Eigentlich hätte er vom Zwischenfall profitieren sollen, schließlich wurde er zwei Rivalen auf einmal los. "Der Unfall hat mich aber viel Zeit gekostet, weil er [da Costa] auf den Speed-Limiter gekommen ist. Weil gelbe Flaggen waren, durfte ich ihn nicht überholen."