Die Testfahrten von Chaz Davies auf der Ducati in Mugello sind beendet und jetzt heißt es für den Briten, warten. Er selbst war mit seinen zwei Testtagen ganz zufrieden, konnte aber nicht genau abschätzen, was Ducati entscheiden wird. Aufgrund der langen Warteschlange um die Plätze bei D'Antin rechnet er aber ohnehin eher damit, dass ein Testvertrag für ihn herausspringen könnte. Ein wenig Feedback bekam Davies von Livio Suppo, musste aber darauf verweisen, dass sich der Ducati MotoGP Projektmanager in ein paar Tagen mit einer genaueren Analyse melden wird.

Gegenüber den Motorcycle News erklärte Davies: "Er [Suppo] hat mir einen kleinen Hinweis gegeben, dass es bei D'Antin so aussieht, als sei die Mannschaft voll. Aber abgesehen davon hat er gesagt, dass sie definitiv an mir interessiert seien und dass sie ziemlich zufrieden mit dem sind, was ich in der Zeit gemacht habe, die ich auf der Maschine hatte. Er sagte, dass die D'Antin-Sache nicht zu sei, aber sie mag auch nicht offen sein, also muss ich nur abwarten und schauen, was passiert." Für Davies waren die letzten eineinhalb Monate jedenfalls eine Karrierewendung um 180 Grad. Im Vorjahr aufgrund von Budgetproblemen seines 250er-Teams aus der WM geflogen, fuhr er in diesem Jahr in den USA in der AMA Supersport, bevor er in Laguna Seca 30 Minuten vor dem zweiten MotoGP-Training von D'Antin gefragt wurde, ob er für den verletzten Alex Hofmann einspringen könne.

"Es ist lustig, wie sich alles dreht. Ich denke, das ist die Chance, die ich brauche und es wäre nett, eine Maschine für eine Saison in der MotoGP zu bekommen; vor allem auf einer Ducati, wo die Dinge im Moment gut laufen", meinte er. Davies Vorzug läge verständlicherweise bei einem Rennvertrag, wobei er aber auch einen Testvertrag nicht ablehnen würde, da der für ihn weitere Türen öffnen könnte. Bis er von Livio Suppo eine Entscheidung hat, will er jedenfalls alle anderen Vertragsgespräche auf Eis legen. Laut eigenen Angaben hat er mehrere Angebote aus den USA, um im kommenden Jahr wieder in der AMA zu fahren. "Ich habe in Amerika einige Dinge am Laufen und die werden jetzt einmal auf Eis gelegt. Ich hatte in Amerika ein gutes Jahr und es sind dort drüben einige Dinge auf Halt, aber es ist noch nichts abgeschlossen. Es gibt eine Chance, vielleicht in die Superbikes zu wechseln, aber ich habe auch ein paar Chancen, in der Supersport und der Formula Extreme zu bleiben."

Casey Stoner stand mit Rat, Tat und Putztuch zur Seite, Foto: Ducati
Casey Stoner stand mit Rat, Tat und Putztuch zur Seite, Foto: Ducati

Die MotoGP ist und bleibt aber auch Davies größtes Ziel und bei der Verfolgung desselben hat er auch eine prominente helfende Hand. Casey Stoner stand während der Testfahrten mit Rat, Tat und auch Körpereinsatz zur Seite. "Es war wirklich gut, ihn als Hilfe zu haben. Er war auf der Strecke und hat mir den Helm geputzt, also war es gut. Er wollte mir so viel wie möglich helfen und mir Feedback darüber geben, was ihm aufgefallen ist", erzählte Davies. Und für Stoners Ansichten war er dankbar, vor allem auch deswegen, weil der Australier im Moment auf einer Welle des Erfolges schwebt und den beinahe absoluten Überblick hat. "Er erklärte mir den Stil, wie man die Maschine wieder aufrichtet, wie man richtig beschleunigt und wie man die Maschine im letzten Kurventeil dreht. Er hat mir einfach erzählt, was in den verschiedenen Bereichen der Maschine seiner Meinung nach funktioniert."

Sein einziges Problem während der beiden Testtage war ein kleiner Sturz am Mittwoch, der ihn aber nicht weiter aus dem Takt brachte. Er arbeitete viel an verschiedenen Abstimmungen und Ducati konnte sehen, wie sich Davies auf einer Strecke anstellt, die völlig anders ist als Laguna Seca. Außerdem konnte man sehen, welche Art von Feedback er geben kann. Für Davies war aber auch die Geschwindigkeit eine neue Erfahrung. "Die Start-Ziel-Gerade in Mugello runter fährt man 205 Meilen pro Stunde [rund 330 km/h] und als ich auf die Bremse ging, war ich 30 Meilen [rund 50 km/h] schneller, als ich je gefahren bin. Die ersten Runden waren recht interessant und der kleine Anstieg auf der Geraden hebt das Vorderrad. Man ist auf Vollgas im höchsten Gang und die Front will in die Höhe gehen. Es ist also ziemlich wild." Ob es in Zukunft auch wild zugeht, wird er wohl bald wissen.