Unterhaltsam war es auf dem Sachsenring, aber auch für mich anstrengend. Denn ich war nicht nur zum Vergnügen dabei, sondern habe neben anderen Dingen auch für den MDR die Co-Moderation gemacht. Das war aber ganz interessant und nicht nur die Rennen boten einige interessante Aspekte.

Denn das ganze Wochenende war irgendwie verrückt, wenn man sich die Konstanz der einzelnen Fahrer ansieht. Am Freitag fuhr Rossi in den freien Trainings konstant schnelle Runden und Stoner war eigentlich alle drei Runden an der Box, um irgendetwas ändern zu lassen. Im Endeffekt hatte er dann zwar immer die schnellsten Zeiten, aber Rossi war der Beständigere. Deswegen hatte ich ihn gleich einmal fest auf meiner Liste für den Sieg am Sonntag. Am Samstag war es genau umgekehrt. Valentino hat nicht mehr so viel gute Zeiten hinbekommen, dafür aber auf einmal Stoner. Dadurch hatte ich dann Casey für den Sieg auf der Rechnung. Und am Sonntag war auf einmal Pedrosa dominant.

Auf jeden Fall war zu bemerken, dass die Hondas sehr stark geworden sind. In Assen hatte man das fast ein bisschen übersehen, obwohl die auf drei und vier waren. Nach dem Resultat vom Sachsenring, kann man sagen, dass das kein Zufall war, sondern die Werks-Hondas wirklich einen Schritt näher gerückt und konkurrenzfähig sind. Die Stärke hatten sie wohl schon in Assen, aber dort hat vielleicht das letzte Bisschen Selbstvertrauen gefehlt, um ganz vorne anzukommen. Jetzt haben sie sich aber deutlich an der Spitze zurückgemeldet.

Loris Capirossi war sein Podestplatz zu gönnen, Foto: Ducati
Loris Capirossi war sein Podestplatz zu gönnen, Foto: Ducati

Valentino Rossis Ausfall könnte damit zusammenhängen, dass der Sachsenring so viele Linkskurven hat. Denn von den 14 Kurven gehen elf nach links. Von daher ist es schon eine eigenartige Rennstrecke. Deswegen gehe ich davon aus, dass Rossi das Missgeschick passiert ist, weil er in den wenigen Runden bis dahin, die rechte Seite seiner Reifen nicht richtig auf Temperatur oder zum Arbeiten bekommen hat. Das dürfte ihm, als er innen an Randy de Puniet vorbei wollte, zum Verhängnis geworden sein.

Den Podestplatz absolut gegönnt habe ich Loris Capirossi. Denn er hat es sich verdient, die Lorbeeren auf der Maschine zu ernten, die er zum Großteil mitentwickelt hat. Dass Stoner solche Probleme mit dem Reifen hatte, konnte ich nach dem Samstag nicht wirklich verstehen. Wenn er nur annähernd seine konstanten Zeiten vom Samstag gefahren wäre, dann hätte Pedrosa nie eine Chance gehabt. Vielleicht hat er einen schlechten Reifen erwischt. Es kann durchaus passieren, dass man aus einer Serie einen Reifen herausgreift, der nicht so gut funktioniert, wie man das gewohnt ist. Oder er hat sich einfach vergriffen.

Dass die Motorrad-WM im kommenden Jahr mit allen drei Klassen in Indianapolis fahren wird, begrüße ich sehr. Denn es handelt sich schließlich um eine Weltmeisterschaft und es ist eigenartig, dass sie in den letzten Jahren mit den kleinen Klassen nie in Nordamerika war. Es stimmt zwar, dass spezielle Lärmauflagen die Rennen in Laguna Seca beschränken und deswegen nur die MotoGP fahren kann, aber eine Weltmeisterschaft - auch in 125cc und 250cc - sollte auf jedem Kontinent und in jedem wichtigen Land stattfinden. Deswegen freut es mich sehr, dass alle in Indianapolis fahren werden.

