Viel Potenzial - wenig erreicht: So lautet das Fazit zu BMW beim dritten Rennen der WEC-Saison 2025 in Spa-Francorchamps. Der Autobauer aus München wollte an seinen starken Start ins Langstrecken-Jahr anknüpfen und in Belgien den nächsten Podestplatz nach Imola einsacken.
Am Ende landete der #15 BMW M Hybrid V8 von Kevin Magnussen und Raffaele Marciello nur auf Platz zehn und ergatterte einen Trostpunkt, während das Schwesterauto (Rene Rast, Robin Frijns) wegen eines späten Defekts an der Bremse vorzeitig ausfiel - das bittere Ende eines Rennens, in dem Rast und Frijns sich lange Zeit Hoffnungen auf den zweiten Podiumserfolg nacheinander machen konnten.
Magnussen-BMW: Mehr Strafen als Punkte in Spa
Dass der #15 BMW um Star-Neuzugang Magnussen überhaupt die Top-10-Ränge erklomm, grenzte an ein kleines Wunder, denn: Die Crew kassierte mehr Strafen als WM-Punkte! Der frühere Formel-1-Fahrer schaffte das Kunststück, innerhalb von 20 Minuten sogar zwei Durchfahrtstrafen auszufassen.
Magnussen wurde 1:20 Stunden nach dem Rennbeginn zunächst bei seinem zweiten Stopp mit 6 km/h zuviel (69 statt 60 km/h) in der Boxengasse geblitzt. Wenig später überschritt der Däne dann auch noch während eines Virtual Safety Car die erlaubten 80 km/h auf der Strecke.
Was für ein Ärgernis nach dem Bomben-Start des 32-Jährigen: Magnussen war vom elften Startplatz innerhalb weniger Runden bis auf Platz sechs nach vorne geschossen. In Runde 18 sorgte 'KMag' dann noch für einen Schreckmoment, als er beim Überrunden eines GT3-Mercedes links aufs Gras ausweichen musste, seinen V8-Prototypen aber sicher wieder auf den Asphalt führte. "Der BMW ist bei allen Bedingungen gut, auch auf Gras", scherzte Magnussen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
Magnussen gibt zu: WEC- mit Formel-1-Regeln verwechselt
Seine erste Boxengassen-Raser-Strafe kann als Kunstfehler bewertet werden, den zweiten Bock beim Virtual Safety Car nahm Magnussen auf die eigene Kappe. "Ehrlicherweise war das mein Fehler", gab er zu. "In der Formel 1 kannst du während eines Virtual Safety Car zwischen der Safety-Car-Linie 1 und der Boxengasse Gas geben. Ich wusste nicht, dass die Regeln in der WEC anders sind. Ich habe das Reglement eingängig studiert, aber davon wusste ich nichts."
In der Langstrecken-WM gilt die Vorgabe: Nach der Ansage eines Virtual Safety Car müssen alle Autos auf 80 km/h runterbremsen und den Abstand zum Vordermann einhalten. Die Boxengasse bleibt in dieser Zeit geöffnet, um Reifen zu wechseln oder nachzutanken. Die Hersteller haben sich mit der Rennleitung darauf verständigt, dass zwei Runden nach einem VSC eine echte Safety-Car-Phase ausgerufen wird.
Anders läuft es in der Formel 1, wo Magnussen zwischen 2014 und 2024 185 Grands Prix bestritt: Die Regeln besagen, dass alle Fahrer während eines VSC ihre Geschwindigkeit an das durch das FIA ECU festgelegte Delta-Zeit-System anpassen müssen. Zwischen der Safety-Car-Linie 1 und der Pit-Entry-Line kann die Delta-Zeit jedoch ignoriert werden, weil in diesem Bereich die Fahrer in die Boxengasse einfahren könnten.
"Immerhin weiß ich jetzt Bescheid", meinte Magnussen, der seit dem Jahresbeginn fünf Langstrecken-Rennen für seinen neuen Arbeitgeber BMW - drei in der WEC sowie zwei in der IMSA - absolviert hat. "Das Team hat sich gut von den zwei Strafen erholt", fügte er an. "Ein Punkt ist besser als nichts. Rückblickend ist P10 aber natürlich ein enttäuschendes Ergebnis."
Spannend: Nur BMW setzt auf Soft-Reifen-Strategie
Es wäre spannend geworden, zu erleben, wie sich die schnellen BMW-Prototypen ohne die Strafen bei der #15 und ohne schleichenden Plattfuß sowie Brems-Defekt am #20 Auto gegen die Konkurrenz von Ferrari und Alpine geschlagen hätten, denn: BMW setzte im Rennen auf eine höchst unübliche Herangehensweise und fuhr zumeist mit den Soft-Reifen, während die Konkurrenz geschlossen auf die Medium-Mischung vertraute.
"Mit den Softs lief es gut", sagte Magnussen. "Mit den Medium-Reifen hatten wir ein paar Schwierigkeiten, vor allem bei unserem Auto. Deshalb entschieden wir, den Start mit Softs zu fahren, um zu schauen, wie es läuft. Wir sind dann bei dieser Reifenwahl geblieben." Der eine oder andere Konkurrent hielt diesen Ansatz für eine Fehlentscheidung, aber bei BMW schien es lange zu funktionieren. Rene Rast und Robin Frijns kämpften zeitweise sehenswert um Podestplätze, bis die #20 rund 20 Runden vor dem Zieleinlauf aus Sicherheitsgründen abgemeldet wurde.
"Unsere Pace war ordentlich, auch wenn wir nicht die Schnellsten im Feld waren - aber wir haben strategisch klug agiert und konnten so im Spiel bleiben", sagte Frijns, der sich die #20 nur mit Rast teilte, weil Sheldon van der Linde wegen seines parallelen IMSA-Starts in Laguna Seca verhindert war. "Von meiner Seite gab es richtiges Racing - mit ausgefahrenen Ellenbogen! Leider mussten wir gegen Ende wegen eines Bremsproblems aufgeben, was wirklich schade ist, denn ein Podium war definitiv in Reichweite."
Wie ging das WEC-Rennen in Spa aus und wer führt jetzt die WM-Tabelle an? Alle Infos, Ergebnisse und Tabellenstände findet du in diesem Artikel:
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