"Das Rennen heute war eigentlich wirklich sehr gut und spannend. Ich habe tolle Überholmanöver gehabt, zum Beispiel nach dem Re-Start mit Ralf Schumacher. Auch mit Adrien Tambay habe ich mir einen klasse Fight geliefert und mit Green, als dieser aus der Box kam und ich innen hineinstechen konnte, um ihn zu überholen", zog Martin Tomczyk aus rein sportlicher Sicht am Sonntag ein positives Fazit über die ersten Runden in Zandvoort. "Bis dahin war das Rennen sehr gut und ich war auf dem richtigen Weg. Mein Auto war schnell und ich war zu diesem Zeitpunkt der schnellste Pilot auf der Strecke, bis dahin lief es perfekt... und dann kam es eben zu diesem Vorfall in der ersten Kurve."

"Es hat bereits in der Zielkurve ein bisschen Nieselregen eingesetzt und auf der Geraden habe ich dann schon meine Bremsbalance nach hinten gedreht, weil ich mir schon gedacht habe, dass es in der ersten Kurve sonst ein bisschen knapp wird", beschrieb der BMW-Pilot die Sekunden vor seiner folgenschweren Kollision mit Meisterschaftsleader Gary Paffett. "Beim Bremsen hat mein linkes Vorderrad sofort blockiert, weil ich über eine Bodenwelle gefahren bin - danach kriegt man es bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr zum Rollen." Er habe dann versucht, dem vor ihm fahrenden Mercedes auszuweichen. "Gary hat aber aufgemacht bevor er in die Kurve rein ist, also war für mich nur der Weg innen rein frei und da habe ich ihn leider berührt. In dem Moment konnte ich nichts machen." Nach der Berührung, bei der er Paffett umdrehte, musste Tomczyk das Rennen mit einem beschädigten Fahrzeug aufgeben.

Vom Regen in die Traufe: Martin Tomczyk reiste mit viel Ärger aus Holland ab, Foto: BMW AG
Vom Regen in die Traufe: Martin Tomczyk reiste mit viel Ärger aus Holland ab, Foto: BMW AG

Ausfall Strafe genug

Kaum zurück an der Box, eilte er jedoch zum Kommandostand von Mercedes, um aufzuklären und sich zu entschuldigen. "Ich habe den Vorfall aus meiner Sichtweise geschildert und ihnen gesagt, dass es mein Fehler war. Trotz alledem muss ich sagen, dass ich es für ein übertriebenes und überzogenes Strafmaß halte, jetzt auch noch für Oschersleben um fünf Startplätze in der Startaufstellung nach hinten versetzt zu werden. Im Endeffekt habe ich mein Rennen beenden müssen und Gary ist noch in die Punkte gefahren, hat sogar noch einigermaßen gute Punkte bekommen", fand der RMG-Fahrer. "Für so ein Manöver, wo ich wirklich nichts dagegen machen konnte, dann noch zusätzlich bestraft zu werden, ist für mich nicht nachvollziehbar", beharrte er trotz seines Schuldeingeständnisses auf seiner Meinung in Bezug auf die Regelhüter.

"Ich bin jetzt zwölf Jahre in der DTM dabei. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein fairer Sportsmann bin und so etwas nicht mit Absicht machen würde. Das haben sie mir bei Mercedes auch nicht unterstellt", sagte Tomczyk. "Trotzdem passt das Strafmaß, das ich jetzt noch vom Sportgericht dazubekommen habe, einfach überhaupt nicht zu dem Vorfall und wie er sich abgespielt hat", fand der 30-Jährige. "In so einer Situation, in der ich auch noch um die Meisterschaft kämpfe und dann nach so einem Wochenende mit einem 'Nuller' nach Hause gehe, ist die Strafe für mich eigentlich schon hoch genug." Die Szene nach dem Rennen in Zandvoort, als er sich mit Paffett im Parc Fermé ein hitziges Wortgefecht lieferte, wollte er nicht weiter bewerten.

Gegenüber Motorsport-Magazin.com stellte er klar: "Wir waren danach auch noch bei den Stewards. Klar ist er nicht happy - ich wär's genauso wenig. Aber ich glaube Gary kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich das sicherlich nicht mit Absicht getan habe und mehr als entschuldigen kann ich mich nicht." Besonders hart träfe ihn die Rückversetzung, da man in Oschersleben kaum überholen könne. "Dafür ist die Strecke nun wirklich nicht gerade prädestiniert. Hier in Zandvoort, wo das eigentlich ja auch so ist, habe ich aber trotzdem vier Autos super überholen können, bis der Vorfall passiert ist", schöpfte der amtierende Meister Hoffnung. "Anscheinend liegt mir der BMW zum Überholen. Ich hoffe also, dass ich in Oschersleben ein gutes Trainingsresultat erzielen und wieder in die Punkte fahren kann. Mehr bleibt mir jetzt eh nicht übrig."