Ferrari muss vor seinem WEC-Renndebüt mit dem brandneuen Hypercar in Sebring (Freitag, 17. März) das Chassis am #51 499P austauschen. Das gab der Autobauer aus Italien an diesem Mittwoch zum Beginn der ersten Freien Trainings auf der US-Buckelpiste in Florida bekannt.

Dem Austausch des Chassis vorausgegangen war ein Unfall von James Calado bei den zweitägigen Testfahrten (Prolog) am vergangenen Wochenende in Sebring. Der Brite war am frühen Sonntagmorgen während der Outlap in Kurve 1 gecrasht und in die Leitplanken eingeschlagen. Dadurch verlor die #51-Crew von Ferrari um Calado sowie seine Teamkollegen Antonio Giovinazzi und Alessandro Pier Guidi einen kompletten Tag.

Calado warnt vor schweren Unfällen

Calado führte seinen Kontrollverlust über den 680 PS starken Hybrid-Prototypen, mit dem Ferrari nach 50 Jahren in die Topklasse des Langstreckensports zurückkehrt, auf den Zustand seiner Reifen zurück. Seit dieser Saison verbietet die WEC aus Umweltschutzgründen, die Reifen in der Boxengasse vorzuwärmen. Eine Angelegenheit, die in den höchsten Klassen des Motorsports seit einer ganzen Weile für Diskussionen sorgt und teilweise Unverständnis auslöst.

"Ich fuhr aus Turn 1 heraus, das Lenkrad stand fast gerade und ich schaltete schnell in den vierten Gang hoch, damit die Räder nicht durchdrehen", beschrieb Calado den Unfallhergang bei Autosport. "Dann habe ich eine Bodenwelle am Kurvenausgang getroffen und das Auto verloren. Das zeigt, wie einfach es ist, auf kalten Reifen die Kontrolle zu verlieren, nachdem wir keine Reifenwärmer mehr benutzen dürfen. Das könnte zu einigen großen Crashes führen."

Ein potenzielles Sicherheitsthema, schließlich gehen unterschiedlichen Kategorien der WEC neben den Profis auch zahlreiche Amateur-Fahrer an den Start. Dass sich weniger professionelle Rennfahrer mit kalten Slicks extrem schwertun, hat die Vergangenheit in anderen Rennserien mehrfach gezeigt. Und während in Sebring Temperaturen um die 30 Grad herrschen - vom erwarteten Regen am Wochenende einmal abgesehen - dürfte das etwa beim dritten WEC-Saisonrennen in Spa-Francorchamps Ende April ganz anders aussehen...

Ferraris Hypercar-Aufgebot für die WEC 2023, Foto: Ferrari
Ferraris Hypercar-Aufgebot für die WEC 2023, Foto: Ferrari

Ferrari vor erstem WEC-Rennen mit 499P-Hypercar

Das ist aber noch Zukunftsmusik, am Wochenende blickt die Motorsport-Welt erst einmal auf das 'Super Sebring'-Event, bei dem die WEC und die US-Sportwagenmeisterschaft IMSA ihre Rennen an aufeinanderfolgenden Tagen austragen. Die Langstrecken-WM macht den Auftakt am Freitag mit dem 1.000-Meilen-Rennnen über eine Dauer von rund acht Stunden. Der nagelneue Ferrari 499P trifft auf die fünfmaligen Le-Mans-Sieger von Toyota, das Peugeot-Werksteam, die LMDh-Autos von Porsche sowie Cadillac und die Privatiers Glickenhaus wie Vanwall/ByKolles.

Ferrari setzt bei seinen beiden Hypercars vorrangig auf Fahrer aus dem bisherigen GT-Kader. Am Steuer der #50 wechseln sich Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen, im Schwesterauto #51 nehmen Calado, Giovinazzi und Pier Guidi Platz. Beim Prolog vor wenigen Tagen fehlten dem bestplatzierten Ferrari in der kombinierten Zeitenliste rund 1,1 Sekunden auf Spitzenreiter Toyota, wobei sich die Aussagekraft der einzelnen Rundenzeiten eher in Grenzen halten dürfte.

"Alles läuft gut, trotz des Problems, das wir im Prolog hatten", sagte Ferraris GT- und Sportwagenleiter Ferdinando Cannizzo. "An unserem Programm für das Rennen hat sich dadurch nichts geändert." Ferraris Sportchef Antonello Coletta ergänzte: "Die Erwartungen sind groß, aber wir sind uns bewusst, dass es vor allem in den ersten Rennen kein einfacher Weg wird und der Start in das Abenteuer in der Hypercar-Klasse bergauf gehen könnte. Wenn wir uns in Sebring ein Podium sichern können, wäre das ein tolles Ergebnis."