Jahrelang gab Toyota in der WEC den Alleinunterhalter und hielt die Langstrecken-Weltmeisterschaft damit in schwierigen Zeiten über Wasser. Mit dem neuentfachten Boom um die Hypercars erleben die Japaner eine lange nicht mehr verspürte Konkurrenz - und die kommt in rauen Mengen: Ferrari startet 2024 mit einem dritten 499 P in der Topklasse und Porsche führt sogar fünf 963 durch sein Werks- sowie zwei Kundenteams ins Feld der 19 Hypercars.

Wird es für Toyota bald Zeit, im Kampf um den WM-Titel nachzurüsten? Einen dritten GR010 Hybrid im WEC-Starterfeld wollte der langjährige Team-Direktor Rob Leupen zumindest nicht kategorisch ausschließen. "Vielleicht nächstes Jahr, vielleicht übernächstes, schauen wir mal", wurde er nach dem Saisonauftakt in Katar von Sportscar365 zitiert.

Dritter Toyota schon 2025 in der WEC?

Könnte sich schon 2025 ein drittes Toyota-Hypercar hinzugesellen? Leupen: "Wir müssen unsere Augen offenhalten. Man sollte die Möglichkeit nicht ausschließen. So etwas überprüfen und besprechen wir in jeder Saison." Zunächst einmal gehe es darum, sich auf das von Toyota Gazoo Racing betreute Zwei-Wagen-Programm zu fokussieren, nicht zuletzt wegen der technischen Überarbeitungen - wenn auch in überschaubarem Ausmaß - und mit Nyck de Vries einem Neuzugang im Cockpit.

"Mit diesen Änderungen wäre es schwierig gewesen, ein drittes Auto zu haben", erklärte Leupen. "Wir müssen uns die Frage stellen, worauf unser Fokus liegt. Bei all den neuen Teams wollen wir uns dieses Jahr auf die beiden Autos konzentrieren. Und Nyck de Vries tritt nach dem Abschied von Jose (Maria Lopez; jetzt im GT3-Lexus; d. Red.) in große Fußstapfen."

WEC Katar 2024: Highlights und Zusammenfassung vom Rennen (15:41 Min.)

Ferrari-Modell gegenüber Porsche-Prinzip bevorzugt

Sollte bei Toyota ein dritter GR010 Hybrid in Zukunft tatsächlich zu einem konkreten Thema werden, gilt es, regulatorische Bedingungen zu erfüllen: Laut dem Sportlichen Reglement darf jeder Hersteller nur zwei Fahrzeuge in der Hypercar-Klasse einschreiben. Weitere Modelle müssen von Kundenteams eingesetzt werden und treten in einem Weltcup für Privatiers statt in der WM-Wertung an.

Während Ferrari diese Voraussetzung erfüllt, indem ein dritter 499 P als privater Entry neben den beiden Werksautos vom Werksteam AF Corse betreut wird, verfolgt Porsche ein 'echtes' Kundenprogramm: Die Privatteams Jota (2 Autos) und Proton Competition (1 Auto) arbeiten unabhängig von Porsches Penske-Werksteam. Nur auf technischer Seite besteht mit den komplexen LMDh-Autos eine konstante Zusammenarbeit.

Von der Idee, einen vergleichsweise technisch noch aufwendigeren LMH-Toyota in die Hände eines unabhängigen Kundenteams zu übergeben, scheint man beim japanischen Autobauer nicht allzu überzeugt. Das Ferrari-Prinzip erscheint reizvoller, ließ Leupen durchklingen: "Vielleicht würden wir Ferraris Variante bevorzugen."

Wieso Porsche, Cadillac und Lamborghini in Le Mans mehr Autos haben

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Toyota-Trio in der WEC an den Start geht: 2017 rüsteten die Japaner bei den 24 Stunden von Le Mans um ein weiteres Auto auf, um nach dem Ausstieg von Audi gegen Porsche mit seinen beiden 919 Hybrid bestehen zu können - was sich als nicht erfolgreiches Unterfangen herausstellen sollte. Nachdem zum folgenden Jahr auch die Zuffenhausener den Stecker gezogen hatten, begann ab 2018 Toyotas fünf Jahre anhaltende Alleinherrschaft, für die zwei Werksautos vollkommen ausreichten.

Inzwischen ist es einem ausschließlich in der WEC eingeschriebenen Hersteller nicht mehr erlaubt, nur für das Saisonhighlight in Le Mans ein weiteres Auto einzuschreiben. Porsche, Cadillac und Lamborghini treten beim 24-Stunden-Rennen zwar mit größeren Kontingenten auf als bei den restlichen WEC-Saisonrennen, allerdings können sie auf ihre LMDh-Wagen aus der IMSA zurückgreifen. Toyota engagiert sich hingegen nicht in der US-Sportwagenmeisterschaft.

"Nach unserem Verständnis muss man ab diesem Jahr die gesamte Saison mit drei Autos bestreiten, nicht nur Le Mans uns Spa (letztes Rennen vor Le Mans; d. Red.)", sagte Leupen. "Das müssen wir in Betracht ziehen. Für uns kam diese Information für 2024 zu spät und wir müssen uns auf die beiden Autos fokussieren, die wir haben."

Toyota bei WEC-Auftakt in Katar abgeschlagen

Und da wartet nach dem ernüchternden Saisonauftakt in Katar einiges an Arbeit. Auf dem Wüstenkurs hatten die Japaner nach Veröffentlichung der Balance of Performance ohnehin ein schwieriges Wochenende erwartet, und so sollte es auch kommen. Der #7 Toyota GR010 Hybrid mit Neuzugang Nyck de Vries (P2 im Qualifying), Kamui Kobayashi und Mike Conway musste sich mit dem sechsten Platz begnügen.

Die #7 hatte ebenso einen Rundenrückstand auf den siegreichen Porsche, wie das Schwesterauto mit der Startnummer #8 (Sebastien Buemi, Brendon Hartley, Ryo Hirakawa), das sogar mit zwei Runden Rückstand nur auf dem zehnten Platz einlief. "Wir haben nicht die Pace, die anderen sind viel schneller", sagte der frühere Formel-1-Fahrer und Le Mans-Sieger Hartley. Der zweite WEC-Saisonlauf steigt am 21. April in Imola, einer weiteren neuen Strecke im Rennkalender.