Mercedes dominiert beim Top-Qualifying 2 für das 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Raffaele Marciello sichert dem #4 Mercedes-AMG GT3 vom Team GetSpeed die Pole Position für die 2023er Ausgabe des Langstreckenklassikers auf der Nordschleife. Markenkollege Maro Engel knapp geschlagen. Lamborghini und Ferrari trumpfen als erste Verfolger auf. Porsche und BMW erleben enttäuschendes Qualifying. Top-Qualifying 1 nach Unfall von Christian Krognes unterbrochen.

Im Finale kämpften 19 Teilnehmer um die Pole Position für die 51. Ausgabe des legendären 24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife. Davon hatten sich 13 vorab über die Läufe der NLS sowie die 24h-Qualifyers für das Top-Qualifying 2 qualifiziert. Die sechs restlichen Starter wurden durch die Top-5 des Top-Qualifying 1 sowie den schnellsten Pro-Am-Entry aus den Qualifikationstrainings gebildet.

Christopher Mies führte das Feld im Shootout über zwei fliegende Runden im Audi mit der Startnummer 39 an. Der Routinier legte vor, doch den Ton gab unmittelbar dahinter der Frikadelli-Ferrari mit Nick Catsburg am Steuer an. Er legte 8:10.518 Minuten vor. Erst Maro Engel gelang es, den Niederländer zu unterbieten. Der Mercedes-Fahrer blieb allerdings nicht lange an der Spitze. Er wurde sogleich von Mercedes-Markenkollege Raffele Marciello getoppt, der eine 8:09.058 Minuten anschrieb und damit den Rundenrekord von Laurens Vanthoor aus dem Jahr 2018 um knapp fünf Hundertstelsekunden unterbot.

In der zweiten Runde galt es für die Konkurrenz, die Zeit des Italo-Schweizers zu schlagen. Die Messlatte lag allerdings zu hoch. Marciello blieb Erster und holte damit die vierte Pole Position für Mercedes beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Mit einer starken Runde schob sich Kelvin van der Linde im ABT-Lamborghini auf Platz drei vor den Frikadelli-Ferrari. Bestplatzierter Porsche-Pilot war Nico Menzel, der die Startnummer 44 auf Platz sechs stellte. BMW schaffte es mit keinem Auto in die Top-10. August Farfus landete in der Startnummer 99 als Elfter knapp dahinter.

24h Nürburgring 2023 Top-Qualifying 2 Ergebnis

Pos.#AutoFahrerRundenzeit/Rückstand
14Mercedes-AMG GT3Raffaele Marciello8:09.058
23Mercedes-AMG GT3Maro Engel+0.422
327Lamborghini Huracán GT3 EVO2Kelvin van der Linde+1.440
430Ferrari 296 GT3Nick Catsburg+1.460
55*Audi R8 LMS GT3 evo IIFrank Stippler+1.966
644Porsche 911 GT3 R (992)Nico Menzel+2.153
76Mercedes-AMG GT3Arjun Maini+2.253
81*Audi R8 LMS GT3 evo IIFrederic Vervisch+2.585
916*Audi R8 LMS GT3 evo IIMarkus Winkelhock+2.650
102*Mercedes-AMG GT3Maximilian Götz+2.766
1199BMW M4 GT3Augusto Farfus+2.863
1224Porsche 911 GT3 R (992)Mathieu Jaminet+3.199
1310Mercedes-AMG GT3Marek Böckmann+3.446
1433Porsche 911 GT3 R (992)Klaus Bachler+3.541
1520*Ferrari 296 GT3Indy Dontje+3.942
1639Audi R8 LMS GT3 evo IIChristopher Mies+3.943
1772BMW M4 GT3Dan Harper+4.326
1811Mercedes-AMG GT3Colin Caresani+4.722
19100BMW M4 GT3Sami-Matti Trogen+8.239

*Teilnehmer durch Top-Qualifying 1 für Top-Qualifying 2 qualifiziert

24h Nürburgring 2023: Die Stimmen zum Qualifying

Raffaele Marciello (P1): "Das Auto lief richtig gut. Wir hatten schon bei NLS 2 und NLS3 gespürt, dass der GT3 gut funktioniert und konnten das jetzt umsetzen. Ehrlich gesagt ist das Qualifying-Ergebnis nett, aber es bedeutet nicht so viel. Ich stand in Spa-Francorchamps vier Mal auf der Pole und konnte nur ein Mal gewinnen. Man muss die Ausgangslage eben erst einmal umsetzen. Klar ist es immer gut, von vorne zu starten. Aber unser Fokus liegt jetzt schon voll auf dem Rennen. Wir haben eine gute Ausgangsposition und werden sehen, war wir daraus machen können."

