Die lange Rennwoche zu den 24 Stunden von Le Mans 2024 hat am Sonntag, 09. Juni mit dem offiziellen Testtag begonnen. Den 62 Autos der drei Klassen Hypercar, LMGT3 und den zurückgekehrten LMP2-Prototypen standen sechs Stunden Streckenzeit verteilt auf zwei Sessions zur Verfügung, um sich auf den berühmten Kurs einzuschießen.

Im Reigen der 23 Hypercars - vier mehr als in der regulären WEC -Saison - setzte sich am Ende des Tages das Porsche -Werksteam durch. Kevin Estre im #6 Penske-Porsche (Estre, Lotterer, Laurens Vanthoor) fuhr am Nachmittag die Bestzeit in 3:26.907 Minuten.

IMSA-Porsche ohne Sebastian Vettel auf Platz zwei

Der zweite Platz ging ebenfalls an Porsche, in Form des #4 963 (Jaminet, Nasr, Tandy), der eigentlich in der US-amerikanischen IMSA-Serie an den Start geht. Der frühere Formel-1-Fahrer Felipe Nasr umrundete den 13,626 Kilometer langen Kurs mit einer persönlichen Bestzeit von 3:27.142 Minuten. Sein Rückstand auf den französischen Porsche-Werksfahrer Estre betrug 0,235 Sekunden.

Der #4 Porsche stand vor wenigen Wochen in den Schlagzeilen, als ein möglicher Einsatz von Sebastian Vettel nach dessen Porsche-Privattest spekuliert worden war. Für Le Mans 2024 kam es jedoch zu keiner Einigung zwischen dem Sportwagenhersteller und dem vierfachen Formel-1-Weltmeister. Eine zukünftige Zusammenarbeit gilt als mögliche Option. Der US-Amerikaner Dane Cameron unterstützt Penske-Porsche beim 24-Stunden-Rennen als Ersatzfahrer.

Porsche-Fazit nach Le-Mans-Test: "Schnell und zuverlässig"

"Wir waren schnell und auch höchst zuverlässig unterwegs", sagte Porsches LMDh-Leiter Urs Kuratle. "Wir haben konsequent unser Programm abgespult. Abgesehen von einem Reifenschaden am Nummer-5-Auto traten keinerlei Probleme auf - auch bei den Kundenteams nicht. Das ist bemerkenswert. Allerdings sagen die Rundenzeiten über das Kräfteverhältnis noch nicht viel aus."

Auffällig dennoch: Estres Bestzeit war 2,6 Sekunden schneller als die Spitzenzeit beim Le-Mans-Test im vergangenen Jahr. "Zu Beginn der zweiten Session hatte ich zwei freie Runden ohne Überrundungsverkehr und konnte richtig schnelle Zeiten fahren. Wir sind auf jeden Fall besser aufgestellt als im Vorjahr", meinte Estre, der die WEC-Gesamtwertung vor dem vierten Saisonrennen mit seinen Teamkollegen Andre Lotterer und Laurens Vanthoor anführt.

Zwar standen beim Testtag die Setup-Arbeit und das Verständnis der Michelin-Reifenmischungen im Fokus, doch Porsche mit seinen insgesamt sechs Autos (3x Penske, 2x Jota, 1x Proton) präsentierte sich stark in der Zeitenliste: Hinter den Startnummern #6 und #4 belegte das Schwesterauto mit der Startnummer #5 (Campbell, Christensen, Makowiecki) den vierten Rang, die schnellste Runde ging auf das Konto von Michael Christensen.

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Sechs Porsche 963 starten bei den 24h Le Mans 2024, Foto: Porsche AG

Toyota verhindert Porsche-Dreifachführung

Eine Dreifachführung der Zuffenhausener verhinderte nur Brendon Hartley, der den #8 Toyota GR010 Hybrid (Buemi, Hartley, Hirakawa) am Nachmittag auf den dritten Platz bugsierte. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Estre betrug 0,708 Sekunden in der Nachmittags-Session, die durch einen Abflug von Kamui Kobayashi fünf Minuten vor Schluss vorzeitig beendet wurde.

Der Japaner teilt sich den #7 Toyota mit Nyck de Vries sowie Jose Maria Lopez, der kurzfristig Mike Conway nach dessen Fahrrad-Unfall ersetzt. Rückkehrer Lopez, der eigentlich einen Akkodis-Lexus in der LMGT3 steuern sollte, führte die #7 mit seiner am Vormittag aufgestellten Bestzeit auf den neunten Platz in der kombinierten Zeitenliste.

