Es gibt viel zu tun, damit Yamaha im kommenden Jahr wieder ein Paket am Start hat, mit dem Valentino Rossi konstant an der Spitze und damit auch um den Titel mitfahren kann. Dessen ist sich Jeremy Burgess bewusst. Dabei sieht er einerseits Arbeit an der M1 selbst aber auch beim Reifenhersteller Michelin, von dem er sogar noch etwas mehr verlangt. "Ich würde klar sagen, dass sie [Yamaha] weniger Arbeit haben als Michelin. Ich denke, wenn wir etwas haben, dass an der Straße klebt, dann können wir schneller um die Kurven", sagte er den Motorcycle News. Und wenn es besser durch die Kurven geht, dann beginnt für Burgess eine Kettenreaktion, die im Endeffekt auch auf der Geraden Vorteile bringt.

Denn kann man das Gas früher öffnen, dann hat man zu Beginn einer Geraden schon mehr Geschwindigkeit, die man auch bis zu deren Ende mitnimmt, während man weiter Gas gibt. "Wenn du am Kurvenausgang Grip verlierst, dann verlierst du auch Top Speed und wenn die Reifen nicht beim Einlenken in die Kurve funktionieren, dann braucht man hinten raus Unterstützung vom Hinterreifen", erklärte er weiter. Mit wenig Grip steige aber auch das Risiko, dass das Heck ausbricht. "Sobald die Reifen auf dieser Art Maschine nachlassen, wird der Arbeitsbereich in der Bremszone sehr viel kritischer, weil er kürzer wird, also verliert man viel Zeit. Nimmt man dann noch den Rückstand beim Motor dazu, wird die Aufgabe dreifach schwer. Für uns wird es nächstes Jahr wichtig, auf dem Level von Ducati zu starten", sagte Burgess.

Den richtigen Fahrer glaubt man zu haben, Foto: Fiat Yamaha
Den richtigen Fahrer glaubt man zu haben, Foto: Fiat Yamaha

An der Maschine werde jedenfalls ständig weiterentwickelt, jetzt pocht Burgess noch darauf, dass der Kanten-Grip der Reifen besser wird. Deswegen will er auch eng mit Michelin zusammenarbeiten. "Ich denke, das Problem ist für jeden offensichtlich, der hinsieht. Wenn man Ducati aus der Gleichung ausnimmt und die Yamaha mit der Suzuki vergleicht: wir hatten in Misano zu Beginn des Rennens eine freie Strecke vor uns und wir konnten die Lücke nicht schließen. Wenn unsere Reifen brandneu sind und ihre Reifen brandneu sind, scheinen wir nicht denselben Speed zu haben." Früher war das laut Burgess weniger problematisch. Fuhr ein Fahrer auf Michelins vorneweg, dann sagte man sich, er sei einfach auf weichen Reifen und man würde ihn später einholen. Dieser Tage gebe es dieses Wissen und diesen Luxus nicht mehr. "Sie [Bridgestone] scheinen ihn [den Speed] über die Distanz zu halten."

Die restlichen Rennen in dieser Saison sieht Burgess deswegen auch als Testfahrten für das kommende Jahr an, damit man es einfach schafft, mehr Geschwindigkeit aus der Kurve mitzunehmen. Wovon er nach wie vor überzeugt ist, ist die Tatsache, dass man in diesem Jahr ein Paket aus Fahrer, Maschine und Reifen braucht, um mit Casey Stoner mitfahren zu können. "Wir haben einen guten Fahrer; wir wissen, dass wir diesen Teil des Pakets haben. Die Maschine ist auf manchen Strecken nicht so schnell wie die Ducati, aber in den technischen Sektionen können wir normalerweise den Unterschied machen, wenn wir den Gummi dafür haben", erklärte Burgess.

Was die Weltmeisterschaft betrifft, so hatte man die laut Burgess bereits nach Laguna Seca ad acta gelegt. Auf dem Sachsenring hatte man einen Rückschlag erlebt und auch davor konnte man nicht viel Ausrichten. Vor Le Mans hatte Rossi 21 Punkte Rückstand und nach Assen waren es immer noch 21. "Wir hatten also für eine lange, lange Zeit nichts von seiner [Stoners] Führung wettgemacht. Anzunehmen, dass wir das in fünf oder sechs Rennen schaffen könnten, war Wunschdenken." Doch es waren eben nicht nur die Reifen, die zu Saisonbeginn Yamaha auf dem falschen Fuß erwischt hatten, es war auch die Leistung der Maschine.

Wie Burgess erklärte, war es nicht nur sein Team, dass davon überrascht wurde, wie sehr man bei Ducati auf Höchstgeschwindigkeit gesetzt hatte. "Wir haben in der Vergangenheit aber Valentino schon solche Geschwindigkeitsnachteile wettmachen sehen und ich denke, die jetzige Kategorie gibt dir nicht so viel Arbeitsspielraum mit einem niedrigeren Top Speed wie die 990. Wenn wir nach vorne kommen, Casey und Ducati ärgern, dann haben wir eine Chance, das Schiff für eine Zeit zu steuern. Im Moment haben wir das nicht."