Mick Schumacher dürfte mit seiner Performance beim WEC-Qualifying in Austin alles andere als zufrieden gewesen sein. Der Alpine-Pilot musste sich mit dem 13. Platz begnügen - sein schlechtestes Resultat bei seinem dritten Qualifying-Einsatz in der Langstrecken-WM nach zuvor zwei elften Startplätzen in Spa-Francorchamps und Sao Paulo. Die restlichen drei Zeitenjagden in Katar, Imola und Le Mans übernahm Teamkollege Nicolas Lapierre.
Umso ärgerlicher aus Schumachers Sicht, dass der Alpine beim WEC-Comeback in Austin deutlich mehr Potenzial hatte: Charles Milesi im #35 Schwesterauto führte den LMDh-Prototypen durch das Qualifying bis in die Hyperpole-Runde und belegte schließlich den vierten Platz. Es war das bislang beste Ergebnis für den französischen Autobauer.
Was wirklich hinter Mick Schumachers 'Tür-Problem' steckt
Kurz nach dem Qualifying auf dem Circuit of the Americas hatten auch wir berichtet, dass Schumacher durch ein Problem mit seiner Fahrertür eingebremst wurde. Die TV-Bilder zeigten, wie sich am Ende seiner zweiten Runde plötzlich die Tür geöffnet hatte und der 25-Jährige im Anschluss von der Rennleitung aus Sicherheitsgründen angewiesen wurde, sie sofort zu schließen.
Tatsächlich handelte es sich aber gar nicht um ein technisches Problem mit dem Verschluss, wie in der Vergangenheit bei Neel Janis Porsche in Spa und Nicklas Nielsens Ferrari in Le Mans zu beobachten gewesen war. Denn: Schumacher hatte die Flügeltür am blauen Alpine A424 selbstständig und mit Absicht händisch während der Fahrt geöffnet!
Das wahre Problem war nicht die Tür - sondern eine dicke, fette Wespe, die sich in Schumachers Cockpit verirrt hatte. Motorsport-Magazin.com konnte in Onboard-Aufnahmen sehen, wie das Flugtier es sich zunächst innen auf der Windschutzscheibe gemütlich machte, bevor es auf die Idee kam, in Richtung Schumachers Helm zu fliegen. Mick reagierte wie wohl jeder normale Autofahrer und öffnete flugs die Tür - im Straßenauto wäre es die Fensterscheibe - um sich der Wespe zu entledigen.
Schumacher gegen Ferrari-Trio: Keine Blockade-Untersuchung
Das klappte auch, aber dann traf Schumacher auf ein anderes 'gelbes Problem'. Und zwar in Form von Robert Kubicas gelb lackiertem #83 AF Corse Ferrari 499P, der sich auf der Strecke breitmachte und Schumachers Zeitenjagd etwas beeinträchtigte. Damit war die potenzielle schnelle Runde hin, und in den folgenden zwei Umläufen bekam es der Rennfahrersohn auch noch mit den beiden Werks-Ferrari zu tun.
"Auf meiner schnellsten Runde hatte ich den #50 Ferrari im kompletten dritten Sektor vor mir", wurde Schumacher von Sportscar365 zitiert. "Und auf meiner ersten Push-Runde war die #83 ziemlich eindeutig vor mir. Offenbar schaut man hier in der WEC nicht so sehr auf das Blockieren wie in der Formel 1."
Schumacher erklärt: "Plötzlich flog da diese Wespe herum"
Der Wespen-Vorfall war also das nicht das eigentliche Problem, warum Schumacher den Sprung in die Hyperpole-Runde der Top-10 aus dem Qualifying verpasste. Rund drei Zehntelsekunden fehlten dem WEC-Debütanten auf den rettenden zehnten Platz, der den Einzug in die Hyperpole bedeutet hätte.
Nervig war die tierische Begegnung im nur zwölfminütigen Zeittraining trotzdem: "Plötzlich flog da diese Wespe herum, dann flog sie nach vorne ins Cockpit. Sie saß auf der Windschutzscheibe. Ich war happy, dass sie dort war, aber plötzlich flog sie in Richtung meines Gesichts. Dann habe ich die Tür geöffnet, sie mir aus dem Gesicht gewischt und sie flog raus. Danach wurde ich angeraunzt, weil ich die Tür aufgemacht hatte."
Alpine ohne Test-Erfahrung bei WEC-Rennen in Austin
Für Schumacher und seine Teamkollegen Nicolas Lapierre sowie Matthieu Vaxiviere ist im heutigen 6-Stunden-Rennen (ab 20:00 Uhr live im Free-TV bei Eurosport 1 und ab 23:00 Uhr live bei Sport1) Aufholjagd angesagt. Nachteil für Alpine: Als einziger der acht Hersteller verzichteten die Franzosen auf die Teilnahme an privat organisierte Testfahrten Ende Juli. Vorteil: Danach wurden Teile des Kurses neuasphaltiert, womit sich der Erfahrungsrückstand zumindest etwas in Grenzen hält. Bei erwarteten Temperaturen von mehr als 30 Grad liegt der Fokus auf dem Management der Hart- und Medium-Reifen, die Michelin für den Formel-1-Kurs nominiert hat.
Schumacher und Co. erzielten beim letzten Rennen vor sechs Wochen in Sao Paulo ihren ersten WM-Punktgewinn mit Platz zehn. Charles Milesi und Paul-Loup Chatin aus dem Schwester-Fahrzeug konnten bereits elf Zähler ergattern, während ihr Teamkollege Ferdinand Habsburg zwei Rennen verletzungsbedingt verpasste. WEC-Debütant Alpine gilt als positive Überraschung der Saison 2024 und belegt in der Hersteller-Wertung mit 25 Punkten den vierten Platz hinter Spitzenreiter Porsche (126), Toyota (122) und Ferrari (109).
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