125er und 250er

Die kleinen Klassen konnte man auf dem Sachsenring gut und gerne als KTM-Festspiele bezeichnen. Was die Orangen dort gezeigt haben, war richtig stark, vor allem wenn man bedenkt, wie dominant Aprilia in den bisherigen Rennen war. So wie Honda in der MotoGP ist KTM in den kleinen Klassen wieder zurück. Das Wochenende war für alle sehr schwierig, denn es gab einen neuen Streckenbelag. Damit sollten einige Wellen beseitigt werden, allerdings wurden an anderen Stellen neue hinasphaltiert. Außerdem war der Belag schwer zu verstehen und es war nicht einfach, mit den Reifen über die Renndistanz zu kommen. Ich habe von vielen Fahrern gehört, dass sie das ganze Wochenende nie das richtige Vertrauen in den Grip gefunden haben.

Ich glaube, dass Jorge Lorenzo dieses Problem auch hatte und nie wirklich ein gutes Gefühl hatte. Er war nach dem Rennen auch nicht richtig sauer, obwohl er nicht ganz vorne mitfahren konnte. KTM scheint das Setup andererseits gefunden zu haben. Wobei ich sogar glaube, dass Mika Kallio das Rennen gewonnen hätte, wäre Hector Barbera nicht gewesen. Er hat wie früher einfach nur über die Stränge geschlagen. Ich weiß nicht, was man ihm ins Essen getan hat. Das hatte nichts mehr mit normalem Motorradfahren zu tun.

Hector Barberas Manöver hatten nicht mehr viel mit Sportlichkeit zu tun, Foto: Team Toth
Hector Barberas Manöver hatten nicht mehr viel mit Sportlichkeit zu tun, Foto: Team Toth

Schon im Zeittraining kam er in seiner Auslaufrunde Marco Simoncelli in den Weg und hat ihm damit eine schnelle Runde kaputt gemacht. Als sie dann gemeinsam in die Box gefahren sind, haben sie sich schon gegenseitig böse Gesten zugeworfen und dann hat der eine geschlagen und der andere getreten, wofür sie jeweils 2000 Dollar Strafe zahlen durften. Und meiner Meinung nach hätte Barbera im Rennen gleich noch 20.000 Dollar draufzahlen müssen. Das war eine Fahrt, die nichts mehr mit Sportlichkeit zu tun hatte. Wenn man innen in die Lücke rein fährt und das Motorrad auf der Linie halten kann, ist alles schön und gut und da kann es auch gern enger zugehen oder eine Berührung geben. Aber über mehrere Runden dieselben Fehler zu wiederholen und andere als "Anlieger" zu benutzen ist zu viel.

Fast noch weniger hinsehen konnte ich aber bei Alex de Angelis. Ich weiß nicht, wie man das noch erklären kann. Ich dachte, nach seinem Sieg in Valencia im vorigen Jahr wäre der Knoten aufgegangen. Er macht aber nach wie vor unglaublich viele Fehler in der letzten Runde. Es ist zwar schwer, in einem Rennen am Ende alles richtig zu machen, aber von außen ist es fast nicht mehr mit anzusehen, was ihm in der letzten Runde passiert. Wie er da bei den Kurven ausholt und aufmacht, wo er die Tür zumachen müsste. Damit macht er den anderen mehr oder weniger Geschenke.

In der 125er war Gabor Talmacsi ähnlich dominant wie Dani Pedrosa in der MotoGP. Am Ende hat er das Gas etwas zurückgehalten, sonst wäre sein Vorsprung noch größer gewesen. Ein Landsmann von ihm hat dazu einen schönen Spruch geprägt: er ist wie ein Löwe an den Ring gekommen. Talmacsi hat jedes Training dominiert und im Rennen war es ihm nicht mehr zu nehmen. Das war wirklich überragend.

Mattia Pasini hatte dafür nach seinen zwei Siegen wieder Pech. Gleich in der ersten Kurve ist er von hinten abgeschossen worden und ich glaube, er hat aufgegeben, weil nichts mehr zu holen war. Er war zu weit zurück, um auch nur einen Punkt zu erreichen. Seine Reaktion an der Box, als er trauernd auf der Maschine kauerte, ist wohl dem Frust entsprungen. Es hätte schon ein kleines Wunder gebraucht, damit er noch irgendwas in dem Rennen geholt hätte.