Maro Engel (P2): "Ich hätte nicht gedacht, dass hier heute Abend ein Fahrer unter 8:10 Minuten fahren würde. Ich glaube, dass die schnelleren Zeiten wegen kühlerer Luft- und Asphalttemperatur zustande gekommen sind, denn deshalb gab es wohl auch den etwas besseren Grip, mit dem man nicht rechnen konnte. Mir war vorher schon klar, dass ich meine Bestzeit in der ersten Runde fahren würde, weil da der Peak war und in Runde zwei der Drop."

Kelvin van der Linde (P3): "Wir hatten uns einen Startplatz in den Top-10 gewünscht, dass es am Ende Rang drei sein würde, damit habe ich niemals gerechnet. Es ist eine Ehre für mich gewesen, diesen Job zu erledigen. Ein wirklich cooles Gefühl, das Vertrauen auf diese Art und Weise zurückzahlen zu können. Ich bin sehr stolz auf dieses Ergebnis, denn es war über Wochen harte Arbeit, die das Team leisten musste. Das Auto wurde mit Support von Lamborghini praktisch von Null aufgebaut. Dafür waren auch viele Nächte nötig, weshalb alle Beteiligten am Anschlag waren. Man darf dabei nämlich nicht unterschätzen, dass ABT Sportsline in diesem Jahr vier Programme hat!"

Nick Catsburg (P4): "Zweite Reihe, nicht schlecht! Was für ein Traum, freie Runden auf der Nordschleife fahren zu können. Es ist auch unglaublich, wie viele Fans schon heute hier sind."

Nico Menzel (P6): "Platz sechs ist mehr, als wir uns erhofft hatten. Bester Porsche, mehr kann man aus den Möglichkeiten nicht machen. Du willst im Rennen immer in den Top-10 landen, aber bisher waren wir nicht ganz vorne dabei. Es stellt sich auch die Frage, wie sehr die anderen ihre Karten auf den Tisch gelegt haben. Wir haben uns übers Wochenende gut gesteigert und hoffen, daran anknüpfen zu können."

24h Nürburgring 2023 Top-Qualifying 1: Rote Flagge nach Unfall von BMW-Pilot Krognes

Kevin Estre führte im Manthey-Porsche den Reigen der 20 Autos im ersten Teil des Top-Qualifyings an. Fünf Audi, vier Porsche, drei BMW, zwei Ferrari, ein Mercedes, ein Lamborghini und ein Aston Martin aus der Klasse SP 9 waren im Einzelzeitfahren auf der 25,378 Kilometer langen 24h-Variante der Nürburgring-Nordschleife unterwegs. Dazu kamen zwei Mercedes-AMG GT2 aus der SP-X-Wertung. Den Top-5 winkte ein Startplatz im Top-Qualifying 2.

Für Dennis Marschall im Audi mit der Startnummer 22 geriet die Zeitenjagd schon nach der Out-Lap ins Stocken. Er kehrte an die Box zurück, wo der Reifenluftdruck angepasst wurde. Nach mehreren Minuten griff er wieder ins Geschehen ein. Für Christian Krognes gab es hingegen keine zweite Chance. Der Norweger versenkte den #102 BMW von Walkenhorst Motorsport im Bereich Hatzenbach mit einem gewaltigen Einschlag im Reifenstapel. Estre hatte in der Passage zuvor Dreck auf die Ideallinie geschleudert. Auf der verschmutzten Fahrbahn konnte Krognes nicht die Linie halten und verunfallte. Die linke Seite des Autos wurde stark beschädigt sowie der Reifenstapel auf die Strecke gerissen.

Krognes war als Neunter auf die fliegende Runde gegangen, wodurch die nachfolgenden Fahrer ihren ersten Versuch allesamt abbrechen mussten. Die Rennleitung entschied sich, die Session mit der roten Flagge zu stoppen, wodurch auch die davor fahrenden Piloten ihren ersten Run verloren. Das Top-Qualifying 1 wurde nach einer über 30-minütigen Unterbrechung mit den 19 verbliebenen Teilnehmern neu gestartet. Während der Pause wurden die Autos betankt und frische Reifen aufgezogen. Nach dem Restart durfte nur noch eine statt zwei fliegende Runden absolviert werden.

Der Unfallfahrer entstieg dem Wrack unverletzt, wurde aber zum Check mit dem Krankenwagen ins Medical Center gebracht. "Christian geht es soweit gut. Er hat gesagt, dass er keine Beschwerden hat. Man kalkuliert nie mit einem Unfall. Das ist natürlich das Bitterste, was passieren kann. Wir müssen schauen, ob wir das Auto wieder hinbekommen", sagte Teammanager Niclas Königbauer. Auch Walkenhorst-Teambesitzer Henry Walkenhorst zeigte sich betroffen: "Das ist sehr traurig, denn wir haben viel Arbeit und Energie in dieses Rennen gesteckt. Das Auto sieht schwer beschädigt aus, aber die Jungs werden alles geben."

