Drei gewinnt? Porsche hat bei der Bekanntgabe der Starterliste für die 24 Stunden von Le Mans (10./11. Juni 2023) für eine faustdicke Überraschung gesorgt und gleich drei LMDh-Autos für den Start in der Hypercar-Topklasse gemeldet. Der Veranstalter ACO hat die zusätzliche Bewerbung akzeptiert und neben den beiden für die WEC genannten Porsche 963 ein weiteres Fahrzeug aus der US-amerikanischen IMSA-Serie zugelassen.

Porsche und Partner Penske planen den Großangriff pünktlich zum 100. Geburtstag der 24h Le Mans - und das aus gutem Grund. Nicht nur greift der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen nach seinem 20. Gesamtsieg beim Klassiker entlang der Sarthe, noch dazu feiert Porsche dieses Jahr seinen 75. Geburtstag. Da lässt sich die Marke wahrlich nicht lumpen, etwa zu sehen an einem Special-Event in Hockenheim, das mit Rennen des Carrera Cup Deutschland sowie des ADAC GT Masters parallel zu den 24 Stunden von Le Mans ausgetragen wird.

Vier Porsche 963 bei den 24 Stunden von Le Mans

Neben den drei werksseitig eingesetzten LMDh-Fahrzeugen geht mit dem Kundenauto von JOTA um den neuen Teamchef Dieter Gass sogar noch ein vierter Porsche 963 an den Start. Damit bildet Porsche das größte Kontingent in der Topklasse, die mit 16 gesamtsiegfähigen Autos so gut bestückt ist wie zuletzt im Jahr 2011.

Nach fünf Langeweile-Jahren der Toyota-Dominanz gesellen sich 2023 neben Porsche auch Ferrari, Peugeot, Cadillac, Glickenhaus sowie Vanwall/ByKolles hinzu. Die unterschiedlichen Konzepte der LMH-Hypercars aus der WEC (temporärer Allradantrieb) und der LMDh-Autos aus der IMSA (reiner Heckantrieb) sollen mittels einer Balance of Performance angeglichen werden.

Renndebüt des Porsche 963 bei den 24 Stunden von Daytona 2023, Foto: Porsche AG
Renndebüt des Porsche 963 bei den 24 Stunden von Daytona 2023, Foto: Porsche AG

Porsche-Chef: "Chancen auf Gesamtsieg maximieren"

"Für uns geht es darum, zum 75. Jubiläum der Marke Porsche die Chancen auf den 20. Gesamtsieg in Le Mans zu maximieren", sagt Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach. "Deswegen setzen wir ein drittes Auto ein. Die Geschichte des Rennens hat gezeigt, dass gerade die zusätzlich aufgebotenen Fahrzeuge als Zünglein an der Waage eine entscheidende Rolle spielen können."

Damit spielt Laudenbach auf das Jahr 2015 an, als ausgerechnet der #19 Porsche 919 Hybrid mit Formel-1-Pilot und Le-Mans-Debütant Nico Hülkenberg sowie Earl Bamber und Nick Tandy den Doppelsieg anführte. 2016 (Neel Jani/Romain Dumas/Marc Lieb) und 2017 (Brendon Hartley/Earl Bamber/Timo Bernhard) ließ Porsche zwei weitere Siege folgen und machte damit den Hattrick perfekt. Mit 19 Gesamtsiegen sind die Zuffenhausener Rekordsieger, gefolgt von Audi mit 13 und Ferrari mit 9 Erfolgen.

Porsches Le-Mans-Sieger 2015: Bamber, Tandy, Hülkenberg, Foto: Audi
Porsches Le-Mans-Sieger 2015: Bamber, Tandy, Hülkenberg, Foto: Audi

Porsche mit prominenten Fahrern nach Le Mans

Für die 24 Stunden von Le Mans 2023 schöpft Porsche aus den Vollen: Der dreifache Le-Mans-Sieger Andre Lotterer kehrt nach drei Jahren zurück an die Sarthe und greift nach seinem ersten Triumph für Porsche. Den Porsche 963 mit der Startnummer #6 teilt sich Lotterer mit seinen Werks-Kollegen Kevin Estre und Laurens Vanthoor. Im Schwesterauto mit der Startnummer #5 wechseln sich Michael Christensen, Fred Makowiecki und Neuzugang Dane Cameron ab.

Für den dritten Porsche mit der Nummer #75 - passend zum Firmengeburtstag - wurde bislang nur der frühere Formel-1-Fahrer Felipe Nasr bestätigt, den Porsche für das IMSA-Programm engagiert hatte. Seine noch nicht genannten Teamkollegen sollen ebenfalls aus Porsches IMSA-Fahrerkader stammen. Der JOTA-Kundeneinsatz ist unterdessen für eine Überraschung gut, schließlich teilen sich die Vorjahres-LMP2-Sieger und LMP2-Weltmeister Antonio Felix da Costa und Will Stevens zusammen mit Neuzugang Yifei Ye den #38 Porsche 963.

Porsche-Leiter mahnt: "Enorme Herausforderungen"

"Das Engagement in Le Mans mit gleich drei Fahrzeugen optimiert unsere Möglichkeiten, stellt uns aber gleichzeitig auch vor enorme Herausforderungen", sagt der erfahrene Urs Kuratle, Porsche-Leiter Werksmotorsport LMDh. "Wir müssen eine zusätzliche Crew aufbieten und ein IMSA-Auto nach Frankreich und wieder zurück transportieren. Hinzu kommt, dass aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe für bestimmte Baugruppen die Teileversorgung nicht ganz perfekt sein kann."

Beim diesjährigen Renndebüt mit dem 500 kW (680 PS) starken Hybridprototypen blieb Porsche hinter den eigenen Erwartungen zurück. Bei den 24 Stunden von Daytona im Januar feierte Acura einen Doppelsieg, während die beiden Porsche infolge unterschiedlicher Probleme mit großem Rückstand auf den Plätzen sieben und acht in der Top-Kategorie namens 'GTP' gewertet wurden.