Der bestplatzierte der drei Ferrari 499 P landete in Form der #50 (Fuoco, Molina, Nielsen) - den Le-Mans-Polesettern von 2023 - an fünfter Stelle. Das #51 Schwesterauto mit den amtierenden 24h-Siegern Alessandro Pier Guidi, Antonio Giovinazzi und James Calado ordnete sich auf P12 ein, dazwischen drängelte sich der privat von AF Corse eingesetzte #83 Ferrari (Kubica, Shwartzman, Ye) in gelber Lackierung auf Platz acht.

BMW auf P6 - Wittmann feiert DTM-Sieg nach Le-Mans-Test

Platz sechs ging an den #20 BMW M Hybrid V8 von Sheldon van der Linde, Rene Rast und Robin Frijns. Für die beiden Erstgenannten ging es am Sonntagmittag nach ihren Pflichtrunden per Privatflieger zurück nach Zandvoort, wo sie rechtzeitig zum Rennstart der DTM um 16:30 Uhr ankamen. 'Reisebegleiter' Marco Wittmann, der sich in der WEC den #15 BMW mit Raffaele Marciello und Dries Vanthoor teilt, gewann das Rennen in den Niederlanden sogar vom 14. Startplatz. Seine beiden WEC-Teamkollegen verloren unterdessen Streckenzeit wegen eines Motorwechsels.

Zu den Doppelstartern zählte auch Mirko Bortolotti, der beim Test mit seinen Lamborghini-Teamkollegen Edoardo Mortara und Daniil Kvyat den siebten Platz erreichte. Die Italiener setzen bei ihrem LMDh-Debüt erstmals einen zweiten Lamborghini SC63 in der WEC ein: Für Le Mans wurde das IMSA-Auto mit der Startnummer #19 (Grosjean, Caldarelli, Cairoli) nach Europa transportiert.

Das sagt Mick Schumacher nach seinen ersten Runden in Le Mans

Alpine, das wie Lamborghini vor seinem ersten 24h-Einsatz mit den LMDh-Prototypen steht, landete auf den Plätzen 17 und 20. Mick Schumacher, der sich den #36 Alpine A424 mit Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere teilt, spulte seine ersten Runden auf dem Circuit de la Sarthe ab und absolvierte die mindestens zehn Pflichtrunden.

"Wir müssen jetzt die gesammelten Daten analysieren, nachdem wir hier zum ersten Mal mit unserem Auto gefahren sind", sagte WEC-Debütant Schumacher nach Platz 17. "Ich freue mich auf das weitere Geschehen, wenngleich uns eine harte Woche bevorsteht." Im Schwesterauto gab der Österreicher Ferdinand Habsburg sein Comeback nach seiner ausgeheilten Rückenverletzung.

LMP2-Autos 1,7 Sekunden langsamer als Privat-Hypercar

Das schnellste der 16 LMP2-Autos, die #22 von United Autosports (Jarvis, Garg), war beim Test mit einer 3:34.704 nur 1,7 Sekunden langsamer als das letztplatzierte Hypercar von Isotta Fraschini (Serravalle, Wattana Bennet, Vernay). Die Plätze zwei und drei in der LMP2-Kategorie, die nur für Le Mans in die WEC zurückkehrt, gingen an die #25 von Algarve Pro Racing (Kaiser, Caldwell, De Angelis) und den #30 Duqueine (Falb, Allen, Simmenauer).

Die neue LMGT3-Klasse führte die #82 Corvette Z06 GT3.R von TF Sport (Koizumi, Baud, Juncadella) mit einer 3:59.883 an. Der #27 Aston Martin Vantage GT3 von Heart of Racing (James, Mancinelli, Riberas) und der #31 BMW M4 GT3 von WRT (Leung, Gelael, Farfus) fuhren auf die Plätze zwei und drei. Der #46 BMW mit Superstar Valentino Rossi und seinen Teamkollegen Maxime Martin sowie Ahamd Al Harthy belegte P9, während die beiden Manthey-Porsche nach ihrem Doppelsieg zuletzt in Spa das Schlusslicht bildeten.

Am Montag und Dienstag setzen die Teams ihre Vorbereitungen auf die 24 Stunden von Le Mans abseits der Rennstrecke fort. Weiter geht es am Mittwoch, 12. Juni mit dem 1. Freien Training (14:00-17:00 Uhr), dem Vor-Qualifying (19:00-20:00 Uhr) sowie einem Nacht-Training (22:00-00:00 Uhr).