Sebastien Buemi ist nicht nur einer der erfahrensten, sondern auch der erfolgreichste Starter in der Geschichte der WEC: Der Toyota-Werksfahrer hat mit 25 Siegen die meisten aller Piloten auf dem Konto, darunter vier Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans. Doch beim 6-Stunden-Rennen in Austin brannten dem Schweizer offenbar kurz die Sicherungen durch.

In der vierten Rennstunde (Runde 129) kam es zu einer äußerst heiklen Situation beim Kampf um Platz sechs zwischen Buemi und Porsche-Fahrer Kevin Estre. Der Toyota-Pilot fuhr dem #6 Porsche 963 während seiner Outlap mit kalten Reifen auf der Gegengeraden bei hoher Geschwindigkeit gleich mehrfach in die Seite - und das sogar abseits der Strecke! "Das war aggressiv", urteilte auch Buemis früherer Toyota-Teamkollege und heutiger TV-Experte Anthony Davidson.

WEC Austin: Mehrfach-Kollision zwischen Toyota und Porsche (02:25 Min.)

Sebastien Buemi doppelter Verlierer bei Porsche-Crash

Buemi verließ das kontroverse Duell mit Estre als doppelter Verlierer: Zunächst musste er den #8 Toyota GR010 Hybrid wegen eines Reifenschadens hinten links umgehend wieder an die Box schleppen. Obendrein verhängte die Rennleitung gegen den 35-Jährigen eine 30-Sekunden-Boxenstoppstrafe sowie zwei Strafpunkte.

Nach einer weiteren Durchfahrtstrafe wegen Missachtung blauer Flaggen belegten Buemi und seine Teamkollegen Brendon Hartley sowie Ryo Hirakawa mit 2 Runden Rückstand den 15. Platz. Das Schwesterauto (Conway, Kobayashi, De Vries) verpasste unterdessen den Sieg mit nur 1,7 Sekunden Rückstand auf den Privat-Ferrari von AF Corse (Kubica, Shwartzman, Ye).

Buemi-Strafe in Austin: Unnötig, absichtlich und gefährlich

Zu Buemis Mehrfach-Kollision mit dem #6 Porsche (Estre, Lotterer, Laurens Vanthoor) in Kurve 11 fanden die Sportkommissare in ihrem Urteil sehr deutliche Worte: "Auto #8 (Buemi) drängte das Fahrzeug #6 (Estre) zweimal auf der Geraden mit hoher Geschwindigkeit ab, was zu zwei Kollisionen führte und Fahrzeug #6 von der Strecke ins Kiesbett nur wenige Zentimeter von der Mauer entfernt schob. Die Stewards kamen zu dem Schluss, dass der Fahrer von Fahrzeug #8 eine unnötige, absichtliche und gefährliche Bewegung gemacht hat."

Während Teamkollege Hartley das Manöver in einer Toyota-Pressemitteilung als einen "kleinen Fehler, der passieren kann", bezeichnete, nahm Buemi die Schuld auf sich und entschuldigte sich auch bei der Porsche-Crew: "Das war meine Schuld und es tut mir leid, weil das effektiv unser Rennen beendete. Bis dahin hat das Team fantastische Arbeit geleistet. Deshalb fühlt es sich schwierig an, sie hängen gelassen zu haben."

Porsche: Hohe Erwartungen, Ergebnis enttäuschend

Estre und seine Teamkollegen Andre Lotterer sowie Laurens Vanthoor überstanden den Toyota-Crash ohne größere Folgen und betrieben mit Platz sechs Schadensbegrenzung nach dem Start von P14. Ein noch besseres Ergebnis für die WM-Spitzenreiter verhinderte eine späte Durchfahrtstrafe für Estre wegen eines Gelb-Vergehens. Das Porsche-Trio behält die Führung in der WM-Tabelle knapp vor dem #7 Toyota.

"Wir sind mit hohen Erwartungen angetreten und vom Endergebnis enttäuscht", sagte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach. "Der enge Wettbewerb über sechs Stunden hat klar gezeigt, wie viele Autos mittlerweile bei der Musik sind - auch jene, die erst in diesem Jahr neu hinzukamen. Die reine Rundenzeiten-Performance im Rennen war okay. Unter den aktuellen Wettbewerbsbedingungen musst du weiter vorn starten, um auf das Podest fahren zu können."