Lamborghini geht ab 2024 bei den 24 Stunden von Le Mans, in der WEC und in der IMSA an den Start. Das ist bereits seit über einem Jahr bekannt. Jetzt stellte der italienische Luxuswagen-Hersteller offiziell den Prototypen vor, mit dem man das Debüt in der Hypercar-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft geben wird.

Der Lamborghini SC63 wurde am Rande des Festival of Speed in Goodwood vorgestellt. Wie alle Autos, die nach dem LMDh-Reglement gebaut werden, fußt es auf einem LMP2-Chassis. Im Falle von Lamborghini greift man dabei auf ein Chassis der französischen Marke Ligier zurück. Auch das Einsatzteam ist schon länger bekannt: Iron Lynx wird den Werkseinsatz von Lamborghini an der Strecke abwickeln. Alle Bilder vom neuen Lamborghini gibt es hier in der Galerie.

SC63: Fortschrittlichster Renn-Lamborghini aller Zeiten

"Der SC63 ist der fortgeschrittenste Rennwagen, den Lamborghini jemals produziert hat", gibt sich Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann zuversichtlich. "Die Möglichkeit, mit einem Hybrid-Prototypen an den größten Langstreckenrennen der Welt teilzunehmen, passt zu unserer Vision für Hochleistungsmobilität", sagte er. Diese Vision beinhaltet, bis 2024 die Straßenauto-Produktion auf Hybrid umzustellen.

Angetrieben wird der SC63 von einem 3,8-Liter-Biturbo-V8-Motor, der gleichzeitig mit dem Auto sein Debüt feiert. Technisch ist dabei vor allem die Verbauung des Turbos interessant, der außerhalb der V-Geometrie positioniert ist. Laut Lamborghini folgt das der Überlegung, dass dies die Kühlung und Wartung des Prototypen vereinfacht und zu einer besseren Gewichtsverteilung führt.

Für die Elektro-Power sorgt das standardisierte Hybridsystem, das in sämtlichen LMDh-Boliden zum Einsatz kommt und mit einheitlichen Elementen, wie dem Antriebssystem von Bosch, dem Getriebe, der Batterie und der MGU kombiniert wird.

Lamborghini mit Ligier-Chassis

Lamborghini betonte, dass die Zusammenarbeit mit Ligier weit über die reine Bereitstellung eines LMP2-Chassis hinausgeht. "Als erster Hersteller, der Ligier für ein LMDh-Projekt ausgewählt hat, verfügte Lamborghini über die Freiheit, seine Anforderungen zu spezifizieren", heißt es in der Presseaussendung.

Als Elemente, die auf diese Art speziell an Lamborghini angepasst worden seien, nannte man die Vorderraufaufhängung, die auf Pushrods (Druckstreben) zurückgreift, sowie die Gewichtsverteilung und die "Wartungsfreundlichkeit kritischer Fahrzeugteile". Die Karosserie wurde vom Lamborghini Centro Stile gemeinsam mit dem Renn-Designteam gestaltet.

Lamborghinis Technikchef Rouven Mohr sagte: "Unser LMDh-Auto, der Lamborghini SC63, stellt sowohl aus technischer als auch aus menschlicher Sicht eine spannende Herausforderung dar. Die Entwicklung unseres Verbrennungsmotors, einer aerodynamisch effizienten Karosserie und des technischen Gesamtpakets ist ein Prozess, der uns stets dazu getrieben hat, unsere eigenen Standards zu erhöhen." Er betonte auch die Möglichkeit des Technologietransfers zurück auf die Straße: "Wir werden unsere Erfahrungen aus dem Motorsport wo immer möglich auf unsere zukünftigen Serienfahrzeuge anwenden."

Das Farbdesign ist genau wie jenes am Lamborghini Huracan GT3 in giftgrün gehalten. Offiziell wird der Farbton als "Verde Mantis" bezeichnet. Dieser wird durch einige schwarze Elemente ergänzt. Dazu kommen noch drei Streifen in den Farben der italienischen Nationalflagge, welche sich von der Front über die Motorhaube bis über das Cockpit erstrecken.

Langstrecken-Programm mit Formel-1-Erfahrung

Die Fahrer-Aufstellung von Lamborghini ist zum Teil bekannt. Neben den beiden Werkspiloten Mirko Bortolotti und Andrea Caldarelli werden mit Daniil Kvyat und Romain Grosjean auch zwei ehemalige Formel-1-Fahrer den SC63 in der Saison 2024 pilotieren. Die Besetzung der weiteren Cockpits ist noch ausständig. In der WEC geht Lamborghini allerdings nur einem Auto an den Start, der zweite Prototyp fährt in der IMSA jene Rennen, die Teil der North American Endurance Championship sind.

Iron-Lynx-Teamchef Andrea Piccini betonte seine Vorfreude auf den Beginn des LMDh-Programmes: " An einem so ehrgeizigen Projekt beteiligt zu sein ist eine einmalige Erfahrung. Jeder bei Iron Lynx kann es kaum erwarten, mit den Tests zu beginnen. Dies ist zweifellos eine der größten Herausforderungen, denen wir uns als Team je gestellt haben, und wir freuen uns jetzt darauf, den SC63 auf der Strecke zu sehen." In der kommenden Woche sind bereits die ersten Testfahrten des Lamborghinis geplant. Wann genau und auf welcher Strecke diese stattfinden, ist nicht bekannt.

Update - Montag, 14. August 2023: In der vergangenen Woche hat Lamborghini seinen Shakedown in Vallelunga und den ersten zweitägigen Test mit dem SC63 absolviert. An zwei Tagen im italienischen Monza spulten die Werksfahrer Mirko Bortolotti, Daniil Kvyat und Andrea Caldarelli rund 1.500 Kilometer auf dem Traditionskurs ab. Im Fokus der Testfahrten standen die Kalibrierung des neuen V8-Motors, die Einstellungen für das einheitliche Xtrac-Getriebe, Datensammlung von Aero und Kühlung sowie diverse Elektronik-Komponenten.

Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Vallelunga
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Monza, Foto: Luca Riva/Iron Lynx Lamborghini
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Vallelunga
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Monza, Foto: Eros Maggi/Iron Lynx Lamborghini
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Vallelunga
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Monza, Foto: Luca Riva/Iron Lynx Lamborghini
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Vallelunga
Lamborghini SC63 bei Testfahrten in Monza, Foto: Luca Riva/Iron Lynx Lamborghini