Sowohl Valentino Rossi als auch Jorge Lorenzo haben in diesem Jahr mehrfach betont, dass sie abseits der Strecke kein Problem miteinander haben. Doch immer wieder werden Spitzen gegeben, gefunden oder gestreut, um die den Krieg der beiden von der Strecke auch neben diese zu transferieren. Zuletzt wurde immer wieder betont, dass Rossis Entscheidung im Sommer 2010, ob er bei Yamaha bleibt oder nicht, auch davon abhinge, ob man dort seinen derzeitigen Teamkollegen Jorge Lorenzo weiterhin behalten würde. "Es wird gesagt, dass ein Champion von der Statur Valentino Rossis sich so seine Gedanken über Jorge macht", sagte Marcos Hirsch dem TV-Sender Cadena SER. "Was er tun sollte, ist glücklich sein, auf der Strecke kämpfen und ihn Mann-gegen-Mann schlagen und nicht strategisch vorgehen und sagen 'Hau ab hier' und 'Ich will dich hier nicht'."

"Seine psychologische Strategie, klare Nachrichten zu senden und dafür freundliche Journalisten zu benutzen, überrascht mich ein wenig", schimpfte Hirsch weiterhin über den Weltmeister. "Er ist nur ein weiterer Rivale, den es zu schlagen gilt. Ein Rivale auf einem unglaublich hohen Level, aber das ist auch schon alles. Es sind auch andere Fahrer auf der Strecke, die talentiert und schnell sind und du weißt nie, was passiert."

Besonderes Unverständnis zeigte Hirsch gegenüber dem, dass Rossi sich herausnimmt, Druck auf die Bosse des Werkes mit den drei Stimmgabeln zu machen. "Sie sind beide Angestellte von Yamaha", analysierte Hirsch nüchtern weiter und fügte an, dass er nicht verstehe, dass Rossi es sich erlauben könne, die Yamaha-Bosse "an die Wand zu drücken. Es wird gesagt, dass Rossi… das Verlangen spürt, seine Kämpfe in Hinterzimmern und im Flur auszutragen, um zu versuchen, sich eine Art Vorteil zu verschaffen." Dabei zielte er auch auf die Spielchen ab, die Rossi immer wieder mit seinen Konkurrenten wie Max Biaggi oder Sete Gibernau getrieben hatte.

Doch dass sich das Gespann Hirsch/Lorenzo davon unter Druck setzen lasse, sei nicht der Fall. Und erst recht wolle man die Entscheidung im nächsten Jahr pro oder contra Yamaha nicht von Rossi abhängig machen. "Wir werden uns anhören, was die Leute zu sagen haben, die zu uns kommen und mit uns sprechen wollen", stellte Hirsch fest. "Zusammen mit Jorge werden wir abwägen, was unserer Meinung nach das Beste für Jorges Karriere im Motorradrennsport ist. Wenn wir zum Beispiel zwischen den Optionen Suzuki, Honda und Ducati abwägen müssen, werden wir auf keinen Fall Notiz davon nehmen, ob Mr. Rossi will, dass wir gehen oder nicht."

Hirsch betonte außerdem, dass der Vizeweltmeister Lorenzo eine extrem stabile Psyche habe. "Rossi wird niemals in der Lage sein, Jorge aus dem Gleichgewicht zu bringen", gab er sich sicher. "Er hat dieses Jahr mühevoll versucht, ihn an das Limit zu treiben. Aber ich denke, dass er gewonnen hat, weil wir verloren haben."