Fast wären die 24 Stunden von Le Mans 2017 mit einem echten Paukenschlag zu Ende gegangen. Nach dem Ausfall des führenden Porsche lag nämlich der LMP2-Oreca #38 von Jackie Chan DC Racing in Führung. Dass es dazu kam, ist der mangelnden Zuverlässigkeit der hybriden Werks-LMP1 zuzuschreiben. Motorsport-Magazin.com fasst für euch das Drama in fünf Akten nochmal zusammen:

LMP1-Drama Nr. 1: Porsche #2 in der Garage

Das war passiert: Es war 18:32 Uhr, als der erste LMP1 langsam wurde. Earl Bamber im späteren Sieger-Porsche schlich nur noch um den Kurs, musste den 919 Hybrid #2 zur Reparatur an die Box steuern. Dort wurde das Fahrzeug in die Garage geschoben und von der Porsche-Crew intensiv inspiziert.

Aussage dazu (von Timo Bernhard bei Eurosport): "Wir haben keinen Antrieb mehr auf der Vorderachse, und so können wir das Rennen nicht fortsetzen. Das Team untersucht und checkt jetzt erstmal den Motor. Aber wie man sieht, erleiden wir dadurch einen großen Zeitverlust."

Die Situation im Video:

Die Folge des Vorfalls: Wie sich herausstellte, musste Porsche mit einem Defekt am vorderen E-Motor die gesamte Vorderachse an der #2 austauschen. Damit verloren Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley rund 1:05 Stunden, denn um 19:37 ging man wieder auf die Strecke. Man konnte das Rennen zu Ende fahren und sogar gewinnen.

LMP1-Drama Nr. 2: Toyota #8 läutet Leidens-Stunden ein

Das war passiert: Etwas mehr als 7:20 Stunden waren gefahren, als Sebastien Buemi erstmals am Funk über ein fremdes Geräusch klagte. Das schien sich zunächst wieder verflüchtigt zu haben, doch um 22:49 Uhr musste Buemi dann doch die Box ansteuern. Vorne rauchte es aus der linken Felge, der Toyota musste schließlich auch in die Garage geschoben werden.

Aussage dazu (von Teamchef Rob Leupen bei Eurosport): "Die Rauchentwicklung ist nicht so wichtig, die kam von den Bremsen. Das Problem ist der Frontmotor, wir müssen ihn wechseln und dann mal schauen, wie groß der Schaden ist. Das wird eine längere Reparatur, von der Dauer her wahrscheinlich im Bereich des Porsche #2."

Die Situation im Video:

Die Folge des Vorfalls: Toyota konnte den Schaden, übrigens der gleiche wie am Porsche #2, nicht in der gleichen Zeit wie Porsche beheben und verlor damit weitere rund zehn Runden. Immerhin, man konnte das Rennen wieder aufnehmen und wurde schließlich mit neun Runden Rückstand Gesamtneunter. Immerhin: Sebastien Buemi erzielte am Sonntag Mittag mit 3:18.604 noch die schnellste Rennrunde.

LMP1-Drama Nr. 3: Toyota verliert den Race Leader

Das war passiert: Gerade war eine Safety Car Phase zu Ende gegangen, als der Toyota #7, bis dahin souveräner Führender, gegen 00:45 Uhr plötzlich auf Start-Ziel langsamer wurde. Kamui Kobayashi versuchte, den TS050 Hybrid in langsamer Fahrt im fünften Gang und mit Elektro-Antrieb zurück an die Box zu bewegen.

Die Situation im Video:

Die Folge des Vorfalls: Kobayashi fuhr die Runde im Schleichtempo, probierte alle Einstellungen an seinem Toyota durch. Doch der Weg bis zur rettenden Boxengasse war zu weit. Im Bereich der Porsche-Kurven musste Kobayashi den Kampf aufgeben. Er stieg aus dem Auto aus und verabschiedete sich von den Fans. Die bedachten ihn mit tosendem Applaus.

LMP1-Drama Nr. 4: Das Toyota-Debakel ist perfekt

Das war passiert: Rund fünf Minuten nachdem Kobayashi den Toyota #7 abstellen hat müssen, erwischt es den nächsten LMP1-Boliden der Japaner. Nicolas Lapierre im TS050 Hybrid #9 war Ende Start-Ziel mit dem LMP2 #47 von Cetilar Villorba Corse kollidiert. Die Folge: Ein Plattfuß, der schließlich weitere Beschädigungen am Fahrzeug nach sich zog.

Die Situation im Video:

Die Folge des Vorfalls: Ähnlich wie Kobayashi versuchte Lapierre, seinen Toyota im Schleichtempo um die Strecke zu tragen. Immer wieder hielt der Franzose ganz an, um auf Anweisung der Box durch die Systeme zu schalten. Fast hätte es geklappt mit der Rückkehr an die Box. Doch wenige hundert Meter vor der Einfahrt war die Hybridleistung aufgebraucht und das Rennen damit vorbei.

LMP1-Drama Nr. 5: Porsche #1 rollt aus

Das war passiert: Der Porsche #1 führte das Rennen überlegen an und war stets im Schongang unterwegs, als das Auto mit André Lotterer am Steuer plötzlich langsam wurde. Lotterer meldete Öldruckverlust am Boxenfunk und musste im Elektro-Modus versuchen, zurück an die Box zu kommen.

Aussage dazu (von Teamchef Andreas Seidl bei Eurosport): "Es gab ein Problem am Öldruck. Wir mussten es abstellen und konnten es aus Sicherheitsgründen nicht zurück an die Box bringen. Das ist sehr hart für die Fahrer und die Crew, sie haben einen großartigen Job abgeliefert und hatten bisher keinerlei Probleme. Wir werden uns jetzt auf das andere Auto fokussieren. Mal schauen wie es ausgeht. Wenn alles normal läuft, können wir noch um P2 kämpfen."

Die Situation im Video:

Die Folge des Vorfalls: Das Bild, das der Porsche #1 in diesen Minuten abgab, ähnelte sich frappierend mit dem der Toyota in der Nacht. Lotterer rollte immer wieder an, probierte alle Einstellungen am Lenkrad durch, doch es sollte nichts nützen. Auf der Hunaudières-Geraden musste der Deutsche schließlich abstellen und aufgeben. Das Rennen war gelaufen.