"Es geht mir gut", gab Krognes noch während des laufenden Qualifyings Entwarnung. "Aus mentaler Sicht ist es eine ziemliche Belastung. Der Crash kam überraschend. Ich habe die Traktion an der Vorderachse verloren und rutschte von der Strecke. Die Reifenstapel haben das halbe Auto auseinandergerissen. Das ist ein Moment, den man im Top-Qualifying wirklich nicht haben will. Es ist aber passiert. Es tut mir leid fürs ganze Team. Ich weiß aber, dass wir ein fantastisches Team haben, um das Auto über Nacht zu reparieren."

24h Nürburgring 2023 Top-Qualifying 1: Audi-Doppelspitze schlägt Ferrari

Beim Restart eröffnete abermals Estre die Zeitenjagd. Hinter ihm folgten Daniel Keilwitz im #20 Rinaldi-Ferrari und Yelmer Buurman im #7 Konrad-Lamborghini. Im Hatzenbach war die Rennstrecke von Staub und Bindemittel schwer verunreinigt, doch alle Fahrer kamen ohne Zwischenfall durch den kritischen Sektor. Die erste Messlatte von Estre hatte nicht lange Bestand. Keilwitz war sofort sieben Zehntelsekunden schneller und legte mit 8:11.023 Minuten die Bestzeit für die Konkurrenz vor.

Die Verfolger scheiterten reihenweise an der Zeit des Ferrari-Fahrers. Nur Audi hatte eine Antwort. Ricardo Feller war mit 8:10.046 Minuten schneller als Keilwitz und sicherte dem Team Scherer PHX die Bestzeit im ersten Teil des Top-Qualifyings. Sein Teamkollege Alexander Sims sorgte im Schwesterauto mit der Startnummer 5 für eine Doppelspitze des Rennstalls. Mit Mattia Drudi schaffte es als Fünfter sogar noch ein drittes Fahrzeug von Scherer PHX ins Top-Qualifying 2. Hinter dem drittplatzierten Keilwitz brachte Fabian Schiller den GetSpeed-Mercedes mit der Startnummer 2 ins Finale.

Manthey verpasste den Einzug ins Top-Qualifying 2 als Sechster hauchdünn. Die Rundenzeit von Estre war um die Winzigkeit von drei Hundertstelsekunden zu langsam. BMW erlebte nach schwachen Vorstellungen in den drei Qualifyings auch im Showdown eine Enttäuschung. Nach guten Sektorzeiten verlor Sheldon van der Linde das Auto im Pflanzgarten. Der Südafrikaner rodelte durchs Kiesbett und touchiert die Reifenstapel. Er konnte seine Runde mit leichtem Schaden beenden, blieb ohne konkurrenzfähige Zeit aber 19. Der bestplatzierte BMW-Fahrer war Jesse Krohn. Der Finne belegte in der Startnummer 101 von Walkenhorst den 13. Platz.

24h Nürburgring 2023 Top-Qualifying 1 Ergebnis

Pos.#AutoFahrerRundenzeit/Rückstand
1*16Audi R8 LMS GT3 evo IIRicardo Feller8:10.046
2*5Audi R8 LMS GT3 evo IIAlexander Sims+0.556
3*20Ferrari 296 GT3Daniel Keilwitz+0.977
4*2Mercedes-AMG GT3Fabian Schiller+1.221
5*1Audi R8 LMS GT3 evo IIMattia Drudi+1.641
6911Porsche 911 GT3 R (992)Kevin Estre+1.675
796Porsche 911 GT3 R (992)Matteo Cairoli+2.537
822Audi R8 LMS GT3 evo IIDennis Marschall+4.267
954Porsche 911 GT3 R (992)Laurin Heinrich+4.345
1028Aston Martin Vantage AMR GT3Mike David Ortmann+6.031
117Lamborghini Huracan GT3Yelmer Buurman+6.101
1225Porsche 911 GT3 R (992)Come Ledogar+6.516
13101BMW M4 GT3Jesse Krohn+7.549
1440Audi R8 LMS GT3 evo IIMike Rockenfeller+8.687
1519Ferrari 296 GT3Johannes Stengel+10.466
1669Aston Martin Vantage AMR GT3Darren Turner+11.743
17222Mercedes-AMG GT2Mikael Grenier+15.699
1846Mercedes-AMG GT2Thomas Jäger+20.639
1998BMW M4 GT3Sheldon van der Linde+22.652

*Für Top-Qualifying 2 qualifiziert

Das Wetter: Zum ersten Höhepunkt des Rennwochenendes zeigte sich die Eifel einmal mehr von ihrer besten Seite. Als das Top-Qualifying um 17:40 Uhr gestartet wurde, zeigte das Thermometer 18 Grad Celsius bei überwiegend Sonnenschein mit vereinzelten Wolken. Im Verlauf der Abendstunden wurde die Sonne vollständig von den Wolken verdeckt. Die Temperatur fiel dadurch auf 15 Grad Celsius. Aus Nordosten wehte mit 14 km/h abermals ein schwacher Wind. Die Luftfeuchtigkeit betrug 41 Prozent.