Da kennen die Sportkommissare beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring keinen Spaß: Wegen einer massiven Geschwindigkeitsübertretung während einer Code-60-Phase ist dem Amateur-Fahrer Bruno Barbaro während des laufenden Wettbewerbes die Nordschleifen-Permit entzogen worden.

Der 66-jährige Italiener wurde zudem von der 51. Auflage des Eifel-Klassikers disqualifiziert. Sein Team, das unter der Bewerbung von 'KGL AMC ST. Vith' einen Porsche Cayman 718 in der Klasse SP4T einsetzt, muss obendrein das 24-Stunden-Rennen vom Ende seiner Startgruppe aus der Boxengasse aufnehmen und während des Rennens eine 3-Minuten-Boxenstopp-Strafe absitzen.

Mit seinem schweren Vergehen im Nacht-Qualifying von Donnerstag auf Freitag hat Barbaro seinen belgischen Teamkollegen Jacques Derenne, Philippe Broodcooren und Tom Cloet einen Bärendienst erwiesen: Sie müssen das Rennen mit dem Porsche Cayman zu Dritt bestreiten.

120 km/h während Code-60-Phase

Die Sportkommissare sprachen in ihrem Urteil von einem "übermäßigen Geschwindigkeitsverstoß" - und lagen damit goldrichtig: Barbaro fuhr mit gut 120 km/h - mehr als 60 Sachen zu viel - durch eine Code-60-Phase auf der Strecke. Selbst bei seiner langsamsten Geschwindigkeit an diesem Punkt soll er noch mit 75 km/h unterwegs gewesen sein. Auch in einer Code-120-Phase soll sich Barbaro nicht ans geltende Tempolimit gehalten haben.

"Der Umstand, dass der Fahrer im Auto #115 diesen Bereich unter denselben Code-60-Bedingungen ein zweites Mal durchfuhr, verschlimmerte die Situation", schrieben die Sportkommissare. Auch verwehrten sie sich gegen eine mögliche Bewährung gegen die Entscheidung, Barbaro die Nordschleifen-Lizenz zu entziehen.

Für den Italiener ist das Abenteuer Nordschleife nach dem Urteil erst einmal beendet. Barbaro gilt eigentlich als erfahrener Mann im Rennauto und auch auf dem Nürburgring, dieses Jahr wäre er zum zwölften Mal seit seinem Debüt 2005 beim 24-Stunden-Rennen an den Start gegangen. In den vergangenen Jahren fuhr er bei ausgewählten Rennen der Nürburgring Langstrecke-Serie, früher auch in der FIA-GT-Meisterschaft oder der GT3-Europameisterschaft.

Immer wieder Entzüge der Nordschleifen-Permit

Einkassierte Nordschleifen-Permits gab es auf der berühmten Eifel-Strecke schon häufiger, üblicherweise wegen Verstößen gegen Code-60- oder Code-120-Phasen. Beim 24h-Rennen Nürburgring 2022 war der Fahrer Hans Wehrmann betroffen, dessen Fall obendrein - im Gegensatz zu Barbados Vorfall - ans DMSB-Gericht weitergeleitet wurde.

Laut dem öffentlich einsehbaren Urteil wurde Wehrmann (220,0 km/h bei einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 120 km/h) verwarnt, mit einer Geldstrafe in Höhe von 1.500 Euro belegt, für zwei NLS-Veranstaltungen gesperrt und musste die Kosten des Verfahrens tragen.

In diesem Zuge merkte das Sportgericht damals an, dass es vermehrt zu erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitungen bei Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife kommt. Der DMSB sowie das Sportgericht seien von den Teilnehmern gebeten worden, den Regelkatalog zu überarbeiten und den Strafrahmen nach oben zu korrigieren.

"Gefährdung in erheblichem Maße"

"Grund hierfür ist, dass durch rücksichtsloses Fahren, insbesondere erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitungen nicht nur andere Teilnehmer, sondern auch Sportwarte, Rettungspersonal und anderweitige Beteiligte in erheblichen Maßen gefährdet werden", hieß es im Schreiben des Sportgerichts.

In den bisherigen drei Qualifyings zum 24h-Rennen Nürburgring 2023 wurden bislang rund 20 Verstöße gegen Tempolimits mit Startplatz-Strafen, gestrichenen Rundenzeiten oder bevorstehenden Zeitstrafen im Rennen geahndet.