Valentino Rossi und Casey Stoner sind wohl die einzig beiden verbliebenen Fahrer, die in diesem Jahr noch um die Weltmeisterschaft in der MotoGP kämpfen; doch unterschiedlicher könnte die Stimmungslage der beiden nicht sein. Da ist einerseits Stoner, der auf der Erfolgswelle schwimmt und sich mit Team, Maschine und Reifen wohl auf dem stärksten Paket im Feld fühlen darf. Auf der anderen Seite ist Rossi, dessen fahrerische Qualitäten unbestritten sind, der aber nicht ganz ebenbürtiges Material zur Verfügung hat.

Doch auch wenn Rossi momentan nur 21 Punkte in der WM Rückstand hat, was im Vergleich zu den 51, die er im Vorjahr auf Hayden aufholen musste, wenig erscheint, so sieht er sich vor einer viel schwereren Aufgabe. "Nach Laguna [im Vorjahr] dachte ich, es wäre vorbei, aber danach wuchs mein Glaube Tag für Tag, dass es möglich wäre. Dieses Jahr ist die Sache etwas anders. Wir haben einen harten Rivalen mit einem guten Paket, also denke ich, dass ich zum Ende hin konstanter sein muss. Jetzt ist es Rennen für Rennen wichtig; es wird immer einen Kampf geben. Ein Punkt - jeder Punkt - ist sehr wichtig", sagte Rossi vor dem Sachsenring-Wochenende.

Doch nur mit Konstanz wird es diesmal nicht getan sein, weiß auch er. So habe er in der zweiten Hälfte der Vorsaison nicht immer alles für den Sieg riskiert und sei deswegen öfter als Zweiter ins Ziel gekommen, da er wusste, ein Fehler würde das Ende bedeuten. "In diesem Jahr wird es weniger Strategie sein, weil es in jedem Rennen ein größerer Kampf wird." Sein Sieg in Assen hat Rossi aber etwas Auftrieb gegeben, da er dort bis zum Ende voll angreifen konnte. Seiner Meinung nach darf er dafür auch Michelin danken, wo die Probleme der Vergangenheit zumindest im Trockenen überwunden scheinen. "Wir haben unser Potential im Trockenen schon in Donington gesehen und jetzt bin ich mit den Reifen zuversichtlich, dass wir mit Casey um den Sieg kämpfen können."

Eben jener Stoner findet momentan die beste Chance seines Lebens vor, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. "Ich bin noch immer in einer Phase der Flitterwochen. In den vergangenen vier Rennen haben wir gleich viele Punkte geholt [wie Rossi]. Ich habe ihm gegenüber nichts verloren - es ging etwas weg, wir haben es wieder gewonnen, es ging etwas weg und wir haben es wieder gewonnen", sagte er zu unseren Kollegen von Autosport. Erst zwei Mal hat der Australier in diesem Jahr das Podest verpasst und hofft nun darauf, dass es so weitergeht wie bisher.

Über die Weltmeisterschaft will er aber nach wie vor nicht nachdenken, da er bereits mit dem Erreichten glücklich ist. "Ich kann mich über diese Saison nicht beschweren. Ich habe es immer wieder gesagt: das ist mein Traum, wo ich momentan bin. Die Saison war bislang brillant. Wenn wir nicht gewonnen haben, dann waren wir auf dem Podium oder nahe dran, was das Beste war, das ich im Vorjahr erreicht habe. Ob wir gewinnen oder verlieren, wir machen den bestmöglichen Job. Das ist alles was wir tun können", erklärte er. Deswegen ist es ihm relativ egal, ob er am Ende der Saison ganz oben steht. "Ich denke, wir haben bislang eine großartige Saison und wir sollten stolz darauf sein, was wir geleistet haben."