An diesem Wochenende könnte auf den Straßen von Singapur im Rahmen des Formel-1-GPs eine neue W-Series-Meistein gekrönt werden. Bereits vier Rennen vor Schluss befindet sich Jamie Chadwick in einer guten Ausgangslage ihren dritten Titel klarzumachen.

Doch bereits seit Jahren muss sich die Serie viel Kritik gefallen lassen. Sowohl die oft fragwürdige Qualität der Fahrerinnen als auch die bislang ausbleibenden Aufstiege in höhere Formelklassen werden häufig als Argument gegen die Serie, die sich selbst als Sprungbrett für Frauen in Richtung Formel 1 sieht, ins Feld geführt. Jetzt scheint das Überleben der Serie aber fundamental gefährdet zu sein.

W Series kämpft um Überleben

Das geht aus einem Bericht des britischen "Telegraph" hervor. Demnach befindet sich die Serie vor einem Schuldenberg. Zu Jahresende 2021 betrug dieser 7,5 Millionen Pfund (circa 8,9 Millionen Euro nach damaligem Wechselkurs), die Situation soll sich aber im laufenden Jahr nochmal verschlechtert haben. Die angespannte wirtschaftliche Lage in Großbritannien trägt noch ihren Teil zu den Probleme der Serie bei.

Die Rennserie habe noch mit mehreren Vertragspartnern offene Rechnungen zu begleichen, darunter auch Velocity Experience, die für den Betrieb der Hospitality an den jeweiligen Rennwochenenden zuständig sind. Es handele sich teilweise um Schulden, die mehrere Monate alt sind.

Die W Series befindet sich auf der Suche nach neuen Partnern, welche die Finanzierung der schon seit längerem angeschlagenen Rennserie sichern. Der Einstieg eines nicht näher benannten US-amerikanischen Investors sei diesen Berichten zufolge trotz bereits unterzeichneter Verträge nicht zustande gekommen.

Catherine Bond-Muir, die als CEO an der Spitze der W Series steht, sagte zur Sponsor-Situation der Meisterschaft: "Wir führen im Moment viele Gespräche und ich bin sehr optimistisch. Wir haben vom ersten Tag an kämpfen müssen. Es war immer ein Kampf, aber wir sind Kämpfer."

Das Personal, welches an der Strecke für die W Series im Einsatz ist, wurde für den ersten Asien-Trip der Serie überhaupt bereits dezimiert. Konkret geht es dabei um ein Team von Whisper TV, welches die Übertragung der Frauen-Meisterschaft produziert. Das Unternehmen, das unter anderem von Ex-Formel-1-Fahrer David Coulthard gegründet wurde, hält zudem große Anteile an der W Series. Dennoch ist die Live-Ausstrahlung des Rennens auf dem Marina Bay Street Circuit gesichert.

Jamie Chadwick könnte in Singapur ihren dritten W-Series-Titel klarmachen, Foto: Hankook
Jamie Chadwick könnte in Singapur ihren dritten W-Series-Titel klarmachen, Foto: Hankook

W Series 2022: Stehen die Amerika-Rennen auf der Kippe?

Das besondere an der W Series in den letzten Jahren war, dass sie im ansonsten kostenintensiven Geschäft ihren qualifizierten Fahrerinnen eine kostenlose Teilnahme bietet. Dazu kommen noch relativ hohe Preisgelder: Jamie Chadwick kassierte beispielsweise für ihre beiden Titel 2019 und 2021 jeweils 500.000 US-Dollar und kann aufgrund des klaren Meisterschafts-Stands auch 2022 mit dem Gewinn des Championats planen. Insgesamt werden 1,5 Millionen Dollar an Preisgeldern verteilt.

Ob die Serie aber diese lukrativen Preisgelder nach diesem Jahr überhaupt auszahlen kann, ist aufgrund der angespannten finanziellen Lage unklar. Derzeit gibt es noch keine Garantie dafür, dass die letzten beiden Rennwochenenden der Monoposto-Serie in Mexiko-City und Austin überhaupt ausgefahren werden.