Peugeot spielte beim 24 Stunden von Le Mans nur eine Nebenrolle. Nico Müller geriet aber dennoch zwischendurch ins Rampenlicht - unfreiwillig. Sechs Stunden vor dem Rennende fuhr er mit seinem Peugeot 9X8 hinter dem Safety Car am Scheitelpunkt der Indianapolis-Kurve geradeaus und krachte in die Streckenbegrenzung.
Ein peinlicher Abflug für den erfahrenen Schweizer, für den er allerdings nichts konnte. Nach dem Rennen erklärte Müller, dass ein Software-Fehler für den Unfall verantwortlich war. "Das war eine Kombination. Einerseits ist da ein Kran über die Strecke gefahren und dann war da Sand. Das war der Auslöser für den Rutscher", so Müller.
Bug in der Peugeot-Software verursacht Unfall
Der Rutscher war nicht der eigentliche Grund für den Abflug, doch er hatte ein Problem mit der Software zur Folge. "Da ich gleichzeitig mit dem Gegenlenken leicht auf die Bremse gegangen bin, gab es einen Software-Glitch und dieser hat automatisch die Vorderachse blockiert. Deshalb bin ich ins Kies gerutscht", sagte er.
Stellantis-Motorsportchef Jean-Marc Finot vermutete, dass außerdem etwas Öl des zuvor an jener Stelle verunfallten #311 Whelen-Cadillac (Derani/Aitken/Drugovich) den Rutscher begünstigt haben könnte. Müller war im Cockpit sofort davon überzeugt, dass etwas technisch falsch gelaufen sein musste. "Sowas ist mir noch nie passiert", so der Formel-E-Pilot. Die spätere Datenanalyse bestätigte seine Vermutung.
Nico Müller: Stand wie der größte Amateur im Kies
Der Fehler lag wohl im Brake-by-Wire-System des Peugeots. Wie Müller erklärte, verschob sich in diesem die auf Vorder-und-Hinterachse verteilte Bremslast zu 100 Prozent an die Vorderachse. Die blockierte Vorderachse war das Resultat, das sich daraus ergab. Direkt nach dem Einschlag bestand das Problem noch immer. "Ich habe dann versucht, rauszufahren und die Vorderräder standen immer noch still", ergänzte Müller.
Erst nachdem Müller einmal die Bremse betätigt hatte, funktionierte der Peugeot wieder ordnungsgemäß. Der zweifache DTM-Vizemeister konnte das Rennen ohne Schäden fortsetzen. Es blieb somit bei einem kurzen peinlichen Moment, der das letztendliche Rennergebnis nicht stark beeinflusste. "Dass das alles gleichzeitig passiert, da hätte ich im Lotto gewinnen können. Dass ich da unter Safety Car wie der größte Amateur im Kies stehe, das sah schon richtig hohl aus", konnte der Schweizer nach dem 24-Stunden-Rennen bereits über die Situation scherzen.
Keine WEC-Punkte: Peugeot in Le Mans in den schnellen Kurven chancenlos
Müller landete im Peugeot #93 mit seinen beiden Teamkollegen Jean-Eric Vergne und Mikkel Jensen mit zwei Runden Rückstand auf der zwölften Position. Auf den Geraden war man bei der Konkurrenz dabei, doch in den zahlreichen schnellen Kurven rund um die 13,626-Kilometer lange Strecke verlor der 9X8 viel an Boden. Unter dem Strich war das Auto pro Runde etwa eine bis zwei Sekunden langsamer als Toyota oder Ferrari.
Der Peugeot #94 (Di Resta/Vandoorne/Duval) landete einen Platz weiter vorne und verpasste knapp den letzten Punkt. Unter normalen Umständen hätte es wohl für den einen WEC-Zähler gereicht, doch eine Slow Zone kurz vor Rennende brachte dem Lamborghini #63 (Bortolotti/Kvyat/Mortara) einen günstigen Boxenstopp ein, dank dem die italienische Marke etwa 40 Sekunden einsparen konnte und am Peugeot vorbeikam.
Müller nach Peugeot-Crash: Wollte schon meinen Koffer packen
Immerhin kann sich Peugeot nach Le Mans damit brüsten, dass sich ihr Auto als zuverlässig und stabil erwiesen hatte. "Wir haben für gar nichts eine Garage gemietet. Das Auto war so zuverlässig, dass wir es nicht einmal in die Garage stellen mussten", freute sich Finot nach dem 24h-Rennen.
Das muss schon einiges heißen, denn der technisch bedingte Ausritt von Müller bei geringer Geschwindigkeit war nicht der einzige Einschlag, den der #93-Peugeot in Le Mans zu verzeichnen gehabt hatte. Auch auf das Konto von Mikkel Jensen ging ein Unfall. "Mikkel ist einmal so heftig eingeschlagen, dass ich dachte, jetzt kann ich mein Köfferchen packen und heimfahren. Und als das Auto zurückkam, da war alles gerade", zeigte sich Nico Müller erstaunt.
diese 24h Le Mans Nachricht