Ferdinand Habsburg hat einige schwierige Monate hinter sich. Ende März verunfallte der Österreicher bei privaten WEC-Testfahrten für Alpine in Aragon schwer. Dabei brach sich Habsburg zwei Lendenwirbel und zog sich einen Bandscheiben-Bruch zu. In der Folge fiel er mehrere Monate lang aus. Die WEC-Rennen in Imola und Spa-Francorchamps musste er aussetzen, genauso wie zwei Rennen der ELMS (European Le Mans Series).

Erst an diesem Wochenende gibt er bei den 24 Stunden von Le Mans sein Comeback in der Hypercar-Klasse der WEC. Dem Debüt in der Topklasse des 24h-Rennens ging ein Rennen gegen die Zeit voraus. Habsburg: "Am Anfang war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass es klappt. Aber dann wurden die Wochen ziemlich knapp", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Auch nachdem die Knochen wieder verheilt waren, blieben Zweifel, ob Le Mans für ihn körperlich nicht zu früh kommt.

"Die Wahrheit war, dass ich meinen Rücken [zum damaligen Zeitpunkt] seit zwei Monaten nicht trainiert habe. Es war fraglich ob er für das Rennen stark genug sein würde", sagte er. Erst am Dienstag erhielt der LMP2-Klassensieger aus dem Jahr 2021 nach einem medizinischen Check die finale Freigabe der FIA, am Rennen teilnehmen zu dürfen.

"Von der Teamseite her haben wir letzte Woche die Entscheidung getroffen", erzählte Habsburg. Körperlich sind die Verletzungen inzwischen vollständig auskuriert. Nur der Trainings-Rückstand der letzten Monate macht sich noch etwas an seinem Rücken etwas bemerkbar, wie der Alpine-Pilot anmerkte. "Aber nur weil der Rücken ein bisschen zwickt, hält mich das nicht davon ab, Le Mans zu fahren."

Ferdinand Habsburg: Schlimmster Unfall meiner Karriere

"Die letzten Monate waren schwierig. Es war der schlimmste Unfall meiner Karriere bisher, und er ereignete sich früh mit dem schnellsten Auto, das ich je gefahren bin", sagte Habsburg vor dem WEC-Highlight an der Sarthe. Und das soll einiges heißen. Denn in seiner Laufbahn hatte er schon einige größere Unfälle zu verzeichnen. 2015 zog er sich bei einem Unfall bei einem Formel-Renault-Rennen in Silverstone bei einem spektakulären Unfall zwei Wirbelbrüche zu.

Aber der Test-Crash in Aragon habe sich noch um einiges schlimmer angefühlt: "In diesem Fall hatte ich nichts damit zu tun. Ich konnte nichts dafür, es war ein direkter frontaler Einschlag." Auch die gesundheitlichen Folgen waren schwerwiegend: "Ich habe, seit ich zur Schule ging, nicht mehr so viel Zeit im Schlafzimmer verbracht", hielt er fest.

Seine Schwester habe ihm dabei geholfen, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Habsburg konnte phasenweise etwa nicht mehr selbständig seine Socken wechseln oder ohne Hilfe in die Dusche steigen. Auch vom Team erhielt er viel Beistand: "Sie haben mich praktisch jeden Tag angerufen, nach mir geschaut und sich nach meiner Rückkehr erkundigt."

Der #35 Alpine von Ferdinand Habsburg, Charles Milesi und Paul-Loup Chatin in Le Mans
In Le Mans sitzt Habsburg wieder im Alpine Nummer 36, Foto: DPPI/WEC

Jules Gounon, der bei Alpine als offizieller Test- und Ersatzfahrer unter Vertrag steht, war in Imola und Spa als Ersatz für Habsburg ins Cockpit gesprungen. Ohne diesen beiden Events steht Habsburg jetzt bei einem einzigen Start im Alpine A424. Dementsprechend wenig Zeit bleibt ihm, um sich an das Auto zu gewöhnen: "Ich kam am Testtag an und fühlte mich so verloren. Denn das Auto hat sich so verändert und war so viel verbessert worden. Ich benötigte etwas Zeit, um mich daran anzupassen."

Vorfreude auf Le Mans: WEC ist wie Date, Le Mans wie Hochzeit

Doch auch unabhängig davon fehlt noch etwas Feinarbeit, die sich seine Teamkollegen schon in den letzten Events aneignen konnten. Vor allem in Bezug auf die Reifen, die bei den 24 Stunden von Le Mans erstmals nicht aufgewärmt werden dürfen, bevor sie ans Auto kommen.

"Es gibt so viele Situationen, die ich nicht durchlebt habe", so Habsburg. "Die Schwierigkeit am Hypercar liegt darin, die kalten Reifen auf Temperatur zu bringen. Wie macht man das unter Full-Course-Yellow? Wie hält man die Reifen im Fenster? Und dazu kommen noch die verschiedenen Reifenmischungen. Die Erfahrung mit allen dreien und das Wissen, wie man damit umgehen soll. Das fehlt mit", erläuterte er weiter.

Die Vorfreude auf Le Mans ist bei ihm riesig. Wie groß? Das beschrieb Habsburg mit einem launigen Vergleich: "Die WEC ist, wie wenn man ein Mädchen datet. Le Mans ist, wenn man das Mädchen heiratet." Die 'Hochzeit' beginnt am Samstag um 16:00 Uhr. Zuvor steht am Donnerstagnachmittag noch das dritte Freie Training und am Abend die Hyperpole auf dem Programm. Die Übersicht über alle Session und den Zeitplan für das Le Mans 24h findet ihr hier: