Ob das gutgeht? Neueinsteiger Isotta Fraschini setzt in der WEC auf zwei junge Fahrer, die über höchst überschaubare Erfahrung im Motorsport verfügen und den meisten Fans gänzlich unbekannt sein dürften. Der 19-jäjhrige Carl Bennet, Antonio Serravalle mit seinen 21 Jahren und der deutlich erfahrenere Jean-Karl Vernay (36) bilden das Fahrer-Lineup des italienischen Teams beim Saisonauftakt in Doha, Katar (02. März 2024).

Dieses Trio soll es in der Hypercar-Topklasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft mit Schwergewichten wie Toyota, Ferrari, Peugeot, BMW oder Porsche aufnehmen, die natürlich allesamt auf hochdekorierte Profi-Rennfahrer setzen. "Ich bin sehr gespannt darauf, zu sehen, wie dieser Mix aus Jugend und Erfahrung in einer hochkompetitiven Serie wie der WEC funktioniert", meinte Isotta-Manager Claudio Berro.

Aus dem Formel-4-Nachwuchsauto ins Hypercar

Das dürfte eine größere Herausforderung werden, wenn man sich die Werdegänge der Fahrer anschaut. Der Thai-Amerikaner Bennet bestritt 2023 sein erst zweites Jahr im Automobilsport und fuhr Rennen in den amerikanischen, spanischen und brasilianischen Formel-4-Nachwuchsserien - überall mit überschaubarem Erfolg. Jetzt soll der Jungspund, der von Fernando Alonsos A14-Management betreut wird, ein LMH-Hypercar bändigen, das vor seinen ersten Kilometern unter Rennbedingungen steht.

Um sich zumindest etwas auf den 680 PS starken Rennwagen und überhaupt die Prototypen-Welt vorbereiten zu können, startet Bennet aktuell in der Asian Le Mans Series auf einem LMP2-Auto. In der Winterserie fährt er für das Team Duqueine, gleichzeitig Isotta Fraschinis Einsatzteam in der WEC. Der ursprüngliche Deal mit dem britischen Rennstall Vector Sport, der den Hybrid-Rennwagen namens Tipo 6 eigentlich ins Feld führen sollte, war Ende November kurzerhand geplatzt.

Ebenso kurzfristig verlief offenbar Bennets Verpflichtung: Eigentlich war der 20-jährige Nachwuchsfahrer Alejandro Garcia für das Cockpit vorgesehen und bereits von Isotta Fraschini bestätigt worden. Aus noch unbekannten Gründen kam es an diesem Donnerstag zu einem Tausch der Fahrer, Garcia ist damit raus. Der Mexikaner hätte zumindest etwas Erfahrung aus der FIA Formel 3 und der European Le Mans Series nach dem letztjährigen LMP3-Titelgewinn mitgebracht.

Zwei Fahrer - wenig Erfahrung

Mit dem 21-jährigen Antonio Serravalle traut sich Isotta Fraschini einen weiteren Fahrer ins Hypercar zu setzen, der über kaum Erfahrung im Langstreckensport verfügt. Der Kanadier startete 2023 erstmals bei den 24 Stunden von Daytona in der kleinen LMP3-Kategorie und 2021 sowie 2022 in der Indy-Lights-Nachwuchsserie - jeweils mit durchschnittlichen Resultaten.

Üblicherweise setzen Privatteams im Prototypen-Sport auf arrivierte Rennfahrer, die die Entwicklung eines Autos mit ihrem Feedback schneller vorantreiben können. Bei Isotta sitzen stattdessen zwei Piloten am Steuer, die sich in der Langstreckenwelt selbst erst einmal zurechtfinden müssen. Erfahrung war offenbar nicht der ausschlaggebende Faktor bei der Fahrerwahl...

Isotta-Fahrer Vernay: "Es wird nicht einfach"

Den Tourenwagen-Veteran Jean-Karl Vernay erwartet als dritten Fahrer eine Menge Arbeit, um das neue Team zusammenzuführen. Der frühere Audi-Werksfahrer aus Frankreich hat sogar einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans in der Tasche - der Erfolg in der GTE-Am-Klasse auf einem Matmut-Porsche liegt allerdings zehn Jahre zurück und datiert aus dem Jahr 2013, Vernays bislang letzter Saison in der WEC.

"Es wird nicht einfach, weil unsere Gegner superstark sind und viel Erfahrung haben, die uns fehlt", sagte Vernay, der maßgeblich an der Entwicklungsarbeit des Isotta-Rennwagens beteiligt war. "Aber ich freue mich trotzdem darauf."