Ein von Ferrari eingelegter Protest gegen das Ergebnis des WEC-Rennens in Spa-Francorchamps ist in der Nacht auf Sonntag abgelehnt worden. Um 00:12 Uhr urteilten die Sportkommissare, dass der Protest nicht zulässig sei, weil "Entscheidungen der Stewards unter dem FIA International Sporting Code nicht Gegenstand eines Protests sein können".
Ferrari AF Corse hatte am späten Samstagabend um 22:03 Uhr - gut eine Stunde nach dem Ende des verlängerten Rennens und Porsches Doppelsieg - beim Vorsitzenden der Sportkommissare gegen die Stewards-Decision Nummer 71 (Rennen wird um 1:44 Stunden verlängert) und damit faktisch gegen das vorläufige Rennergebnis protestiert.
Spa: Rennverlängerung kostet Ferrari Doppelsieg
Ferraris Unmut über die Abläufe des ursprünglich auf 6 Stunden angelegten Rennens kam wenig überraschend: Als die Rennleitung um 17:13 Uhr - knapp 2 Stunden vor dem eigentlichen Zieleinlauf - rote Flaggen in Folge des schweren Unfalls zwischen Earl Bamber (Cadillac) und Sean Gelael (WRT-BMW) schwenken ließ, lagen die beiden Werks-Ferrari 499P komfortabel in Führung und steuerten einem Doppelsieg entgegen.
"Wir halten die Entscheidung, das Rennen über die sechs Stunden hinaus zu verlängern, für fragwürdig", ließ sich Ferraris Langstrecken-Leiter Ferdinando Cannizzo später zurückhaltend in der Pressemitteilung des Herstellers zitieren. "Wir bedauern das sehr, denn wir sind überzeugt, dass der Ausgang anders hätte verlaufen sollen." Ferrari-Fahrer James Calado schob hinterher: "Dieses 'Sprintrennen' hätte nicht passieren dürfen."
FIA argumentiert Entscheidung mit fairem Wettbewerb
Nach den aufwendigen Reparaturarbeiten der Leitplanken und Fangzäune auf der Kemmel-Geraden entschieden die Sportkommissare, die während der roten Flaggen verlorene Rennzeit nachzuholen. Das ist per Sportlichem Reglement erlaubt. Damit wurde das Rennen um 1:44 Stunden verlängert. Während der Unterbrechung lief die Zeit gemäß des Reglements weiter und zum Zeitpunkt der angekündigten Verlängerung (18:56 Uhr) wären regulär nur noch 4 Minuten zu fahren gewesen - das hätte Ferraris sicheren Doppelsieg bedeutet.
Laut einem Schreiben der FIA sei das Ziel der Verlängerung gewesen, "allen Wettbewerbern sportliche Fairness zuzugestehen, weil sie ihre Strategien auf ein 6-Stunden-Rennen ausgelegt hatten. Das Rennen zu verkürzen, hätte bedeutet, dass manche Wettbewerber aufgrunddessen etwas gewonnen und andere etwas verloren hätten", zitierte Autosport den Weltverband.
So gewann Porsche überraschend das Spa-Rennen
Die Rennverlängerung wurde von vielen Teams und Fahrern (mit Ausnahme von Ferrari) sowie den zahlreichen Zuschauern (88.160 am Wochenende) begrüßt, die geduldig fast zwei Stunden lang während der Rot-Phase ausharrten.
Gleichzeitig brachte dieser eher ungewöhnliche Schritt praktisch die Vorentscheidung: Die späteren Rennsieger, der #12 Jota-Porsche (Stevens/Ilott), und der Zweitplatzierte #6 Penske-Porsche (Lotterer, Estre, Vanthoor) hatten kurz vor der Rotphase ihre Boxenstopps eingelegt und dadurch effektiv eine Minute Zeit gewonnen, während viele Konkurrenten inklusive der Ferrari direkt nach der Wiederaufnahme die Box zum Nachtanken ansteuern mussten. Während der Rot-Phase durften nur die Reifen gewechselt werden.
Mit Blick auf die reine Performance wäre Ferrari in Spa wohl kaum zu schlagen gewesen. Im Fahrerlager herrschte größtenteils Einigkeit: Die 499P-Hypercars waren der Konkurrenz in sämtlichen Belangen überlegen. Ganz ähnlich sah es vor drei Wochen in Imola aus, als Ferrari auf einen sicheren Doppelsieg zusteuerte, bis mehrere falsche Strategie-Entscheidungen das Werksteam weit zurückwarfen. Toyota staubte den Sieg beim Heimspiel der Scuderia ab.
Ferrari-Doppelführung nach großer Aufholjagd
In Spa übernahmen die Werks-Ferrari mit den Startnummern #51 (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) und #50 (Fuoco, Molina, Nielsen) erstmals zur vierten Rennstunde in Runde 86 die Doppelführung. Eine bemerkenswerte Leistung, schließlich war die #50 in Folge einer Qualifying-Disqualifikation vom 19. bzw. letzten statt vom 1. Platz gestartet. Das Schwester-Auto war von Position 10 ins Rennen gegangen.
Bis zum Rot-Abbruch konnte sich nur der #99 Proton-Porsche (Jani, Andlauer) mit dem unheimlich stark aufgelegten Julien Andlauer gegen die Ferrari wehren. Zu diesem Zeitpunkt belegten die späteren Sieger von Jota-Porsche nur den zehnten Platz, während der #6 Penske-Porsche auf P12 fuhr.
Die Boxenstopps der beiden Porsche vor dem Rennabbruch entschieden das Rennen, und die WM-Spitzenreiter Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor hatten dabei noch eine ganze Portion Glück: Der Boxenstopp lag nicht in der Stint-Strategie begründet, sondern wurde aufgrund eines Plattfußes am 963 nötig!
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