Es war der Aufreger des siebten DTM-Wertungslaufs in Zandvoort: Bei einsetzendem Nieselregen kam es in Kurve eins zum Duell zwischen Gary Paffett und Martin Tomczyk - am Ende gab es zwei Verlierer. "Wir mussten jetzt eben zu den Stewards und dort hat er das erklärt, was er auch schon Norbert Haug am Kommandostand erklärt hat", meinte Paffett in Bezug auf die Szene mit Tomczyk, die für den BMW-Piloten das Aus im Rennen bedeutete, für ihn einen Dreher, den zwischenzeitlichen Rausfall aus den Punkterängen und am Ende einen enttäuschenden siebten Platz. "Er hat einen Fehler gemacht, seine Räder haben blockiert und er hat mich getroffen", gab Paffett den Kollisionsablauf aus der Sicht seines Kontrahenten wieder.

Kurz nach der Zieldurchfahrt wollte er diese Worte noch nicht hören. Im Parc Fermé erwischten die Fernsehkameras die beiden Streithähne: Während Tomczyk zu seinem Gegner geeilt war, um ihm die Situation zu erklären, ließ Paffett im Eifer des Gefechts seiner Enttäuschung freien Lauf. Mit erhobenem Zeigefinger baute er sich vor dem BMW-Mann auf, die Erklärungsversuche Tomczyks wollte er ignorieren, eine Entschuldigung des amtierenden Meisters nicht zulassen. Seitens anderer anwesender Fahrerkollegen war anschließend sogar von wüsten Beschimpfungen die Rede. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com hatte sich der verärgerte Brite dann aber schon wieder ein bisschen abgekühlt. Seinen Standpunkt vertrat er allerdings trotzdem.

Beruhigte sich erst als der Helm runter war - Gary Paffett erklärt die Abläufe der Tomczyk-Kollision, Foto: Mercedes-Benz
Beruhigte sich erst als der Helm runter war - Gary Paffett erklärt die Abläufe der Tomczyk-Kollision, Foto: Mercedes-Benz

Viel zu viel Risiko

"Man muss einfach sagen: Wenn die Bedingungen so sind und es anfängt zu regnen, dann muss man eben vorsichtiger bremsen. Er hat das aber nicht sondern ist das Risiko eingegangen. Er hat den Fehler gemacht und mich damit aus dem Rennen geworfen", beklagte sich Paffett. "Menschen manchen Fehler, aber wenn so ein Wetter einsetzt, muss man es eben einmal ruhiger angehen lassen - das hat er nicht hinbekommen", schüttelte der HWA-Pilot den Kopf. Dass Tomczyk vom vielen Wasser auf der Strecke möglicherweise überrascht wurde, wollte er nicht glauben. "Der Regen setzte zwar erst in dieser Runde ein, aber bereits als wir am Anfang der Geraden waren. Da hat es bereits geregnet, es war also nicht so, dass der Regen erst in Kurve eins und auf einmal da war."

"Ekström und ich haben relativ früh gebremst, um die Kurve ordentlich zu kriegen - aber er ist zu viel Risiko eingegangen, hat zu spät gebremst und mich dann getroffen", schilderte Paffett den Ablauf der Kollision. Trotz aller Wut über diese: Anschließend zeigte der Brite mit einer tollen Aufholjagd, warum er derzeit verdient an der Spitze der Meisterschaftstabelle steht. "Ich habe einige Fahrer wieder eingeholt, obwohl ich eigentlich schon kilometerweit zurückgefallen war. Ich bin dann ziemlich beherzt zu Werke gegangen, nachdem ich davor schon rausgeschoben wurde und habe auch auf nasser Strecke sehr, sehr hart gepusht", gab der Brite zu Protokoll.

Bereits auf dem Norisring hatte Paffett Pech & wurde umgedreht, Foto: RACE-PRESS
Bereits auf dem Norisring hatte Paffett Pech & wurde umgedreht, Foto: RACE-PRESS

Dicker Hals & schnelle Zeiten

"So habe ich eine ganze Menge Zeit aufholen können", meinte der Mercedes-Pilot, der unter diesen kniffeligen Bedingungen zwischenzeitlich fünf Sekunden schneller fuhr als der Rest des Feldes. "Rangekommen bin ich schnell wieder, aber das Überholen ist dann eine andere Sache und sehr schwer. Ich habe die Gegner dann aber unter Druck gesetzt und noch ein paar gute Überholmanöver zustandegebracht", meinte Paffett mit Blick auf den Pulk um Dirk Werner, Augusto Farfus und Ralf Schumacher, durch den er in der Endphase blitzschnell hindurchfügte, wenngleich sich die Gegenwehr seines Mercedes-Kollegen dabei in einem überschaubaren Maße hielt. "Ich habe auf Ralf schnell aufgeschlossen. Er kam dann in ein paar Kurven ein bisschen zu weit nach außen und ich konnte auch an ihm vorbeischlüpfen", schilderte der Meisterschaftsleader seine Sicht der Dinge.

"Danach hatte ich aber gleich ein ganz anderes Problem - irgendetwas war mit meinem Heckflügel nicht in Ordnung. Da habe ich sehr viel Downforce verloren und die beiden letzten Runden wirklich noch einmal Probleme bekommen", sagte der 31-Jährige, der sich mit dem Heckflügel ein Karbonteil eines anderen Autos eingefangen hatte. "Es war so gesehen schon fast glücklich, dass ich dadurch dann nicht wieder von den Anderen zurücküberholt wurde." Am Ende habe er sich dann besonders breit gemacht und seine Position irgendwie verteidigt. "Ich wusste ja, dass es die letzte Runde war", ließ sich der Brite doch noch ein Grinsen entlocken. "Alles in allem war es aber ein sehr hartes Rennen und zwar die ganze Zeit über, vom Start bis ins Ziel", fasste er zusammen.

Trotz der eingefahrenen sechs Punkte war der Mercedes-Pilot unzufrieden mit dem Ausgang am Sonntag. "Das bringt uns nichts. Wir haben das schon die beiden letzten Rennen gesagt und gemeint, dass wir nun wenigstens ein paar Punkte eingefahren haben. Aber das ist nicht gut genug! Ich wurde am Norisring abgeräumt, bin dann noch ein großartiges Rennen gefahren und auf P4 vor - trotzdem haben wir Punkte verloren", erinnerte sich Paffet. "Am Nürbrugring haben wir keinen guten Job erledigt und uns irgendwie mit einem sechsten Platz ins Ziel gerettet. Und hier ist es jetzt wieder so: Wir sollten auf dem Podium stehen- stattdessen werde ich umgedreht und büße wieder Punkte ein", ärgerte sich der Brite. "Das ist jetzt in zwei Rennen passiert und so verliere ich massiv an Vorsprung in der Meisterschaft. Richtig ist das nicht."