Das W-Series-Rennen im Rahmen des Formel-1-Wochenendes in Singapur ist das vorerst letzte der reinen Frauenmeisterschaft. Das gab die Rennserie am Montag bekannt. Demnach müssen die letzten beiden geplanten Meisterschaft-Runden im Rahmen des USA-GPs und in Mexiko abgesagt werden.

Serienchefin Catherine Bond-Muir sagte: "Mit großer Traurigkeit und Enttäuschung geben wir bekannt, dass unsere mit Spannung erwarteten letzten drei Rennen der Saison 2022 in Austin und Mexico City nicht stattfinden werden."

Investor-Deal geplatzt: W Series vor dem Kollaps

Der Grund dafür sind massive Geldprobleme der Serie. Wie im Rahmen des Rennwochenendes in Singapur bekannt wurde, stand die W Series bereits zu Beginn des Jahres vor einem millionenschweren Schuldenberg. Nachdem 2022 auch ein Investor trotz bereits unterzeichneter Verträge der Serie keine Geldmittel zukommen ließ, hat sich die Situation noch verschlimmert, sodass das Überleben der Meisterschaft auf der Kippe steht.

"Als Start-up-Unternehmen, das sich erst in der dritten Saison befindet, arbeiten wir stets hart daran, eine regelmäßige Finanzierung sicherzustellen, während wir unser Geschäft weiter ausbauen. Aufgrund jüngster unvorhergesehener Umstände, die außerhalb der Kontrolle der W Series liegen, haben wir die uns vertraglich zustehenden Mittel nicht erhalten. Daher waren wir gezwungen, die unglückliche Entscheidung zu treffen, unseren geplanten Kalender in dieser Saison nicht zu erfüllen", so Bond-Muir.

Bereits in Singapur musste die Übertragung der W-Series-Sessisons radikal nach unten gefahren werden. Aufgrund einer starken Dezimierung des vor Ort aktiven Personals wurde beispielsweise die Trainings-Session nicht übertragen und auch rund um die Strecke nicht ausgestrahlt. Whisper TV, ein Unternehmen von Ex-Formel-1-Fahrer David Coulthard, war für die Übertragung zuständig. Der ehemalige McLaren-Pilot ist ebenfalls eng mit der Meisterschaft verzahnt.

Ein Ende der Serie soll diese Ankündigung jedenfalls nicht zur Folge haben. Mittelfristig plant die W Series für die kommende Saison noch mit einer Rückkehr. Im Moment müssen aber noch ausreichend Geldmittel organisiert werden, um das zu finanzieren. Bond-Muir deutet an, dass man bereits Interessenten an Land gezogen habe. "Wir sind zwar noch nicht in der Lage, eine offizielle Ankündigung zu machen, aber es gibt viele positive Gespräche", sagte sie.

Jamie Chadwick ist W-Series-Meisterin 2022

Jamie Chadwick ist mit dem vorzeitigen Ende der Meisterschaft offiziell zum dritten Mal in drei Saisons Meisterin in der Damenserie, die mit regionalen Formel-3-Boliden unterwegs ist. Chadwick war bereits in der Debüt-Saison der Serie das Maß aller Dinge und gewann in ihrer Karriere elf der 21 bisher ausgetragenen Rennen. In dieser Saison war Chadwick bei fünf von sieben W-Series-Läufen erfolgreich und führte die Punktetabelle trotz eines Ausfalls in Singapur mit 50 Zählern Vorsprung an.

Die W Series wurde 2018 gegründet und führte 2019 im Rahmenprogramm der DTM ihre erste Saison durch. Nachdem die Meisterschaft 2020 aufgrund der Corona-Pandemie pausieren musste, startete sie seit 2021 im Rahmen der Formel 1. Dabei hielt sie nicht nur in Europa Rennen ab, sondern startete 2022 mit zwei Läufen in Austin auch erstmals in Übersee.

Im Gegensatz zu anderen Nachwuchs-Formeln mussten sich die Fahrerinnen in der W Series nicht selbst um die Finanzierung ihrer Cockpits kümmern, sondern sie wurden in einem Auswahlverfahren ermittelt. Außerdem wurden sämtliche Einsatzboliden zentral verwaltet und von einem einzelnen Rennstall ausgestattet.

Die unterschiedlichen Teamnamen der Meisterschaft wurden in erster Linie aus Sponsorenzwecken installiert. Gleichzeitig erwartete die Siegerin ein Preisgeld von 500.000 Euro. Ob die Preisgelder für 2022 ausgezahlt werden können, ist aufgrund der finanziellen Situation aber zweifelhaft.