Was dem Werksteam in der Hypercar-Klasse mit Platz vier als bestem Ergebnis nicht gelang, richtete das Kundenteam in der neuen LMGT3-Kategorie: Manthey bescherte Porsche den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2024. Der Meuspather Rennstall triumphierte zum fünften Mal nach 1999, 2013, 2018 und 2022 in der GT-Klasse des Langstrecken-Klassikers.
Der Österreicher Richard Lietz und seine Teamkollegen Morris Shuring sowie Yasser Shahin führten den #91 Manthey-Porsche 911 GT3 R nach 281 Runden zum Triumph. Beim Zieleinlauf betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten #31 BMW M4 GT3 von WRT eine Runde. Schlussfahrer Lietz erwies sich einmal mehr als 'echte Bank' in Le Mans und errang seinen fünften Klassensieg beim 18. (!) Start. Für seine Teamkameraden war es der erste.
Fünffacher Le-Mans-Sieger Lietz über BMW-Duell: "Regen bringt Segen"
Der #91 Neunelfer führte das Rennen in der GT3-Klasse für 111 Runden an. Das Schwesterauto mit der Startnummer #92 (Alex Malykhin, Joel Sturm, Klaus Bachler) sammelte im Feld der 23 GT3-Autos ebenfalls 55 Führungsrunden, fiel aber wegen eines technischen Problems im Umfeld der Schaltwalze um einige Runden zurück und landete schließlich auf Platz 14. Kurios: Die beiden Manthey-Crews liegen in der WM-Wertung der WEC mit je 75 Punkten gleichauf an der Spitze!
"Wir haben mit sehr guten strategischen Entscheidungen den Grundstein zum Sieg gelegt", sagte der nun fünfmalige Le-Mans-Sieger Lietz zu Motorsport-Magazin.com. "Die gemischten Verhältnisse waren für uns von Vorteil. Im Trockenen wäre es schwierig geworden. Den Speed des BMW vor allem auf den Geraden hätten wir nicht gehen können. Aber zum Glück kam der Regen. Und der Regen bringt Segen!"
Manthey-Versicherung namens Richard Lietz
Bei wechselhaftem Wetter setzten alle Top-Teams der GT3-Fraktion in den Schlussstunden natürlich auf ihre jeweiligen Platin-Fahrer. Per WEC-Reglement ist vorgeschrieben, dass jedes Team aus einem Bronze-, einem Silber- sowie einem Profi-Fahrer bestehen muss. Der 40-jährige Lietz saß in 117 der insgesamt 281 Runden hinterm Steuer des Neunelfers und atmete später in der Porsche-Hospitality erst einmal durch.
"Es war mir sehr wichtig, dass Richie für den Schluss reinsteigt", sagte Manthey-CEO Nicki Raeder, der schon 2013 in Le Mans als Renningenieur am siegreichen Lietz-GTE-Porsche arbeitete, zu Motorsport-Magazin.com. "Er ist eine Versicherung, dass das Auto ankommt und trotzdem schnell ist."
Warum sich der Le-Mans-Sieg für Manthey doppelt lohnt
Dass der Manthey-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans angesichts des Ferrari-Gesamtsieges nicht ganz so sehr im Fokus stand, konnte Raeder verschmerzen: "Der Aufwand bei den Hypercars ist größer, aber du brauchst in beiden Klassen schlaue Leute. Hier kommen bestimmt nicht 300.000 Menschen für die GT-Autos. Wenn sich aber 60.000 von denen uns interessieren, dann können wir froh sein, diese Plattform zu nutzen."
Für die amtierenden DTM-Champions von Manthey dürfte sich der neuerliche 24-Stunden-Sieg trotz immenser Einsatzkosten längerfristig rentieren: Zum einen lassen sich die nicht gerade günstigen Manthey-Kits für Straßen-Porsche mit dem Label eines waschechten Le-Mans-Siegers noch besser im internationalen Markt verkaufen. Zum anderen locken derartige Erfolge äußerst zahlungskräftige Bronze-Fahrer an, die einen relevanten Teil der Kosten übernehmen. Frei nach dem NASCAR-Motto 'Win on Sunday, Sell on Monday'.
Raeder, der uns gegenüber in der Vergangenheit den Aufwand für den Einsatz eines einzelnen GT3-Porsche in der WEC mit vier bis fünf Millionen Euro pro Saison beziffert hatte: "Früher waren es Werkseinsätze, jetzt ist es ein Kundensporteinsatz. Wir haben das hier über die Fahrer und Sponsoren finanziert. Das ist etwas ganz Anderes." Porsche Motorsport beteilige sich vorrangig mit einem Teile-Support an der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
"Ein echter Bronze-Fahrer, kein Fake-Bronze-Fahrer"
Wie relevant der Le-Mans-Sieg und ein möglicher Gewinn der LMGT3-WM für Manthey ist, wusste auch der erfahrene Lietz: "Wir sind in einer Serie, in der man Bronze-Fahrer braucht. Die Regeln sind für alle gleich. Mit Yasser (Shahin) haben wir einen Top-Bronze-Fahrer. Einen echten, keinen Fake-Bronze-Fahrer. Das soll es ja auch geben... Er bringt Sponsoren mit und hat den Wunsch, Le Mans und die WEC zu gewinnen. Hoffentlich ist er glücklich und wird noch lange bei uns fahren."
Dass die GT-Klasse in Le Mans angesichts der Prototypen nicht so sehr im Fokus steht, schmeckte Lietz, der seit über 20 Jahren Porsche-Rennwagen fährt und unter anderem 2018 das 24h-Rennen Nürburgring gewann, nicht ganz so sehr: "Alle Hersteller wollten hier gewinnen. Wir haben es geschafft. Ich habe höchsten Respekt vor den Hypercar-Jungs, aber in der GT-Klasse zu gewinnen, ist eigentlich der gleiche Aufwand."
Lietz führte aus: "Als ich in Le Mans angefangen habe, war Audi der dominante LMP1-Hersteller. Die haben tolle Arbeit geleistet, sind aber manchmal mit vier Autos gegen Pescarolo gefahren. Da hatten wir in der GT mit der hohen Anzahl an Herstellern harte Kämpfe. Da war ein GT-Sieg oftmals härter erkämpft als der Gesamtsieg. Natürlich geht der medial unter, jeder redet vom Gesamtsieg, alles gut. Aber glaube mir: Derjenige, der nur GT fährt, ist nicht leicht zu schlagen. Das sind Profis."
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