Allez les Bleus! Alpine erlebte beim sechsten WEC-Saisonrennen im texanischen Austin alles andere als sein blaues Wunder: Beste Saisonleistung statt böser Überraschung auf dem Kurs, auf dem die Franzosen als einziger Hersteller im Vorfeld aus Planungs- und Kostengründen nicht getestet hatten.

Zum ersten Mal fuhren die beiden Alpine A424 des WEC-Neueinsteigers in die Punkteränge. Die #35 Crew um Ferdinand Habsburg, Paul-Loup Chatin sowie Charles Milesi sorgte mit Platz fünf für einen Paukenschlag und das beste Teamresultat des Jahres. Ihre Teamkollegen im #36 Auto - Mick Schumacher, Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere - erreichten mit dem neunten Rang ebenfalls eine persönliche Bestleistung und punkteten zum zweiten Mal in Folge nach P10 in Sao Paulo.

Alpine überraschend vierte Kraft in der WEC

Zwar ist der Rückstand in der WM-Tabelle auf das Spitzentrio Toyota, Porsche und Ferrari gigantisch groß, doch Alpine hat sich auf Anhieb als vierte Kraft in der Langstrecken-Weltmeisterschaft etabliert. Nach dem bitterlichen Ausfall vor heimischem Publikum bei den 24 Stunden von Le Mans infolge von Motorschäden, folgte jetzt in Austin das pièce de résistance, die leckere Punkte-Hauptspeise.

Dabei hatte das 6-Stunden-Rennen alles andere als aussichtsreich für das Alpine-Duo begonnen. Der von Platz vier - bestes Qualifying-Resultat - gestartete Österreicher Habsburg kassierte frühzeitig eine Durchfahrtstrafe nach einer Kollision mit dem #2 Cadillac V-Series.R. Ein gut getimter Boxenstopp vor einer Full-Course-Yellow-Phase brachte die #35 in die Führungsrunde zurück.

Im #36 Schwester-Alpine wurde Startfahrer Matthieu Vaxiviere von Startplatz 13 bis auf P16 durchgereicht, weil die Strategen die Hart-Reifen für eine gute Idee gehalten hatten - dabei war die Medium-Mischung von Michelin eindeutig der Reifen der Wahl auf dem neuasphaltierten Formel-1-Kurs.

Während die Hypercar-Konkurrenz sich gegenseitig abschoss oder eine Strafe nach der anderen kassierte, machten die Alpine-Piloten ihr eigenes Ding und hielten sich über die 183 Runden größtenteils schadlos.

Alpine überzeugt mit Speed in Austin: Nur Toyota war schneller

Die Schlussfahrer Milesi auf der #35 und Schumacher im Auto mit der Startnummer #36 legten in der Schlussphase Doppel-Stints ein und erzielten in dieser Zeit die persönlichen Bestzeiten ihrer jeweiligen Crews: Milesi gelang eine 1:52.584 in Runde 130, Schumacher legte im 151. Umlauf mit einer 1:52.633 ähnlich rasant nach. Schneller war an diesem Sonntag nur Toyota-Pilot Kamui Kobayashi (1:52.564 Minuten).

Laut Angaben von 'The B Pillar' war Milesi obendrein im Durchschnitt seiner schnellsten Rennrunden hinter Kobayashi der zweitschnellste (1:53.546 Minuten im Schnitt seiner 46 besten von insgesamt 92 Runden) aller 49 Hypercar-Fahrer. Schumacher ordnete sich in dieser Liste als zweitbester Alpine-Pilot auf Rang sechs (1:53.702 Minuten im Schnitt seiner 43 besten von insgesamt 87 Runden) ein.

Milesi lag nach seinem letzten Boxenstopp eine Stunde vor dem Rennende an siebter Stelle, Schumacher kehrte als Zwölfter zum Schluss-Stint auf die Strecke zurück. Danach folgte die Alpine'sche Fluch nach vorne: Milesi überquerte den Zielstrich schließlich als Fünfter mit 1:10 Minuten Rückstand auf den siegreichen #83 Ferrari von AF Corse, Schumacher lief mit einer Runde Rückstand auf P9 ein.

Mick Schumacher nach Saison-Bestleistung: "Gibt noch viel zu tun"

Als ein "überraschend positives Wochenende" beschrieb Habsburg den Texas-Ritt, während Schumacher sagte: "Es ist insgesamt ein starkes Teamergebnis, und ich bin froh, dass beide Autos in den Punkten gelandet sind. Wir bewegen uns in die richtige Richtung in unserer ersten Saison. Wir können mit dieser Leistung zufrieden sein, besonders mit dem starken Rennen des #35 Autos. Es gibt noch viel zu tun, also wollen wir weiterhin alles geben, um diesen positiven Schwung mit nach Fuji zu nehmen."

Beim vorletzten Rennwochenende des Jahres in Japan (13.-15. September 2024) hoffen die Alpine-Mannen erneut, von Motorproblemen verschont zu bleiben. Laut internationaler Medienberichte verzichten die Franzosen bis zum Saisonende auf eine mögliche Überarbeitung des 3,4-Liter-V6-Turbomotors aus dem Hause Mecachrome, bei dem die Ventile technische Schwierigkeiten ausgelöst haben sollen.

Mit Platz fünf in Austin hat Alpine das offenbar intern ausgegebene Saisonziel vorzeitig erreicht, wie Teamchef Philippe Sinault verriet: "Wir hatten gehofft, dieses erste Top-5-Ergebnis bis zum Ende des Jahres zu erreichen, und handelte sich hier nicht um einen Zufall. Nach den Schwierigkeiten in Le Mans hat jeder reagiert und seine Verantwortung übernommen, um überall dort Fortschritte zu machen, wo wir konnten, um unser Potenzial zu zeigen."