Beim turbulenten Saisonauftakt der WEC in Katar erklomm eine neue Marke schon fast still und heimlich die Punkteränge: Alpine, das sein Renndebüt mit dem nagelneuen A424 im Wüstenstaat gab. Hatten zahlreiche Experten zumindest in den ersten Rennen nicht allzu viel vom LMDh-Prototypen der Franzosen erwartet, kann Alpine durchaus zufrieden auf das erste von acht Rennwochenenden in der Langstrecken-Weltmeisterschaft zurückblicken.
Der Alpine mit der Startnummer #35 um den Österreicher Ferdinand Habsburg und die beiden Franzosen Charlie Milesi sowie Paul-Loup Chatin überquerte die Ziellinie auf dem neunten Platz und rückte in Folge der nachträglichen Peugeot-Disqualifikation sogar auf Position acht nach vorne. Damit entpuppte sich Alpine vor den LMDh-Mitstreitern BMW und Lamborghini sowie Isotta Fraschinis LMH-Hypercar als erfolgreichster WEC-Neueinsteiger.
Mick Schumacher: 3:42 Stunden Fahrzeit bei WEC-Debüt
Der zweite Alpine mit der Startnummer #36 samt Langstrecken-Debütant Mick Schumacher, Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere verpasste auf Platz zwölf zwar die Punkteränge, hielt sich über die 9:55 Stunden Renndistanz allerdings frei von größeren Schwierigkeiten. Die #35 (333 Runden) wies zwei Runden Rückstand auf den siegreichen #6 Penske-Porsche (Estre, Lotterer, Vanthoor) auf, das Schwesterauto (332 Runden) zwei Umläufe.
Wie es in heutigen Motorsportzeiten so üblich ist, waren viele Augen auf den WEC-Rookie mit dem berühmten Nachnamen gerichtet, der an der Seite seiner erfahrenen Teamkollegen Lapierre und Vaxiviere die ersten Rennrunden in einem Auto mit Dach drehte. Und der 24-Jährige sammelte emsig Erfahrung wie Kilometer: Schumacher legte mit 128 Runden die meisten des #36-Trios zurück und kam auf eine Fahrzeit von 3:42 Stunden.
Schumacher: Schnellste Rundenzeit aller Alpine-Fahrer
Was Schumacher selbst wenig interessieren dürfte und wegen unterschiedlicher Rennsituationen bei Tag und Nacht nur bedingt aussagekräftig, aber dennoch notierenswert ist: Der Prototypen-Umsteiger fuhr in 1:42.014 Minuten die schnellste Rundenzeit aller sechs Alpine-Piloten.
Die Gesamtbestzeit ging auf das Konto von Porsches Daytona- und Bathurst-Sieger, dem Australier Matt Campbell, in 1:39.154 Minuten. Auf dem Losail International Circuit erreichte Schumacher einen Topspeed von 307,7 km/h mit dem 1.070 Kilogramm schweren und 693 PS starken Alpine A424.
Schumacher übernahm die #36 nach einem Doppelstint von Startfahrer Lapierre, der das Auto zuvor auf dem 14. Startplatz qualifiziert hatte. Das Schwesterauto mit Quali-Pilot Habsburg hatte das Rennen dahinter von P17 aufgenommen. Schumacher kehrte in den Abendstunden unter Flutlicht noch einmal zurück ins Cockpit, während Alpine auf einen Reifen-Mix aus harten (links) und Medium-Reifen (rechts) setzte.
Schumacher-Kollision mit Mustang ohne Folgen
Dass Schumacher mit seiner Erfahrung aus 43 Formel-1-Rennen keine Schwierigkeiten haben würde, einen Prototypen schnell über die Strecke zu pilotieren, hatte im Vorfeld niemand bezweifelt. Das bisher unbekannte Teamwork mit anderen Fahrern und vor allem das Management des gemischten Verkehrs mit Hypercars und GT3-Autos stellten die größeren Herausforderungen dar.
Das bekam Schumacher 'zu spüren', als er in den Mittagsstunden mit dem #77 Ford Mustang GT3 in Turn 6 kollidierte. Die Sportkommissare prüften die Situation und kamen zum Schluss, dass es sich um einen kleineren Vorfall gehandelt habe, der ohne Konsequenzen blieb. Einen heiklen Moment erlebte Schumacher am Abend, als er den Alpine nach einem Ausrutscher über auf der Strecke verteiltem Kies geradeso vor einem Mauereinschlag bewahren konnte.
Schumacher: "Pace für Punkte ein wenig unerwartet"
"Diese erste Rennwoche endet mit vielen positiven Eindrücken und vielen Erkenntnissen in der Welt des Langstreckenrennsports", wurde Schumacher in einer Alpine-Pressemitteilung zitiert. "Wir hatten die Pace, um für Punkte zu kämpfen. Das war ein wenig unerwartet, daher können wir darüber glücklich und stolz auf uns sein. Es ist großartig, dass das Schwesterauto punkten konnte. Wir haben ein starkes, vereintes und ehrgeiziges Team für die nächste Runde, und wir alle freuen uns bereits auf Imola."
Vor dem nächsten WEC-Lauf im italienischen Imola am 21. April 2024, kann die Alpine-Mannschaft auf mehr als 2.500 Streckenkilometern bei den Testfahrten zu Beginn der Woche, den Freien Trainings und den ersten Runden unter Rennbedingungen aufbauen. Während der gesamten Entwicklungsphase hatte Alpine zuvor rund 15.000 Testkilometer abgespult.
"Wir wussten, dass es eine Herausforderung sein würde, mit einem zehnstündigen Rennen auf einer neuen Strecke zu starten, aber wir sind mit dieser Leistung zufrieden", sagte der erfahrene Philippe Sinault, Teamchef von Alpines WEC-Einsatzteam Signatech. "Wir sind ein sauberes Rennen gefahren und mit unseren beiden Autos ins Ziel zu kommen. Eines davon erreichte die Top-10, was eine schöne Leistung war. Wir haben einen weiteren Schritt nach vorne gemacht, wissen aber, dass noch ein langer Weg vor uns liegt."
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