Jetzt ist der große Moment gekommen: Mick Schumacher steht kurz vor seinem Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans, dem berühmtesten Autorennen der Welt. Vor dem Rennstart am Samstag (16:00 Uhr, live im Free-TV bei Nitro und Eurosport 1) standen ihm mehrere Gelegenheiten zur Verfügung, sich mit dem #36 Alpine A424 auf den unbekannten Kurs einzuschießen.
"Zu Anfang war es ein bisschen ein Schock-Moment", räumte Schumacher am Donnerstag im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ein. "Du hast eine große Strecke vor dir, und es gibt viele Bodenwellen. Es war zunächst schwierig, die nächsten Kurven vorherzusehen. Teilweise sehen manche Kurven auch wirklich ähnlich aus. Aber zum Glück hatten wir den Prolog (Testtag am Sonntag; d. Red.), wo ich ein, zwei Stunden fahren konnte. Das hat geholfen, gleich ins 1. Training reinzukommen und mich wohlzufühlen."
Mick Schumacher: Le Mans macht mit jeder Runde mehr Spaß
Seit dem Prolog am Sonntag ging es geschäftig zu auf dem 13,626 Kilometer langen Kurs, auf dem während des Jahres keine Testmöglichkeiten bestehen. Am Mittwoch standen das 1. Freie Training (P9 für den #36 Alpine), das Vor-Qualifying für die Hyperpole (wieder P9 für den Alpine) sowie das Nacht-Training (P5 für Schumacher und Co.) auf dem Zeitplan.
"Es gab eine große Veränderung zwischen dem Ende des Prologs und dem 1. Freien Training", erklärte Schumacher mit Blick auf die Streckenevolution. "Ich musste mich noch mal neu reinfühlen. Vieles verändert sich, aber die Strecke an sich bleibt die selbe, und sie macht mit jeder Runde mehr Spaß."

Schumacher: WEC und Formel 1 wird strikt getrennt
Nun könnte man annehmen, dass Geschwindigkeiten von über 340 km/h auf den langen Geraden des Circuit de la Sarthe für einen Formel-1-erprobten Fahrer keine wirkliche Herausforderung darstellen, aber Schumacher wehrte sich gegen einen direkten Vergleich. "Es ist sehr anders, ich trenne das. Für mich ist die Formel 1 die eine Sache und die WEC eine andere. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit in Barcelona getestet. Der Wechsel zurück ins Hypercar war nicht schwierig."
Schumachers erste Runden in der Nacht von Le Mans am Mittwoch (22:00-00:00 Uhr) seien okay gewesen - ganz unvorbereitet war er auch nicht angereist. "Das war nicht so schlecht", berichtete Mick. "Wir hatten davor schon einen Test in Aragon (24-Stunden-Test; d. Red.), da fühlte es sich schwieriger an." Was eine Herausforderung bleibt, ist das Management des Verkehrs im gemischten 62-Auto-Starterfeld mit Hypercars, LMP2 und GT3-Boliden: " Der Verkehr ist tricky. Wenn du zur falschen Zeit am falschen Ort bist, kann dich das teuer zu stehen kommen."
Alpine-Teamchef Sinault: "Mick ist ein guter Schüler"
Unterstützung beim Verständnis des ungewohnten Langstreckensports erhält Schumacher seit Saisonbeginn von seinen erfahrenen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere. "Micks Herangehensweise war eine sehr gute Hilfe", sagte Alpine-Signatech-Teamchef Philippe Sinault auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Er kam mit einer offenen Einstellung und der nötigen Demut in den Langstreckensport. Nicolas und Matthieu unterstützen ihn - und Mick ist ein guter Schüler. Sein Level ist heute ziemlich beeindruckend und er ist jetzt vollständig bereit für Le Mans."
Die beiden Alpine haben sich bei ihrem großen Heimrennen bisher achtbar geschlagen und in den Trainings sowie im Qualifying einen guten Eindruck hinterlassen. Zum Kreis der Sieganwärter zählen die Franzosen mit ihrem neuen LMDh-Rennwagen allerdings nicht. Sinault: "Das Ziel lautet, das Rennen zu beenden. Wen uns keine Fehler unterlaufen und wir keine Probleme mit der Zuverlässigkeit haben, dann können wir gut abschneiden. Es wäre aber falsch, ein Podium als Ziel vorzugeben."
Den riesengroßen Rummel um die 24 Stunden von Le Mans - noch dazu mit Alpine vor heimischem Publikum - hat Schumacher nicht erst jetzt mitbekommen. So stellte der Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher (fuhr 1991 selbst einmal in Le Mans) fest: "Es ist ein komisches Konzept: "Die anderen WEC-Rennen vor Le Mans wirkten wie ein Warm-up. Seit dem Beginn des Jahres redet jeder über Le Mans. Ich bin gespannt, wie es sein wird, 24 Stunden lang am Limit zu sein."
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